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29.01.2002 15:17

Mörtel für Entwicklungsländer und Kunststoff statt Sturz

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Dipl.-Ing. Jana Mickley und Dipl.-Ing. Michael Vogel heißen die Träger des För-derpreises 2001 der Kasseler-Beton-Betriebe. Die Kasseler-Beton-Betriebe GmbH & Co. KG (KBB) loben den Preis jährlich für die beste Diplomarbeit des Kasseler Fachbereichs Bauingenieurwesen aus.

    Kassel. Dipl.-Ing. Jana Mickley und Dipl.-Ing. Michael Vogel heißen die Träger des Förderpreises 2001 der Kasseler-Beton-Betriebe. Die Kasseler-Beton-Betriebe GmbH & Co. KG (KBB) loben den Preis jährlich für die beste Diplomarbeit des Kasseler Fachbereichs Bauingenieurwesen aus. Die Preisverleihung des Förderpreises 2001 fand am 29. Januar im Gießhaus der Uni statt. Dieses mal wurde der Preis auf zwei gleichwertige Arbeiten verteilt und mit je 3500 Mark dotiert.

    Beide Preisträger haben sich in hervorragender Weise mit spannenden wissenschaftlichen Fragestellungen befasst: Mit der Diplomarbeit "Applikationen von faserverstärkten Kunststoffen auf Mauerwerkswänden", die Dipl.-Ing. Michael Vogel als Diplom II-Arbeit bei Prof. Dr.-Ing. Werner Seim, Fachgebiet Baukonstruktion und Bauwerkerhaltung abschloss, hat er wichtige Vorarbeiten für eine praxisnahe, großangelegte Untersuchung im Bereich der Bauwerkserhaltung geleistet. Die auf Mauerwerk nachträglich aufgeklebten faserverstärkten Kunststoffe sollen, so der Forschungsansatz von Prof. Seim, die Tragfähigkeit gemauerter Wände soweit erhöhen, dass dadurch in zahlreichen Fällen etwa bei Durchbrucharbeiten für zusätzliche Wand oder Türöffnungen auf den Einbau eines Sturzes und aufwendige provisorische Abstützungen verzichtet werden kann: Dadurch lassen sich Umbaumaßnahmen kostengünstiger und schneller verwirklichen.
    Dipl.-Ing. Jana Mickley hat untersucht, wie Aschen verschiedener Nutzpflanzen eingesetzt werden können, um den in Entwicklungs- und Schwellenländern oft unbezahlbaren Zement für die Herstellung benötigter Baustoffe durch eigene, im Land vorhandene "Rohstoffe" zu ersetzen. Betreut hat die Arbeit Dr. rer. nat. Bernhard Middendorf, Fachgebiet Baustoffkunde. Mickley, die aus Halle stammt, verfasste ihre Diplom II-Arbeit auf englisch zum Thema: Chemical-mineralogical investigations of mortars prepared with active agriculture waste and burnt clay. Die Arbeit entstand in Kooperation mit der University of Calgary (CAN) und der Universidad del Las Villas in Santa Clara (KUBA). Die englische Examensform ermöglicht den potentiellen Nutzern sogleich einen sprachlichen Zugang und Nutzung der Erkenntnisse. Zahlreiche Aschen aus Nutzpflanzenresten wie Reisschalen, Zuckerrohr und Zuckerrohrbagasse, etc, Nebenprodukte aus der Agrarindustrie, besitzen puzzolanische Eigenschaften. D.h. diese Aschen reagieren mit Calciumhydroxid (Kalk) "hydraulisch" zu wasserunlöslichen Verbindungen, was mit einem gleichzeitigen Festigkeitsaufbau der daraus hergestellten Baustoffe verbunden ist. Der abgebundene Bindemittelleim aus Asche und Calciumhydroxid hat nach ausreichender Erhärtungszeit vergleichbare Eigenschaften wie abgebundener Zementleim, d.h., das Material kann auch ähnlich wie Zement eingesetzt werden. Der Einsatz dieser Pflanzenaschen, gemeinsam mit Kalk als Kalk-Puzzolan-Bindemittel, kann Schwellen- und Entwicklungsländern die Möglichkeit bieten, auch ohne das teure und oftmals nicht verfügbare Bindemittel Zement, Baustoffe (Mörtel, Hochloch-Mauerziegel, Dachziegel etc.) herzustellen und damit kostengünstig notwendigen Wohnraum zu schaffen.
    Weiterführend sind in Untersuchungen - gemeinsam mit der Universidad de las Villas, Santa Clara, Kuba und der University of Calgary, Kanada - Zuckerrohrbagasse und -stroh unverbrannt mit Ton zu Briketts gepresst worden. Diese Briketts wurden getrocknet und können in Entwicklungs- und Schwellenländern gezielt als Brenn- bzw. Heizmaterial eingesetzt werden. Der Verbrennungsrückstand, also die Asche, hat eine hohe puzzolanische Reaktivität, eben wegen der Kombination aus thermisch aktiviertem (gebranntem) Ton und Pflanzenasche und lässt sich als Zementersatz für die Erstellung von Baustoffen verwenden. Die Verwendung der Brikett-Verbrennungsaschen zur Herstellung von Baustoffen, speziell für Schwellen- und Entwicklungsländern war übergeordnetes Thema der Diplomarbeit von Jana Mickley.
    Annette Ulbricht-Hopf

    Kontakt und Information:
    Prof. Dr. Werner Seim, Tel.: (0561) 804-2625
    Dr. Bernhard Middendorf, Tel.: (0561) 804-2603


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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