Leipzig – Neue Medikamente gegen Hepatitis C vom Genotyp 1 könnten bis zu drei Viertel aller nicht vorbehandelten Patienten heilen. Die Heilungsrate steigt dadurch bei dieser Form um 30 Prozent, für viele Betroffene verkürzt sich die Therapie. Für Mitte September erwarten Ärzte die Zulassungsrichtlinien für die neuen Präparate. Welchen Patienten diese Mittel helfen und mit welchen Nebenwirkungen sie rechnen müssen, diskutieren Ärzte auf der „Viszeralmedizin 2011“ in Leipzig.
Der gemeinsame Kongress der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), deren Sektion gastroenterologische Endoskopie und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) findet vom 14. bis 17. September 2011 im Congress Center Leipzig statt.
In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut etwa 500 000 Menschen mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert. Blut überträgt die Viren – häufig durch Drogenkonsum mit verunreinigten Spritzen. Anfangs fühlen sich Betroffene müde und klagen über Juckreiz, Bauch- und Gelenkschmerzen. Bei mehr als drei Viertel der Infizierten bewältigt die körpereigene Abwehr das Virus nicht. Die Hepatitis C nimmt dann eine chronische Form an. Diese geht bei wiederum 20 Prozent einher mit einer Leberzirrhose – die Leber schrumpft. Daraus entwickelt sich oft Leberzellkrebs, der meist tödlich endet.
Je jünger die Patienten sind und je früher eine Therapie einsetzt, desto erfolgreicher wirkt sie. Vielfach bricht die Krankheit jedoch unbemerkt aus. „Lässt sich das Virus über mehr als ein halbes Jahr nachweisen, gehen wir von einem chronischen Verlauf aus“, sagt DGVS-Kongresspräsident Professor Dr. med. Peter Malfertheiner aus Magdeburg im Vorfeld der „Viszeralmedizin 2011“. Neue Medikamente lassen jetzt hoffen: „2011 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem sich nach einem Jahrzehnt eine neue Standardtherapie gegen Hepatitis C des Genotyp 1 etabliert“, ergänzt Professor Dr. med. Michael Manns, Hannover. Bislang kombinierten Ärzte zwei Wirkstoffe. Hinzu kommen jetzt als drittes sogenannte Proteaseinhibitoren. „Die Tripletherapie aus Interferon alpha, Ribavirin und einem der Proteaseinhibitoren Boceprevir oder Telaprevir heilt bis zu drei Viertel der nicht vorbehandelten Patienten“, sagt Professor Manns. Bei vielen Patienten verkürzt die Dreierkombination zudem die Dauer der Therapie von 48 auf 24 beziehungsweise 28 Wochen.
Trotz dieser offenbaren Vorteile erfordert die neue Therapie auch ein besonderes Nebenwirkungsmanagement, so die beiden Stoffwechselmediziner. Denn die Proteaseinhibitoren verstärken die so genannte Anämie – das Blut transportiert weniger Sauerstoff, die Betroffenen sind weniger belastbar. Mitunter ist auch der Geschmackssinn gestört und die Haut verändert sich. „Im Wesentlichen ist das Nebenwirkungsprofil jedoch bedingt durch pegyliertes Interferon und Ribavirin“, sagt Manns.
Die neue Hepatitis C Triple-Therapie gilt nur für HCV-Genotyp 1, nicht für andere HCV. Noch fehlt es auch an wirksamen Methoden für bisher schwierig zu behandelnde Patienten: Menschen mit Hepatitis C und HIV, Transplantations- und Dialysepatienten. Forscher arbeiten deshalb unter anderem an neuen Proteaseinhibitoren. Diese versprechen nebenwirkungsärmer zu sein und Patienten müssen sie täglich ein- statt dreimal einnehmen. Auf der Viszeralmedizin 2011 in Leipzig diskutieren Experten den Einsatz der neuen Medikamente und wie sich Nebenwirkungen minimieren lassen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Hepatitis C als „virale Zeitbombe“: Weltweit rund 170 Millionen HCV-Infizierten stehen rund 33 Millionen HIV-Infizierte gegenüber. Nur jeder vierte Erkrankte wird rechtzeitig erkannt. „So kann sich eine im Akutstadium gut heilbare Krankheit zur tödlichen Bedrohung für jeden Infizierten entwickeln“, betont Professor Manns. Neben einer frühen Diagnose sei eine qualifizierte Behandlung durch Spezialisten wichtig. Denn noch immer bliebe zu häufig selbst eine erkannte Hepatitis unbehandelt.
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Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz anlässlich der Viszeralmedizin 2011
Termin: Donnerstag, 8. September 2011, von 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 0107
Anschrift: Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin
Programmübersicht:
++Gastroenterologie – ein weites Feld: Neue Horizonte in der Therapie der Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Professor Dr. med. Dr. h. c. Peter Malfertheiner
Kongresspräsident DGVS, Universitätsklinikum Magdeburg
++Eine bessere Zukunft für Darmkrebspatienten – Wo liegen die Ansätze zur Prognoseverbesserung?
Professor Dr. med. Michael Betzler
Kongresspräsident DGAV, Essen
++Krebstherapie ohne Organverlust: Wie lässt sich Magenkrebs endoskopisch wirksam und schonend behandeln?
Privatdozent Dr. med. Siegbert Faiss
Vorsitzender Sektion Endoskopie, Hamburg
++Seltene Tumoren im Verdauungstrakt – neueste Therapien
Dr. med. Ulrich-Frank Pape
Charité–Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum
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Kongress-Pressekonferenz Viszeralmedizin 2011
Termin: Donnerstag, 15. September 2011, von 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: CCL Congress Center Leipzig, Vortragsraum 10, Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
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Kongress-Sitzungen:
Burning Questions: Hepatitis
Freitag, 16. September 2011, 8.00 bis 9.00 Uhr
Saal Kurt August Koelsch, CCL Congress Center Leipzig
Hepatitis C
Donnerstag, 15. September 2011, 17.00 bis 18.15 Uhr
Saal 1, CCL Congress Center Leipzig
Neue therapeutische Zielmoleküle bei Hepatitis C
Freitag, 16. September 2011, 11.00 bis 12.30 Uhr
Mehrzweckfläche 4, CCL Congress Center Leipzig
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Kontakt für Journalisten:
Pressestelle Viszeralmedizin 2011
Anna Voormann
Pf 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel: 0711 8931-552, Fax: 0711 8931-167
voormann@medizinkommunikation.org
schoner@medizinkommunikation.org
http://www.viszeralmedizin.com
http://www.dgvs.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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