„Mit Forschung gestalten wir unsere Zukunft. Sie muss nachhaltige Lösungen für drängende Fragen entwickeln, die auch für nachfolgende Generationen gut sind. Nachhaltige Forschung ist die Bedingung, damit wir dieses Ziel erreichen können“, sagte der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Professor Dr. Jürgen Mlynek, heute auf der Helmholtz-Jahrespressekonferenz in Berlin. Er zog eine positive Bilanz des vergangenen Jahres und gab einen Ausblick auf kommende Aktivitäten. Die große Herausforderung der nächsten Jahre werde der nun anstehende Umbau der Energieversorgung sein, für den die Helmholtz-Forschung wichtige Grundlagen liefere.
„Wir beteiligen uns aktiv am Umbau der Energieversorgung“
Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft betonte, dass auf dem Weg zur nachhaltigen Energieversorgung noch einige Hürden genommen werden müssen – sowohl technischer als auch gesellschaftlicher Natur. So ist die Frage nach zukünftigen Infrastrukturen genauso wichtig, wie deren gesellschaftliche Akzeptanz. Um die Sicht der Menschen in die Überlegungen mit einzubeziehen, haben sich vier Helmholtz-Zentren mit weiteren Partnern in der neuen interdisziplinären Helmholtz-Allianz „Zukünftige Infrastrukturen der Energieversorgung“ zusammengeschlossen.
„Die angestrebte Energiewende wird auch dazu führen, dass Angebot und Verbrauch stärker aufeinander abgestimmt werden müssen“, sagte Mlynek. Zukünftig reiche es nicht mehr, technische Innovationen zu entwickeln und bereitzustellen. Vor allem müssten organisatorische, wirtschaftliche und kulturelle Kontexte sowie die Einsicht in soziale und individuelle Akzeptanzmuster beachtet werden und in der breiten Öffentlichkeit ein besseres Verständnis der komplexen Zusammenhänge im Energiebereich etabliert werden.
Die Federführung der Helmholtz-Allianz liegt beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Helmholtz-Allianz nimmt noch in diesem Jahr ihre Arbeit auf und wird bis 2016 mit insgesamt 8,25 Millionen Euro durch den Impuls- und Vernetzungsfonds des Präsidenten gefördert.
„Wir forschen für den Menschen“
Mehr als die Hälfte der 17 Helmholtz-Zentren forscht für die nachhaltige Gesundheit des Menschen. Im Zentrum der Helmholtz-Gesundheitsforschung stehen chronische Volks- und Alterserkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Krebs, Diabetes, Lungenerkrankungen, Infektionskrankheiten, degenerative Erkrankungen des Nervensystems oder chronisch entzündliche Erkrankungen sowie deren Beeinflussung durch Umweltfaktoren und Lebensstil. Zusammen mit den Universitätskliniken, den Universitäten und anderen Forschungsorganisationen treibt die Helmholtz-Gemeinschaft die deutsche Gesundheitsforschung voran. Der translationale Ansatz steht dabei besonders im Vordergrund: Neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sollen auf kurzem Wege in die Klinik gelangen. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie der wichtigsten Volkskrankheiten“, sagte Jürgen Mlynek. Mit den im Juni dieses Jahres gegründeten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung soll diese Art der Zusammenarbeit noch stärker gelebt werden. Die Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt sich mit fünf ihrer Zentren maßgeblich an den neuen Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung: dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, dem Deutschen Krebsforschungszentrum, dem Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung sowie dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch.
„Wir stärken unser wissenschaftliches Profil“
Die Helmholtz-Gemeinschaft wächst stetig: Mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, das seit 1.1.2011 zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört, und dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), das zum 1.1.2012 der Gemeinschaft beitreten wird, stärkt die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands weiterhin ihr Profil. „Sowohl das Dresdner als auch das Kieler Zentrum passen von ihrer wissenschaftlichen Aufgabenstellung hervorragend zum Auftrag und der Mission der Helmholtz-Gemeinschaft“, so der Präsident.
„Wir ziehen eine positive Bilanz“
Die Helmholtz-Gemeinschaft blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Die grundfinanzierten Zuwendungen in 2011 liegen bei 2.203 Mio. Euro und sind im Vergleich zu 2010 um 8 Prozent gestiegen, insbesondere dank des Paktes für Forschung und Innovation. „Die Helmholtz-Gemeinschaft begrüßt ausdrücklich die Fortsetzung des Paktes für Forschung und Innovation“, sagte der Geschäftsführer Dr. Rolf Zettl. „Durch dieses wichtige Instrument können wir einen maßgeblichen Beitrag zur Weiterentwicklung der deutschen Forschungslandschaft leisten.“ Die Forschungszentren warben in 2010 Drittmittel in Höhe von 1.031 Mio. Euro ein. Auch das Gesamtpersonal der Helmholtz-Gemeinschaft ist um 5 Prozent gestiegen. Derzeit arbeiten ca. 31.000 Menschen in der Gemeinschaft
„Wir fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs und das Talentmanagement“
Die Helmholtz-Gemeinschaft investiert stark in die Aus- und Weiterbildung ihres wissenschaftlichen und administrativ-technischen Personals. Die vielfältigen Programme und Aktivitäten erfolgen sowohl auf Ebene der Zentren, etwa mit der praxisnahen Fachausbildung von jungen Frauen und Männern, als auch auf Ebene der Gemeinschaft, beispielsweise mit dem Managementtraining im Rahmen der Akademie für Führungskräfte.
