Greifswalder Wissenschaftler ergründen die genetischen Grundlagen männlicher Testosteronspiegel
Greifswalder Wissenschaftler des Metabolic Center am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin haben gemeinsam mit Forschern aus Europa und den USA mehrere Genvarianten identifiziert, die den männlichen Testosteronspiegel lebenslang beeinflussen. Wie das amerikanische Wissenschaftsjournal „PLoS GENETICS“ in seiner aktuellen Ausgabe* berichtet, gelang es dem internationalen Wissenschaftskonsortium zu zeigen, dass genetische Faktoren für eine erniedrigte Testosteronkonzentration im Blut mit verantwortlich sind.
Testosteron ist das dominierende Sexualhormon des Mannes und spielt eine zentrale Rolle bei der Herausbildung männlicher Geschlechtsmerkmale, dem Muskelaufbau und Knochenstoffwechsel. Zwischen Männern gleichen Alters lassen sich jedoch erhebliche Unterschiede im Testosteronspiegel beobachten, für die es bisher keine schlüssige Erklärung gab.
Greifswalder Wissenschaftler des Metabolic Center am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin und des Interfakultären Instituts für Genetik und Funktionelle Genomforschung haben gemeinsam ein internationales Forschungskonsortium gegründet, um die erbliche Regulation männlicher Testosteronspiegel wissenschaftlich zu untersuchen. Daran sind zehn Forschungseinrichtungen aus sieben Ländern beteiligt. Als Basis dienten die Untersuchungsdaten und Blutproben der seit 1997 laufenden Greifswalder Bevölkerungsstudie „Gesundheit in Vorpommern“ SHIP (Study of Health in Pomerania) mit über 2.000 männlichen Probanden.
Durch die Auswertung der gesammelten Daten von über 14.000 Männern konnten dabei erstmals bisher nicht bekannte genetische Faktoren identifiziert worden, die einen Einfluss auf die Regulation männlicher Testosteronspiegel haben. Die entdeckten genetischen Auswirkungen auf die Hormonkonzentration im Blut könnten zukünftig eine differenziertere Diagnostik oder medikamentöse Behandlung des Testosteron-Mangels ermöglichen. „Dies ist ein bedeutender Fortschritt zur Aufklärung der Ursachen individueller Unterschiede männlicher Testosteronspiegel und ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung auf eine individualisierte Medizin“, informiert der Greifswalder Endokrinologe Prof. Dr. Henri Wallaschofski.
Die Wissenschaftler des Metabolic Center konnten in begleitenden Analysen von 2.000 Männern der SHIP-Studie belegen, dass niedrige Testosteronspiegel im Blut häufig mit Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und der Entwicklung eines Typ 2 Diabetes verknüpft sind. „Die identifizierten genetischen Varianten werden helfen, den funktionellen Hintergrund der gezeigten Assoziationen zwischen niedrigen Testosteronspiegeln und kardiovaskulären Risikofaktoren besser zu verstehen“, betonte Dr. Robin Haring, Co-Seniorautor der Studie und Wissenschaftler an der Universität Greifswald.
„Ziel ist es, eine individuelle Diagnostik mit Risikoanalyse, Lebensstilberatung und Therapie zu etablieren und einen wissenschaftlichen Schwerpunkt für Stoffwechselerkrankungen an der Universitätsmedizin weiter auszubauen“, erläuterte Prof. Matthias Nauck, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. Die Individualisierte Medizin ist das zentrale Forschungsthema an der Universitätsmedizin Greifswald (s. www.gani-med.de).
Weitere Informationen
PLoS GENETICS
Ausgabe: http://www.plosgenetics.org/article/info:doi/10.1371/journal.pgen.1002313
Genetic Determinants of Serum Testosterone Concentrations in Men
DOI-Nummer: 10.1371/journal.pgen.1002313
http://www.plosgenetics.org
SHIP
http://www.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship.html
Metabolic Center
http://www.medizin.uni-greifswald.de/klinchem/index.php?id=320
GANI-MED
http://www.gani-med.de
Kontakt
Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
Direktor: Prof. Matthias Nauck
Prof. Henri Wallaschofski
Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-55 00
E henri.wallaschofski@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch
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