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22.01.2002 11:00

Echte Vampire beißen nicht!

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Was hat Bram Stokers Dracula eigentlich mit dem Vampir des Volksglaubens gemein? Dieser und anderen Fragen geht der Bonner Historiker und Balkanologe Dr. Peter Mario Kreuter in seiner Dissertation "Der Vampirglaube in Südosteuropa" auf den Grund. Sein Fazit: Viele aus Film und Fernsehen bekannte Klischees haben mit dem Ursprung des Vampirglaubens nichts gemein.

    Vor dem kalten und fahlen Licht des Mondes zeichnet sich das auf einer Felsenklippe errichtete alte Schloss in scharfen Umrissen ab. Nur das Heulen der Wölfe zerschneidet die Stille der Nacht. Eine Fledermaus flattert aus einem Fenster des Schlosses und verwandelt sich in eine der gefürchtetsten Gestalten, die man sich vorstellen kann: einen Vampir. Er hüllt sein vor Angst gelähmtes Opfer in seinen Umhang und entzieht ihm mit einem Biss in den Hals sein Lebenselixier. Leider muss Balkanologe Dr. Peter Mario Kreuter diese Vorstellungen enttäuschen: "Der Vampir, den der Kinogänger zu sehen bekommt, reduziert sich nur auf wenige Klischees und hat mit dem Vampir des Volksglaubens nicht viel zu tun. Vieles wurde dem Vampir erst später angedichtet". So wird zum Beispiel vom Markenzeichen des Vampirs - der Biss in den Hals - in keiner historischen oder volkskundlichen Quelle berichtet. Vielmehr schien er seinen Opfern das Blut auf magische Weise aus der Distanz zu entziehen. Statt dessen wird dem Vampir im Volksglauben eine besondere Gabe zur Verwandlung nachgesagt: Neben der Gestalt bestimmter Tiere könne der Vampir auch die Form verschiedener Gegenstände annehmen, so der Balkanologe.

    Einen besonderen Schwerpunkt legt Kreuter in seiner Arbeit auf die Beantwortung der Frage, warum der Vampirglaube in Südosteuropa so stark verwurzelt ist. Kreuters Erklärungsansatz zielt auf die Lücken im christlich-orthodoxen Weltbild, welches besonders dem Totenkult kaum Beachtung schenkt. "Diese Lücken füllten die Menschen mit Versatzstücken aus dem viel älteren Volksglauben, da sich die orthodoxen Kirchen kaum mit Sterben und Tod auseinandersetzen", erklärt Kreuter. Gegenwärtig spielt der Vampirglaube in den Balkanländern jedoch kaum noch eine Rolle, aber, so Kreuter weiter: " Noch zu Beginn der 80Žer Jahre wurde aus einer rumänischen Stadt berichtet, dass ein vampirähnliches Wesen umginge und das Öl von Fahrradketten leckte."

    Wer etwas mehr über die wahre Wesensart des Vampirs erfahren möchte, kann dies nachlesen: Die Dissertation ist im Weidler-Buchverlag unter dem Titel: "Der Vampirglaube in Südosteuropa" erschienen. ISBN Nr.: 3-89693-709-X

    Ansprechpartner: Dr. Peter Mario Kreuter, Romanisches Seminar der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-7266 oder 0228/73-7592, E-Mail: 1283-349@onlinehome.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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