Sonderausgabe: Fraunhofer-Preise 1996
Thema 5
Moebel-Recycling
Glas, Metall, Kunststoff und Papier landen schon seit Jahren im Wertstoff-Container. Doch Moebel sind noch immer Sperrmuell. Forscher am Fraunhofer-Institut fuer Holzforschung WKI haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Spaene und Fasern recyceln lassen.
Wohin mit den alten Moebeln? Jahr fuer Jahr landen allein in Deutschland rund vier Millionen Kubikmeter ausgediente Span- und Faserplatten auf dem Sperrmuell. Nach der TA-Siedlungsabfall duerfen Produkte aus Holzwerkstoffen zwar ab 2005 nicht mehr deponiert werden, doch bisher gab es keine Alternative: Alle Versuche, Moebel zu recyceln, schlugen fehl. Den Ingenieuren am Fraunhofer-Institut fuer Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, liess das keine Ruhe: Innerhalb von drei Jahren entwickelten sie ein Recycling-Konzept fuer Moebel, bauten in Kooperation mit einem mittelstaendischen Unternehmen eine Pilotanlage und anschliessend die erste grosstechnische Anlage. Beim chemo-thermo-mechanischen-Recycling werden die Platten nicht geschreddert, sondern zerbrochen und mit Wasser, Harnstoff und Schwefelsaeure getraenkt: Der Leim zersetzt sich, Furniere und Beschlaege fallen ab, und die Holzfasern broeseln auseinander. Die Fasern und Spaene brauchen nur noch getrocknet und gesiebt zu werden. Dann koennen sie fuer die Herstellung neuer Platten verwendet werden. Der Clou des Verfahrens: Die Recyclingplatten emittieren weniger Formaldehyd als die mit frischen Holzfasern. Fuer das Chemo-thermo-mechanische-Recycling wurden Christian Boehme und Andreas Michanickl mit dem Fraunhofer-Preis '96 ausgezeichnet.
Beim Plattenhersteller Nolte im rheinischen Germersheim laeuft das Moebel-Recycling im Grossmassstab: Taeglich werden einige Dutzend Tonnen Altmoebel und Produktionsausschuss verarbeitet. Das Unternehmen deckt damit einen Grossteil seines Holzbedarfs. "Das technologisch einfache und energiesparende Verfahren, das zum Patent angemeldet ist, ermoeglicht die Einfuehrung der Kreislaufwirtschaft", lobte die Jury. Alte Faser- und Spanplatten sind damit zu einem Rohstoff geworden: "Die Spanplatte ist mehr als 50 Jahre nach ihrer grosstechnischen Produktion nicht mehr nur ein aus Reststoffen hergestelltes Produkt mit haeufig angezweifelter Umweltvertraeglichkeit, sondern sie erfuellt alle Anforderungen eines umweltfreundlichen und umweltvertraeglichen Werkstoffs mit guten Perspektiven fuer die Zukunft", resuemiert Institutsleiter Prof. Rainer Marutzky.
Ihre Ansprechpartner fuer weitere Informationen: Andreas Michanickl, Christian Boehme, Telefon: 05 31/21 55-3 72, Telefon: 05 31/21 55-3 70, Telefax: 05 31/35 15 87, Fraunhofer-Institut fuer Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Insitut WKI, Bienroder Weg 54 E, D-38108 Braunschweig
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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