idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.07.1997 00:00

Ökologisches Wirtschaften als Dienstleistung honorieren

Gudrun Fischer Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    AKADEMIE FUER TECHNIKFOLGENABSCHAeTZUNG IN BADEN-WUERTTEMBERG

    Akademie zur Land- und Forstwirtschaft im Land:

    Oekologisches Wirtschaften als Dienstleistung honorieren

    Die Zeit fuer deutliche Veraenderungen in der Agrar- und Forstpolitik ist reif. Ansonsten kann die Land- und Forstwirtschaft in Baden-Wuerttemberg kuenftig die an sie gestellten Ansprueche nicht mehr erfuellen: Sie soll, umwelt- und ressourcenschonend, hochwertige Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe produzieren. Natuerlich soll sie auch unsere Kulturlandschaft samt Biotop- und Artenvielfalt erhalten. Und schliesslich gilt es, im sich verschaerfenden internationalen Wettbewerb mitzuhalten.

    Lassen sich diese Ziele ueberhaupt gleichzeitig verwirklichen? Die Akademie fuer Technikfolgenabschaetzung in Baden-Wuerttemberg kam in einer breit angelegten Studie zu dem Ergebnis, dass eine nachhaltig angelegte Land- und Forstwirtschaft oekologischen Anspruechen genuegen kann, ohne dass oekonomische und soziale Aspekte darunter leiden muessen. Dabei koennten die vielgescholtenen Subventionen sehr wohl einen Ausweg weisen - wenn sie das Einkommen baeuerlicher und forstwirtschaftlicher Betriebe mit oekologischen Gesichtspunkten verbinden.

    In einem ersten Schritt erstellten 51 Experten verschiedener Disziplinen in 27 Gutachten erstmals einen UEberblick ueber die aktuellen Ansaetze zur nachhaltigen Entwicklung in der Land- und Forstwirtschaft. Im zweiten Projektteil bewertete die Akademie diese Ansaetze mit dem Ziel, konkrete und politisch umsetzbare Empfehlungen zu geben. So empfehlen die Wissenschaftler zum Beispiel, die naturnahe Waldbewirtschaftung auf allen Waldflaechen Baden-Wuerttembergs (immerhin 38 Prozent der Bodenflaeche des Landes sind mit Wald bestanden) zu etablieren und die private Waldwirtschaft dabei durch finanzielle Anreize zu unterstuetzen. Als weitere Massnahmen im forstwirtschaftlichen Bereich schlaegt die Akademie unter anderem vor:

    - Verstaerkte Nutzung von Holz durch attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen, da der momentane Holzzuwachs die Nutzungsrate deutlich uebertrifft - Verdoppelung derjenigen Waldflaeche des Landes, die der natuerlichen Entwicklung ueberlassen bleibt - Senkung der hohen Stickstoffeintraege in die Waelder.

    Im Bereich der Landwirtschaft werden die Forcierung integrierter Anbauverfahren, neue Vermarktungsstrategien und ein gezielter Umbau der agrarpolitischen Foerdermassnahmen vorgeschlagen. Die landwirtschaftliche Produktion kann nach Auffassung der Akademie besonders durch folgende Massnahmen umweltvertraeglicher gestaltet werden:

    - Flaechennutzung, die dem Standort angepasst ist

    - moderne Verfahrenstechniken fuer die Haltung und Fuetterung in der Viehwirtschaft sowie fuer die Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsduenger, wodurch mehr als 50% der (Ammoniak-)Emissionen vermeidbar waeren

    - Einhaltung moeglichst geringer Naehrstoffbilanzueberschuesse

    - gezielter Erhalt oekologisch wertvoller Kulturlandschaftsflaechen (z. B. Streuwiesen, Streuobstbestaende, Trockenrasen, Hecken)

    Natuerliche Ressourcen wie Boden, Wasser oder Wald muessen oekologisch vertraeglich genutzt werden, so dass kuenftigen Generationen ein Lebensniveau nach heutigem Standard ermoeglicht wird. Gleichzeitig muss nachhaltiges Wirtschaften fuer die Land- und Forstwirte aber auch oekonomisch attraktiv gestaltet werden, wenn die Betriebe in Baden-Wuerttemberg wirtschaftlich ueberleben sollen.

    Das Projekt der Akademie fasst erstmals alle aktuellen Ansaetze zur nachhaltigen Entwicklung in der Land- und Forstwirtschaft zusammen und bewertet sie. Schliesslich geben die Wissenschaftler konkrete und politisch umsetzbare Empfehlungen. Kernpunkt ist der schrittweise Umbau der flaechengebundenen EU-Ausgleichszahlungen zugunsten eines Oekopunkteprogramms, das die oekologischen Leistungen der Betriebe als Dienstleistung an der Gesellschaft honoriert. Das Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleichsprogramm (MEKA) des Landes koennte als bewaehrte, aber zu modifizierende Grundlage fuer ein solches Oekopunkteprogramm dienen.

    Die Ergebnisse des Projektes liegen jetzt als Publikationen vor:

    Linckh, G., Sprich H., Flaig, H., Mohr, H.: 'Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft - Voraussetzungen, Moeglichkeiten, Massnahmen', Springer-Verlag Heidelberg 1997, ISBN 3-540-61090-1 (erhaeltlich im Buchhandel)

    Linckh, G. Sprich H., Flaig, H., Mohr, H. (Hrsg.): 'Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft - Expertisen', Springer-Verlag Heidelberg 1996, ISBN 3-540-61088-X

    Linckh, G., Sprich H., Flaig, H., Mohr, H.: 'Voraussetzungen einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft' (Praesentation der Akademie fuer Technikfolgenabschaetzung in Baden-Wuerttemberg, zu bestellen ueber die Akademie, Fax 0711/9063-299)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).