Bauern in Zimbabwe sind im Einkommen stark von den Verwandten in der Stadt abhängig. Stadtbewohner fühlen eine starke Bindung mit dem Land, von dem sie stammen. Dadurch gibt es kaum politische Gegensätze zwischen Land und Stadt, folgert Jens Andersson, Entwicklungssoziologe aus Wageningen.
Die Schilderung, die die Medien gewöhnlich von Zimbabwe geben, ist die eines großen Interessengegensatzes zwischen Stadt und Land. Die schwarzen Landbewohner wären Anhänger der Regierungspartei, die Land von weißen Bauern enteignen will. Die Stadtbewohner würden die Opposition vertreten. Laut Jens Andersson stimmt dieses Bild nicht. Die Interessen der Stadt- und Landbewohner sind stark miteinander verbunden.
Der Soziologe traut der Regierungspartei zu, den ungleichen Landbesitz zu überspitzen, um so die Aufmerksamkeit von der Wirtschaftskrise abzulenken, in dem sich das Land befindet. Die Regierung war nicht imstande, durch Industrialisierung die steigende Arbeitslosigkeit und das abnehmende Wirtschaftswachstum zu stoppen.
Jens Andersson hat mit Subvention der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) Einwohner des agrarischen Bezirks Buhera studiert. Obwohl Ackerbau die wichtigste ökonomische Aktivität ist, zeigt sich, dass sich die Bevölkerung Buheras vor allem auf Verwandten stützt, die in die Hauptstadt gezogen sind, um dort zu arbeiten. Ohne die finanzielle Unterstützung der verdienenden Familienangehörigen in der Stadt können die Bauern zum Beispiel kein Saatgut und Dünger kaufen.
Die Stadtbewohner sind ihrerseits sehr stark verbunden mit ihren Familienangehörigen auf dem Land. Zum Finden von Arbeit und Unterkunft in der Stadt sind Familienkontakte unentbehrlich. Zu Weihnachten geht fast jeder zurück zum Heimatort, schleppend mit Dingen, die sie in der Stadt gekauft haben. Jungens heiraten vor allem Mädchen aus demselben Gebiet. Oft entscheiden sich Stadtbewohner dazu, zurück zum Land zu gehen aus Verbundenheit mit ihrer Familie, und, weil dort ihre Vorfahren begraben liegen. Manchmal wechselt man sogar eine gut bezahlte Stelle in der Stadt mit einer schlecht bezahlten Position im Heimatort.
Der ungleiche Grundbesitz zwischen Weiß und Schwarz appelliert an ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl, das auch im Unabhängigkeitskrieg eine große Rolle spielte. Auch damals war laut des Entwicklungssoziologen die ungleiche Verteilung des fruchtbarsten Landes nicht der wichtigste Streitpunkt. Die Initiatoren des Kriegs waren keine Bauern ohne Land, sondern höher Ausgebildete, die während des Apartheidregimes kaum Karrieremöglichkeiten hatten.
Nähere Informationen bei Dipl.-Ing. Jens Andersson (Universität Wageningen, Abteilung Rurale Entwicklungssoziologie), Tel. +31 (0)317 484447 (Büro) oder +31 (0)317 413084 (privat), Email: jens.andersson@alg.asnw.wau.nl oder 2j@hetnet.nl Promotion am 4. Januar, Promotor
Prof. Dr. N.E. Long
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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