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07.07.2011 09:40

Lesung im Theater im Viertel:„federmenschen: jüdisches in vers und prosa – Celan und die anderen“

Gerhild Sieber Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    „Die anderen“ sind die Autoren der Bukowina, die Gedichte aus dem Motivkreis der „Todesfuge“ verfasst haben. Norbert Gutenberg stellt Auszüge aus ihren Texten am Dienstag, dem 12. Juli 2011, um 19 Uhr im Saarbrücker Theater im Viertel vor. Zuvor referiert die deutsch-amerikanische Germanistin und Celan-Spezialistin Amy Colin von der Universität Pittsburgh über Dichtung aus der Bukowina.

    Das Theater im Viertel veranstaltet die Lesung zusammen mit der Fachrichtung Sprechwissenschaft und Sprecherziehung der Saar-Uni und dem Romanistik-Lehrstuhl von Patricia Oster-Stierle. In Oster-Stierles Seminar „Czernowitz an der Seine. Rumänische Schriftsteller in Frankreich“ ist Professorin Amy Colin am kommenden Dienstag ebenfalls zu Gast. Hier spricht sie über Bukowiner Dichterinnen, die in Paris gelebt haben. Das Seminar steht Interessierten offen. Es findet von 16 bis 18 Uhr in Gebäude C5 2, Raum 218.2, statt. Amy Colin hat kürzlich einen Band über das Frühwerk des Dichters Paul Celan zusammen mit ihrer Tante Edith Silbermann, einer Jugendfreundin Celans, herausgegeben.

    Paul Celan wurde 1920 im (heute ukrainischen) Czernowitz in einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. 1942 wurden seine Eltern deportiert und kamen ums Leben. Celan selbst wurde in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern festgehalten. Ab 1948 lebte er in Paris. 1952 erschien sein Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ mit dem vielbeachteten Gedicht „Todesfuge“, das den Mord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten thematisiert. „Todesfuge“ kann getrost als das Gedicht des 20. Jahrhunderts gelten, auch wenn Celan selbst das Gedicht als „viel bemüht“ bezeichnete. Zweieinhalb Monate vor seinem Freitod erschienen in der Zeitschrift „Neue Literatur“ die Gedichte „Er“ von Immanuel Weissglas und „Die Blutfuge“ von Moses Rosenkranz. Beide Dichter waren Jugendfreunde Celans. Zu jener Zeit soll Paul Celan, noch tief erschüttert von den Plagiatsvorwürfen der späten 1950er und 1960er Jahre, mit versteinerter Miene durch Paris geirrt sein. Nach seinem Tod fand man auf seinem Schreibtisch einen Gedichtband von Immanuel Weissglas.
    Die Lesung will die Texte von Weissglas, Rosenkranz und anderen nebeneinander stellen, nicht aber den längst hinfälligen Vorwurf aufgreifen, Celan habe abgeschrieben. Weissglas sprach von einer Art Wettstreit, in welchem sich Celan und andere zur Czernowitzer Zeit befunden hätten. Der Celan-Biograph John Felstiner wies darauf hin, dass Celan in jeder Zeile von Todesfuge „Wortmaterial aus der zerbrochenen Welt, von der das Gedicht Zeugnis ablegt“, verarbeite. Zu diesem Wortmaterial gehören eben auch diejenigen Texte, die im Theater im Viertel gelesen werden.

    Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
    Prof. Patricia Oster-Stierle
    Tel. 0681 302- 3007
    E-Mail: p.oster-stierle@mx.uni-saarland.de
    oder an: Prof. Norbert Gutenberg
    E-Mail: n.gutenberg@mx.uni-saarland.de


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    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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