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27.11.1997 00:00

Hormonähnlich wirkende Stoffe

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Wissenschaftlicher Pressedienst Chemie 60/97 - 26. November 1997

    Erster BUA-Sachstandsbericht zu hormonaehnlich wirkenden Stoffen in der Umwelt:

    Noch viele offene Fragen, aber kein Anlaß fuer Katastrophen-Szenario

    Anlaeßlich des 4. Presseseminars der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 21. und 22. November 1997 in Koenigstein/Ts. legte der designierte neue Vorsitzende des Beratergremiums fuer Altstoffe (BUA), der Toxikologe Professor Dr. Helmut Greim, einen ersten Sachstandsbericht ueber hormonaehnlich wirkende Stoffe in der Umwelt vor. Sein Fazit: "Es ist noch keine abschließende Bewertung moeglich, die Bedeutung endokrin wirksamer Substanzen fuer die menschliche Gesundheit scheint jedoch geringer zu sein, als bislang befuerchtet."

    Als Grund fuer diese Aussage nennt der Bericht, daß sowohl die Wirkstaerke als auch die Konzentration der Stoffe um Groeßenordnungen niedriger sei als z. B. die der koerpereigenen Oestrogene. Unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. lokal auftretende sehr hohe Konzentrationen) koennen diese Stoffe aber durchaus ernste Auswirkungen auf die Umwelt haben, wie Beobachtungen an wildlebenden Tieren zeigen. Phytooestrogene, die natuerlicherweise in der Nahrung von Mensch und Tier vorkommen, werden dagegen, verglichen mit Umweltchemikalien und abhaengig von den Ernaehrungsgewohnheiten, in erheblich groeßeren Mengen aufgenommen. Sie zeigen aber ebenfalls eine viel geringere Wirkstaerke als koerpereigene Oestrogene.

    Wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Einfluß von Umweltchemikalien auf die Spermienzahl befassen, beruecksichtigen z. T. in unzureichender Weise andere wichtige Einflußfaktoren, so daß es zu widerspruechlichen Aussagen kommt und man daraus keineswegs eindeutige Zusammenhaenge zwischen der Abnahme der Spermienzahl und dem Auftreten solcher Chemikalien ableiten kann. Um die Frage moeglicher Veraenderungen der Spermienzahlen und die Ursache fuer erhoehte Hoden- und Brustkrebsraten zu klaeren, haelt das BUA sorgfaeltig durchgefuehrte epidemiologische Studien fuer dringend erforderlich. Studien zum Mechanismus der hormonellen Wirkungen waeren sicher auch weiterhin aufschlußreich. Doch vor allem sollen nach wie vor quantitative Aspekte im Vordergrund der wissenschaftlichen Arbeiten stehen. So sollten neben der Bestimmung der biologischen Wirkstaerke der verschiedenen Industriechemikalien, der Phytooestrogene und der koerpereigenen Hormone auch deren relative Anteile an der Gesamtbelastung des Menschen ermittelt werden.

    Die Frage, ob wir unsere Fruchtbarkeit und Ueberlebensfaehigkeit durch Industriechemikalien gefaehrden, stellt sich nach neuestem Kenntnisstand nicht mehr so bedrohlich dar, wie noch im vergangenen Jahr, als Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in Deutschland und weltweit weitere, umfassende Forschungsprogramme ueber hormonaehnlich wirkende Stoffe in Gang setzten. Unklar ist dagegen das Ausmaß der Wirkung auf die Umwelt.

    Aufgabe des Beratergremiums fuer Altstoffe ist es, in Deutschland die neuesten Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet von Zeit zu Zeit zusammenzufassen und zu bewerten. Das Gremium geht mit diesen und weiteren neuen Schwerpunktsetzungen aus dem Beratergremium fuer umweltrelevante Altstoffe hervor, das 1982 als Kooperationsgremium von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker angesiedelt wurde und mit seiner Arbeit entscheidend zur besseren oekologischen und oekotoxikologischen Bewertung von Industriechemikalien beigetragen hat.

    Der Sachstandsbericht "Hormonaehnlich wirkende Stoffe in der Umwelt" kann angefordert werden bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Abt. Oeffentlichkeitsarbeit, Postfach 900440, 60444 Frankfurt, Tel. 069/7917-325.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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