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30.09.2011 15:00

Berliner Universitätsmedizin ehrt die Opfer

Dr. Julia Biederlack GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Charité gibt zwanzig menschliche Schädel an Namibia zurück

    Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat heute in einer feierlichen Zeremonie zwanzig Schädel von Angehörigen der Nama und Herero aus dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika an den Rat für nationales Erbe Namibias zurückgegeben. Die Menschen waren während der Aufstände gegen die deutsche Kolonialherrschaft in den Jahren 1904 bis 1908 zu Tode gekommen. Ihre Gebeine lagerten seitdem in verschiedenen Berliner Sammlungen und gelangten teilweise erst nach 1990 in die Obhut der Charité.

    „Mit diesem Schritt stellen wir uns einem unrühmlichen Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte“, erklärte Prof. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité. Er erinnerte an die Leiden, die den Herero und Nama während des Ausrottungskrieges durch deutsche Kolonialtruppen zugefügt wurden. Hier habe sich erstmals eine Form des rassistischen Kolonialismus gezeigt, die später auch im Nationalsozialismus zum Tragen kam. „Als Arzt und Wissenschaftler ist es für mich besonders schmerzvoll, zu erkennen, dass auch Mediziner sich in den Dienst dieser frühen Form des Rassismus begeben haben“, sagte Prof. Einhäupl.

    Er sei überzeugt, dass sich die Charité als wissenschaftliche Institution der Herausforderung stellen müsse, die Geschichte der menschlichen Gebeine in ihrer Obhut genau und kritisch zu hinterfragen, fuhr Prof. Einhäupl fort. Der Vorstand der Charité bekenne sich zu seiner historischen Verantwortung gegenüber den Nama und Herero. „Durch diese Rückgabe menschlicher Überreste möchte die Charité Respekt bekunden und zum ehrenvollen Andenken der Opfer beitragen. Wir bedauern zutiefst die Verbrechen, die damals auch im Namen eines pervertierten Konzepts von wissenschaftlichem Fortschritt begangen worden sind und möchten uns aufrichtig entschuldigen.“

    Die Charité ist die erste wissenschaftliche Institution in Deutschland, die menschliche Überreste zurückgibt. Die zwanzig Menschen, deren Schädel sich bislang in den Sammlungen der Charité befanden, waren größtenteils Erwachsene im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Es handelte sich um vier Frauen, 15 Männer und einen kleinen Jungen im Alter zwischen drei und vier Jahren. Elf von ihnen gehörten den Nama an, neun waren Hereros. Die unmittelbare Todesursache ließ sich in keinem Fall mehr feststellen. Diese Einzelheiten fanden Wissenschaftler der Charité im Rahmen einer DFG-geförderten Aufarbeitung heraus. Auf Ersuchen der indigenen Gemeinschaften Namibias haben sie in den letzten Jahren eine Dokumentation erstellt, die heute zusammen mit den Schädeln an die namibische Seite übergeben wurde.

    Kontakt:
    Claudia Peter
    GB Unternehmenskommunikation
    Charité – Universitätsmedizin Berlin
    t.+49 30 450 570 503
    E-Mail claudia.peter@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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