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14.02.2002 12:39

Uni Kassel: Georg-Forster-Preis 2001 an Dr. Timo Hoyer: Nietzsche als Erziehungstheoretiker

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    "Nietzsche als Erziehungstheoretiker: Werk, Biografie und Rezension" heißt die mit dem Georg-Forster-Preis 2001 ausgezeichnete Arbeit, die Dr. Timo Hoyer (37) als Dissertation im Fachbereich Erziehungswissenschaft/Humanwissenschaften der Kasseler Universität vorlegte.

    Kassel. "Nietzsche als Erziehungstheoretiker: Werk, Biografie und Rezension" heißt die mit dem Georg-Forster-Preis 2001 ausgezeichnete Arbeit, die Dr. Timo Hoyer (37) als Dissertation im Fachbereich Erziehungswissenschaft/Humanwissenschaften der Kasseler Universität vorlegte. Der Preis wird am 15. Februar im Rahmen des Universitäts-Tags in Kassel übergeben; Laudator ist Prof. Dr. Heinrich Dauber.

    Der Georg-Forster Preis wird vom Kasseler Hochschulbund e.V., der Freundesgesellschaft der Kasseler Universität, vergeben und ist mit 3000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre für herausragende wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen an der Universität Kassel gestiftet und kann für Promotionen, Habilitationen oder wissenschaftliche oder künstlerische Arbeiten gleichen Ranges verliehen werden.
    Gutachter der mit dem Georg-Forster-Preis 2001 ausgezeichneten Arbeit waren Prof. Dr. Dietfried Krause-Vilmar und Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Humanwissenschaften der Universität Kassel. Dr. Hoyer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im gleichen Fachbereich und arbeitet zum Schwerpunkt "Historische Pädagogik". Mit der 718 Seiten langen und mit sehr gut bewerteten Dissertation sei, so Gutachter Schmied-Kowarzik, eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche und beeindruckende Arbeit entstanden: Es sei ein Werk, das erstmals umfassend Nietzsche (1844-1900) als Theoretiker der Pädagogik untersuche und darstelle. Hoyer betrete damit Forschungs- Neuland, indem er die expliziten und impliziten erziehungstheoretischen Aussagen, Forderungen und Motive Nietzsches durch sein Gesamtwerk hindurch so detailliert untersucht und dargelegt habe, dass nun auch Nietzsches Bedeutung für die Erziehungswissenschaft zusammenfassend gewürdigt werden könne.

    Hoyer analysiert im ersten Teil der Arbeit die pädagogische Rezeption und Biografie Friedrich Nietzsches. Im zweiten Teil zeichnet er dessen pädagogische Überlegungen von seinen Kindheits- und Jugendschriften an nach. Als Universitätsprofessor und Gymnasiallehrer in Basel angestellt, veröffentlicht er sein philosophisches Erstlingswerk "Die Geburt der Tragödie". Dessen bildungstheoretischen Implikationen wurden bislang noch unzureichend erkannt. Hoyer schlägt den Bogen über die mittlere Schaffensperiode Nietzsches mit der Maxime "Werde der Du bist", mit dem Ideal der Selbstwerdung auch entgegen Sitten und Traditionen. In "Zarathustra" oder der "Fröhlichen Wissenschaft" schließlich vollzieht sich die völlige Abwendung von Gott ("Gott ist tot") und die Forderung, dass anstelle eines Gottes eine Gesetzesmacht des Lebens entstehe und die Verantwortung selbst übernehme: Doch das erfordert die Erziehung zu "höheren Menschen" - mit all seinen provokanten Ansprüchen und Unlösbarkeiten an den unvollkommenen Menschen.

    Der Georg-Forster-Preis des Kasseler Hochschulbunds
    Die Wahl des Namens "Georg Forster", der im Jahre 1778 Professor in Kassel war, hat programmatischen Charakter. Georg Forster war zu der Zeit bereits als Naturwissenschaftler und, wir würden heute sagen, als Völkerkundler bekannt. Er war zusammen mit seinem Vater als "wissenschaftlicher Reisebegleiter" auf der Reise engagiert, die James Cook um den Globus herum, vor allem aber in den Stillen Ozean führte. Von dieser Reise sind einige Gegenstände in den Besitz der Stadt Kassel gelangt. Sie befinden sich jetzt mit anderen Stücken im Völkerkundlichen Museum in Witzenhausen. Über den Fachbereich Landwirtschaft, Internationale Agrarwirtschaft und Ökologische Umweltsicherung ist diese Nachlassenschaft Georg Forsters mit der Hochschule verbunden. Georg Forster selbst galt in seiner Zeit und gilt auch heute als Schöpfer einer gegen Ende des18. Jahrhunderts neuartigen Reisebeschreibung. Er hielt sich streng an die Realitäten und versuchte, die Lebenszusammenhänge der Menschen, denen er auf den Reisen begegnete, zu verstehen und zu deuten. Seine kunsthistorischen Arbeiten über den Innenraum des Kölner Doms führte die Kunstinterpretation seiner Zeit auf neue Bahnen und gelten auch in diesem wissenschaftlichen Bereich als vorbildlich. Nach seiner Tätigkeit als Professor in Kassel am Collegium Carolinum wurde er schließlich Bibliothekar in Mainz. Dort riss ihn seine Begeisterung für die Gedankengänge der bürgerlichen Revolution Frankreichs "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" in die Politik. Sie führte ihn als Abgeordneten der Mainzer Republik 1793 nach Paris, wo er ein Jahr später starb.
    Die Bandbreite seines wissenschaftlichen Lebens prädestinierte Georg Forster, dem Preis des Hochschulbundes seinen Namen zu geben. Seine Einbindung in die Realitätsbezüge der Naturwissenschaften, seine literarischen Fähigkeiten, sein Einfühlungsvermögen bei der Interpretation von Kunstwerken und sein demokratisches Engagement fassen gleichsam symbolisch die Reichweite der Gesamthochschule Kassel. Daher wird nur eine Arbeit ausgezeichnet, die nicht nur fachwissenschaftlich exzellent ist, sondern die auch über den Horizont des eigenen Faches hinaussieht.
    Annette Ulbricht-Hopf

    Infos zum Thema:
    Dr. Timo Hoyer, Tel.: (0561) 804-3568
    Kasseler Hochschulbund, Tel.: (0561) 16652


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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