Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) legt "Berliner Erklärung" vor
Die Reformen im deutschen Hochschulsystem haben keine durchgreifenden Erfolgsaussichten, wenn das allgegenwärtige Misstrauen zwischen Staat, Hochschulen und Gesellschaft nicht endlich überwunden wird. Auf diesen Nenner lässt sich das Ergebnis einer zweitägigen Konferenz des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) bringen, die heute in eine sogenannte "Berliner Erklärung" mündete. In dem Papier werden die Hochschulen aufgefordert, in einen offenen Dialog mit der Gesellschaft einzutreten, ihre Leistungen deutlicher herauszustellen und dafür Instrumente wie Evaluation, Ranking, Benchmarking oder Akkreditierung zu nutzen. Gleichzeitig müsse die staatliche Seite die Hochschulen in eine wirkliche Autonomie entlassen.
In den vergangenen 30 Jahren seien die gesellschaftlichen Anforderungen und Erwartungen gegenüber den Hochschulen enorm gestiegen, heißt es in der "Berliner Erklärung". Staat und Gesellschaft würden von den Hochschulen heute die berufsrelevante Ausbildung eines Drittels jedes Altersjahrgangs, umfangreiche Forschung, direkte Impulse für das Wirtschaftswachstum sowie die kritische und verständliche Aufbereitung wissenschaftlicher Erkenntnisse und gesellschaftlicher Entwicklungen erwarten. Gleichzeitig vertrauten Gesellschaft und Staat aber nicht länger darauf, dass die Hochschulen zu diesen Leistungen fähig seien. Auf der anderen Seite könnten die unterfinanzierten Massenhochschulen im Staat aber immer noch keinen verlässlichen Partner bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben erkennen. All zu oft habe in der Vergangenheit das "gebrochene Wort" gegolten.
"Sich in dieser Situation hinzustellen und Vertrauen einzufordern, ist natürlich zu wenig", sagte CHE-Leiter Detlef Müller-Böling. Es gelte die Legitimität eines "gesunden Misstrauens" anzuerkennen und mit konkreten Maßnahmen aktive Vertrauensbildung zu betreiben. Neben der Bereitschaft zum Leistungsvergleich sollten die Hochschulen ihre Handlungsfähigkeit auch durch effektives internes Management unter Beweis stellen. Der Staat müsse seinerseits politische Rahmenbedingungen schaffen, um die Hochschulen im Wettbewerb und bei langfristig garantierter Planungssicherheit handlungsfähig zu machen.
"Der neue Steuerungsansatz - Globalhaushalte, Führung durch Zielvereinbarungen und Kontrolle durch institutionalisiertes Berichtswesen - ist angesichts der erweiterten Anforderungen an die Hochschulen, der chronisch leeren öffentlichen Kassen und der Wirkungslosigkeit früherer staatlicher Detailsteuerung weiterhin der richtige Weg", sagte Müller-Böling. "Die Umsetzung, das zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, setzt jedoch einen größeren Vertrauensvorschuss seitens des Staates und der Gesellschaft voraus."
Rückfragen an: Lars Hüning, Telefon 0173-5452041
Die "Berliner Erklärung" finden Sie im Internet unter www.che.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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