FSU-Mediendienst
Universitaet Jena erhaelt dritten Sonderforschungsbereich: Chemische Synthese von der Natur abschauen
Jena (11.06.97) Ihren dritten Sonderforschungsbereich (SFB) kann die Friedrich-Schiller-Universitaet Jena nun unter dem Titel ,Metallvermittelte Reaktionen nach dem Vorbild der Natur" einrichten. Wie die Pressestelle der Uni mitteilte, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) dafuer gestern rund 3,5 Millionen Mark, zunaechst bis zum Jahr 2000, bewilligt. Damit profiliert sich Thueringens groesste Hochschule weiter als international beachteter Standort naturwissenschaftlicher Forschung.
In dem neuen SFB, dessen Leitung in der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultaet angesiedelt ist, werden rund 60 Wissenschaftler in voraussichtlich 14 Teilprojekten arbeiten; 24 Stellen fuer herausragende Nachwuchs-Chemiker werden zum 1. Juli neu geschaffen. Neben anderen Forschungsaktivitaeten existieren an der Uni Jena bereits zwei interdisziplinaere DFG-Sonderforschungsbereiche zu den Themen ,Physik und Chemie optischer Schichten" und ,Bio- und Modellmembranen".
In dem jetzt bewilligten Grossforschungsprojekt ,Metallvermittelte Reaktionen" wollen Chemiker gemeinsam mit Molekularbiologen und theoretischen Physikern neue Synthesewege entwickeln. ,Das Ziel soll es sein, der Natur ihre `Tricks' beim Ablauf synthetischer chemischer Prozesse abzuschauen", erklaert der SFB-Sprecher, der Organische Chemiker Prof. Dr. Ernst Anders. Die Herstellung komplizierter Molekuele verlaufe in der Natur sehr selektiv, unter milden Bedingungen und mit hoher Materialoekonomie. Dem Projekt liegt die Frage zugrunde, wie weit das natuerliche Vorbild - das in der Natur existierende Molekuel - strukturell und elektronisch modifiziert werden darf, ohne dass das neue Abbild - das kuenstliche Molekuel - die Erinnerung an seine Abstammung verliert.
Bei den Forschungen von der Berechnung bis zur Synthese werden ,Theorie und Experiment Hand in Hand gehen", verspricht der Jenaer Chemiker Anders. Dabei werden sich eine computergestuetze Syntheseplanung und anspruchsvolle experimentelle Aktivitaeten gegenseitig ergaenzen. Die Jenaer Wissenschaftler wollen sich bei ihren Untersuchungen vor allem auf die Erkennung und Aktivierung dreier anorganischer Molekuele beschraenken: Kohlendioxid, Sauerstoff und Nitrat-Ionen. Von diesen Molekuelen ist bekannt, dass sie in enzymatischen Reaktionen umgewandelt werden; diese Reaktionen werden im wesentlichen durch Metallkationen kontrolliert. Als Ergebnis dieser Grundlagenforschung kann sich Professor Anders ,in ferner Zukunft" vielfaeltige praktische Anwendung vorstellen, etwa bei der Synthese pharmazeutischer Produkte, also der Herstellung neuer Arzneien.
Das Konzept des neuen SFB ist nicht nur von den Gutachtern der DFG ueberaus positiv beurteilt worden, sondern auch der Wissenschaftsrat hat es umfassend gewuerdigt. Die beteiligten Wissenschaftler seien international anerkannt, schrieb die Vorsitzende Prof. Dr. Dagmar Schipanski in ihrer Stellungnahme, es wuerde auf Weltniveau geforscht, wobei in Jena die thematische Breite in besonderer Weise gegeben sei. ,Aus forschungspolitischer Perspektive ist die thematische Einzigartigkeit hervorzuheben", so der Wissenschaftsrat, ,besonders unter dem Aspekt der biologischen Funktionen". Interessante Kooperationen werden auch mit dem kuenftigen Jenaer Max-Planck-Institut fuer Chemische OEkologie erwartet. Darueber hinaus ist diese Jenaer Grundlagenforschung durch zahlreiche Kooperationen international eingebunden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Informationstechnik
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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