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18.01.2002 10:20

Zeitungen: Mit Projektteams der elektronischen Konkurrenz trotzen

Dr. Thomas Pleil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Eichstätter Doktorarbeit der Journalistik untersucht Zeitungsredaktionen

    Eichstätt, 18.01.2002 (upd) - Jeder Zeitungsleser weiß, dass die Nachrichtenfülle täglich einheitlich sortiert werden muss und die Zeitungsrealität deshalb vornehmlich aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Lokalem besteht. Doch warum haben die Zeitungsredaktionen seit mehr als 100 Jahren im Grunde dieselben Kernressorts? Die Welt, über die die Journalisten berichten, hat sich seitdem enorm verändert - und dennoch blicken die Zeitungen mit den gleichen Verarbeitungsstrukturen auf diese Welt. Oder doch nicht? Wie haben sich die Ressorts und die redaktionelle Arbeit im Detail gewandelt? Diesen Fragen geht eine Eichstätter Doktorarbeit der Journalistik nach, die jetzt als Buch unter dem Titel "Ressort, Sparte, Team. Wahrnehmungsstrukturen und Redaktionsorganisation im Zeitungsjournalismus" erschienen ist.

    Klaus Meier - bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Journalistik I der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt - untersuchte vier Jahre lang mehrere Zeitungsredaktionen, sprach mit Ressortleitern und Redakteuren und befragte 76 Chefredakteure. Die Forschungsergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild modernen Redaktionsmanagements. Die Befunde sind zum Teil überraschend und korrigieren manche bisherige wissenschaftliche Annahme über die Zeitungsredaktion. So stellte sich zum Beispiel heraus, dass Redakteure nicht nur als Einzelkämpfer am Schreibtisch ihre Beiträge recherchieren und schreiben, sondern durchaus im Team arbeiten können, wenn die Chefredaktion dafür neue Strukturen zur Verfügung stellt und die Teamarbeit fordert und fördert. Durch die gemeinsame Recherche beispielsweise eines Politik- und eines Wirtschaftsjournalisten können komplexe Themen besser erfasst und facettenreicher beschrieben werden.

    Auf Grundlage der Forschungsergebnisse entwickelt Meier eine Ressorttheorie, mit der redaktionelle Strukturen besser geplant und die journalistische Qualität verbessert werden können. Denn: "Innovative Redaktionen stellen sich immer mehr der Frage, wie sie sich in der harten Konkurrenz gegenüber den schnelleren elektronischen Medien behaupten können. Zeitungen müssen ihren Lesern genau das bieten, was Fernsehen, Radio und Internet nicht liefern können: zum Beispiel Hintergründe, Zusammenhänge und Einordnung über die aktuelle Nachricht hinaus", erläutert Meier.
    Jahrzehntelang seien jedoch die Zeitungsredaktionen in Deutschland strukturell auf eine aktuelle Nachrichtenverarbeitung ausgerichtet gewesen. "Die Routine war geprägt von der Devise: 'mein Ressort, mein Thema - dein Ressort, dein Thema'". Wichtige Themen seien links liegen gelassen worden, weil sich kein Ressort so richtig zuständig fühlte; andere Themen wurden doppelt bearbeitet. Erst seit Mitte der 90-er Jahre ist in den Redaktionen von einem großflächigen "Neubau der Ressorts" die Rede: Drei Viertel der 76 untersuchten Redaktionen arbeiten bereits mit ressortüberwindenden Modellen: von aktuellen Projektteams über Ressortgrenzen hinweg bis zur Auflösung der klassischen Fachressorts und dem Einsatz moderner Redaktionssysteme als Kommunikations- und Managementinstrumente.

    Klaus Meier - inzwischen Lehrstuhlvertreter an der FH Darmstadt - erhielt für die Dissertation den Preis der Eichstätter Universitätsgesellschaft

    Meier, Klaus: "Ressort, Sparte, Team. Wahrnehmungsstrukturen und Redaktionsorganisation im Zeitungsjournalismus" Konstanz 2002 (Verlag UVK), ISBN 3-89669-349-2, Preis: 34,- Euro.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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