Nr. 071 / 4. August 1997 / sho
Detektiv-Chemiker im Kanal: Unerlaubter Einleitung von Abwaessern auf der Spur
Einer ganz bestimmten Art von Umweltsuendern ist das Institut fuer Siedlungswasserwirtschaft, Prof. Hermann H. Hahn Ph.D., auf der Spur: In einem jetzt abgeschlossenen Projekt des Bundesministeriums fuer Bildung und Forschung (BMBF) hat es eine Methode entwickelt, mit der Einleitungen von Schadstoffen in die Kanalisation lokalisiert und damit auch die Verursacher ausgemacht werden koennen.
Die Verschmutzung der aquatischen Umwelt mit Schwermetallen und organischen Umweltschadstoffen ist neben der Luftverschmutzung und der Klimaveraenderung zu einem zentralen Umweltproblem geworden. Bei der Abwasserreinigung hinkt die Beseitigung von Problemstoffen durch chemische und biologische Verfahren der staendig steigenden Zahl von neuen bedenklichen Substanzen hinterher, was zu immer groesseren Schlammvolumina mit allen damit verbundenen Entsorgungs-schwierigkeiten fuehrt.
Die neue analytische Multimethode des Instituts fuer Siedlungswasserwirtschaft zur UEberfuehrung von ,schwarzen Schafen" unter den industriellen Einleitern erlaubt es, ein breites Spektrum fettloeslicher organischer Schadstoffe in Sielhaut und Klaerschlamm sowohl qualitativ zu identifizieren als auch quantitativ zu bestimmen. Die Sielhaut bildet sich als Biofilm in der Wasserwechselzone an der Kanalwand und hat die Eigenschaft, Schadstoffe aus dem Abwasser zu akkumulieren und ueber mehrere Wochen hinweg zu speichern.
Die Untersuchung der Sielhaut bietet die Moeglichkeit, Einleitungen von Schadstoffen zu lokalisieren: Da die Schadstoffe mit dem Abwasser stromabwaerts fliessen, ist die Sielhaut direkt nach einer Einleitestelle mit Schadstoffen belastet, die Sielhaut vor der Einleitestelle hingegen nicht. Von der Einleitestelle ausgehend, nimmt die Belastung der Sielhaut stromabwaerts ab. Daher kann rueckwaerts von gering belasteter Sielhaut bis zur Maximalbelastung eine unerlaubte Einleitung ausfindig gemacht werden.
,Waehrend man sonst die beruehmte Stecknadel im Heuhaufen suchen und an einer Vielzahl moeglicher Einleitestellen dauernd Proben nehmen muesste, ist der analytische Aufwand jetzt auf Abwasserproben an der ermittelten Stelle reduziert", beschreibt der Diplom-Lebensmittelchemiker Ernst Antusch vom Institut fuer Siedlungswasserwirtschaft die Vorzuege der neuen Methode, die darueber hinaus ohne toxikologisch oder oekologisch bedenkliche chlorierte Loesungsmittel auskommt.
Mit dem Verfahren wurden bereits Einleitungen organischer Schadstoffe ermittelt. Gefunden wurden aber auch Stoffe, die im Verdacht stehen, hormonelle Wirkungen bei Wasserlebewesen und Menschen sowie Fertilitaetsaenderungen hervorzurufen. Obwohl sich die betreffenden Industriezweige bereiterklaert haben, auf den Einsatz dieser Stoffe zu verzichten, sind sie nach wie vor im Abwasser zu finden. ,Mit der Analyse der Sielhaut koennen wir die Eintragspfade sowohl dieser als auch fast aller anderen gefaehrlichen oder bedenklichen organischen Schadstoffe ermitteln", so Ernst Antusch ueber die Erfolgsquote der neuen Methode.
Naehere Informationen: Dipl.-Geol. Ulrike Scherer, Institut fuer Siedlungswasserwirtschaft, Tel. 0721/608-3977, Fax 0721/607-151
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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