Ein wichtiges Instrument der Nachwuchsförderung sind die Helmholtz-Nachwuchsgruppen: Das Programm hat sich sehr gut entwickelt und geht mittlerweile in die neunte Runde (Start 2003). Bisher wurden 131 Helmholtz-Nachwuchsgruppen durch das Programm gefördert, die mit 250.000 Euro pro Jahr für 5 Jahre gefördert werden. Jährlich bewerben sich bis zu 200 Interessenten für eine Nachwuchsgruppenleiterstelle, rund ein Drittel davon sind Frauen. „Obwohl schon viel getan wird im Bereich der Nachwuchsförderung, müssen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch stärker gefördert werden. Vor allem die Karriereperspektiven der 30- bis 40-jährigen wollen wir verbessern“, sagte Mlynek. Von Jahr zu Jahr steigt auch die Zahl der Rückkehrer und Ausländer, die sich für das Nachwuchsprogramm interessieren. Die Gemeinschaft müsse jedoch noch internationaler werden. „Das Know-how von qualifizierten Expertinnen und Experten muss aus der ganzen Welt kommen und in unsere Forschung einfließen.“
„Wir setzen uns für Chancengleichheit ein“
Mittlerweile beträgt der Frauenanteil in der Gemeinschaft 24 Prozent. Im Wissenschaftsmanagement auf Ebene der Instituts- und Abteilungsleitungen sind zunehmend Frauen beschäftigt. Insgesamt beträgt der weibliche Anteil in bestehenden wissenschaftlichen, technischen und administrativen Führungspositionen 19 Prozent, das sind 11 Prozent mehr als in 2009.
„Wir bauen auf strategische Partnerschaften“.
Kooperationen und strategische Netzwerke sind für exzellente Forschung unerlässlich – sowohl mit Industriepartnern als auch mit Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen. In 2010 forschten die Helmholtz-Zentren in 7.643 wissenschaftlichen Kooperationen und realisierten über 2.750 Kooperationsprojekte mit Unternehmen, die zu Drittmitteleinnahmen in Höhe von 150 Mio. Euro führten.
Zu den privilegierten Partnern der Helmholtz-Gemeinschaft gehören zweifellos die Universitäten. „Wenn es den Universitäten gut geht, geht es uns auch gut“, betonte Mlynek. „Beispielhaft für strategische Partnerschaften mit Universitäten sind unsere Helmholtz-Institute“, sagte Zettl. „Dadurch haben wir die Grundlage für eine dauerhafte enge Zusammenarbeit auf spezifischen Forschungsfeldern geschaffen“. Seit 2009 sind Helmholtz-Institute in Mainz, Jena, Saarbrücken und Ulm etabliert worden. Im August dieses Jahres kam ein weiteres hinzu. Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie hat das Ziel, neue Wege zu den Rohstoffen für die technologiestarke deutsche Wirtschaft zu erschließen. Im Mittelpunkt stehen Hochtechnologiemetalle wie Gallium, Indium, Germanium oder die zur Gruppe der Seltenen Erden gehörenden Elemente. Es wird gemeinsam durch das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und die TU Bergakademie Freiberg aufgebaut und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung jährlich mit bis zu fünf Millionen Euro unterstützt. Die Institute werden durch Bund und Länder gefördert und stärken so die universitäre Forschung auf zukunftsträchtigen Feldern.
„Wir stärken den Technologietransfer“
„Um Erkenntnisse aus der Forschung noch schneller in Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen umsetzen zu können, müssen wir den Technologietransfer weiter stärken“, betonte Zettl. Neben der Ausgründungs- und Fördermaßnahme Helmholtz-Enterprise ermöglicht der Validierungsfonds den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Helmholtz-Zentren, Forschungsergebnisse innerhalb von zwei Jahren soweit zu validieren, dass eine Wertsteigerung und Kommerzialisierbarkeit erreicht wird. Unterstützt wird nicht nur finanziell, sondern auch durch Vermittlung von Managementkompetenzen. Vier Validierungsprojekte haben sich in diesem Jahr bereits erfolgreich um Mittel des Validierungsfonds beworben, weitere folgen im Dezember:
- ARSOlux (ein Projekt des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung UFZ) zur Ermittlung der Arsenbelastung im Grundwasser
- MIRO Lab (ein Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt) für die Optimierung eines medizinrobotischen Systems hinsichtlich technischer Parameter und patentrechtlicher Aspekte
- WNT-Inhibitoren (ein Projekt des Deutschen Krebsforschungszentrums) für die präklinische Entwicklung von neuen niedermolekularen Substanzen, die als Wirkstoffe für den Eingriff in Tumorstammzellen optimiert werden
- MALT1 (ein Projekt des Helmholtz Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt) für die Entwicklung und Verwertung einer neuen Wirkstoffklasse von Therapeutika, die insbesondere gegen aggressive Lymphome und auch zur Unterdrückung des Immunsystems eingesetzt werden kann
(jty)
Hinweise für die Medien:
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Talentmanagement in der Helmholtz-Gemeinschaft:
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Wissenschaftspreis des Stifterverbandes Erwin Schrödinger-Preis:
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Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 17 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
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