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18.02.2002 15:58

Entwarnung für den Mittelstand: RUB-Ökonomen untersuchen neue Eigenkapitalregeln

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Immer auf die Kleinen! Während größere Unternehmen meist problemlos neue Bankkredite erhalten, gehen kleinere Betriebe oft leer aus. Mit der ab 2005 geplanten Einführung neuer Eigenkapitalregeln für Banken ("Basel II" genannt) soll sich diese Situation noch verschärfen, wurde zunächst befürchtet. Doch RUB-Forscher kommen zu einem ganz anderen Ergebnis: Nach derzeitigem Stand wird die Kreditvergabe an kleine und mittlere Betriebe künftig sogar privilegiert.

    Bochum, 18.02.2002
    Nr. 53

    Vorläufige Entwarnung für den Mittelstand
    Auch nach "Basel II" noch günstige Kredite an kleine Firmen
    Bochumer Ökonomen untersuchen neue Eigenkapitalregeln

    Immer auf die Kleinen! Während größere Unternehmen meist problemlos neue Bankkredite erhalten, gehen kleinere Betriebe oft leer aus. Mit der ab 2005 geplanten Einführung neuer Eigenkapitalregeln für Banken ("Basel II" genannt) soll sich diese Situation noch verschärfen, wurde zunächst befürchtet. Doch die Forscher des Instituts für Kredit- und Finanzwirtschaft (IKF) der Ruhr-Universität Bochum kommen nun zu einem ganz anderen Ergebnis: Nach derzeitigem Stand wird die Kreditvergabe an kleine und mittlere Betriebe künftig sogar privilegiert.

    Neue verbindliche Regeln aus Basel

    Wenn ein Kreditinstitut heutzutage an Unternehmen Geld verleiht, muss es 8 % der jeweiligen Kreditsumme mit Eigenkapital unterlegen - egal, an wen verliehen wird. Der Hintergrund ist klar: Nicht jeder Kredit wird zurückgezahlt. Auch die Folge ist klar: Alle potentiellen Kreditnehmer (vom Großunternehmen bis zum einzelnen Gewerbetreibenden) werden theoretisch gleichbehandelt. Ein Expertenausschuss in Basel erarbeitet jedoch momentan neue, verbindliche Eigenkapitalregeln für Banken ("Basel II"). Demnach soll eine Bank ab 2005 umso mehr Eigenkapital vorhalten, je schlechter die Bonität des Kunden ist - und je größer damit das Risiko eines Kreditausfalls ist.

    Sonderfall "Retail-Portfolio"

    Nach Bekanntgabe der neuen Richtlinien wurde zunächst befürchtet, dass viele Banken zukünftig beim Kreditgeschäft gerade kleinen und mittleren Unternehmen den Kredithahn zudrehen und Kredite an diese Betriebe sich erheblich verteuern. Übersehen wurde dabei die Absicht der Baseler Experten, modifizierte und zwar deutlich niedrigere Risikogewichtungen als bisher vorgeschrieben für so genannte "Retail-Portfolios" einzuführen.

    Vorteile für 80 % der Unternehmen

    Wie viele Unternehmen von diesem Vorteil betroffen sein würden, untersuchten nun Prof. Dr. Stephan Paul und Dr. Stefan Stein vom Bochumer Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft. Sie fanden heraus, dass unter Zugrundelegung der jetzt diskutierten Vorschläge mehr als 80 % der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen dem "Retail-Bereich" zugeordnet werden können. Dazu zählen neben Privatkunden der Banken auch kleine und mittlere Unternehmen sowie Freiberufler und Gewerbetreibende.

    Banken sparen Eigenkapital

    Mittelständische Unternehmen seien jedoch vor zu großer Vorfreude gewarnt. Die Bochumer Forscher melden nämlich Zweifel an, ob die jetzt vorgeschlagene Privilegierung nicht zu weit geht. So kommen Paul und Stein zu dem Ergebnis, dass je nach Berechnungsverfahren der Rückgang in der Eigenkapitalunterlegung der Kredite bis zu 60 % betragen könnte: "Im Hinblick auf die angestrebte Risikosensibilisierung in den Banken ist eine derart drastisch niedrigere Eigenkapitalanforderung heikel", erklären die Ökonomen.

    Weitere Informationen

    Dr. Stefan Stein, Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel: 0234/32-23320, E-Mail: Stefan.Stein@ruhr-uni-bochum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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