idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.10.2011 10:44

In 20 Millionen Stunden die Finsternis sichtbar machen

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Physiker der Universität Jena rechnen ab 1. November mit den schnellsten Computern der Welt

    Spitzenforschung hängt zunehmend von der Verfügbarkeit enormer Rechenleistung ab. In Europa entsteht deshalb derzeit ein Netzwerk von Supercomputern, um Rechenprobleme immenser Größe zu lösen. Verschiedene Supercomputerzentren haben sich zur Partnership for Advanced Computing in Europe (PRACE) zusammengeschlossen und vergeben Rechenzeit an ausgewählte Forschungsvorhaben. An einem von nur 24 europäischen Großprojekten, die dieses Jahr bewilligt wurden, sind maßgeblich Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligt.

    Gemeinsam mit Kollegen u. a. aus Spanien und England bekamen sie für umfangreiche Forschungen zu Schwarzen Löchern und Neutronensternen insgesamt 19,7 Millionen Stunden an Computerzeit zugesprochen. Ab dem 1. November 2011 stehen dafür Supercomputer in Jülich und im französischen Bruyères-le-Châtel zur Verfügung. Die Rechenzeit entspricht 2.250 Prozessoren, die ein Jahr lang ohne Unterbrechung rechnen. Allein die Kosten für Strom und Kühlung würden den Etat einer einzelnen Forschergruppe bei Weitem übersteigen.

    „Zu den großen Herausforderungen der Physik gehören die Einsteingleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie“, sagt Prof. Dr. Bernd Brügmann, Lehrstuhlinhaber für Gravitationstheorie der Universität Jena und Leiter der Jenaer Forschungsgruppe. „Relativistische Doppelsternsysteme bewegen sich nicht auf den klassischen Keplerellipsen, sondern folgen Spiralen, die unweigerlich in einer Kollision enden“, erklärt Brügmann, der das Jenaer Projekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs/Transregio 7 „Gravitationswellenastronomie“ leitet. Dabei werde enorme Energie in Form von Gravitationswellen freigesetzt, die aber extrem schwach seien, wenn sie die Erde erreichen und bisher noch nicht direkt nachgewiesen werden konnten. Im letzten Jahrzehnt wurde ein Netzwerk von Gravitationswellendetektoren gebaut mit dem ehrgeizigen Ziel, Gravitationswellen zu messen. Ein deutsch-britischer Detektor steht beispielsweise in der Nähe von Hannover.

    Die genaue Vorhersage der Gravitationswellen durch Computersimulationen soll helfen, das Signal von z. B. zwei Schwarzen Löchern aus dem Rauschen der Detektoren herauszufiltern und zu analysieren. „Schwarze Löcher leuchten zwar nicht, aber in der Gravitationswellenastronomie wären auch die finstersten Ecken des Universums aufgrund der Gravitationswellen sichtbar“, sagt Prof. Brügmann, der Sprecher des Sonderforschungsbereichs (SFB) ist.

    Das Forscherteam besteht aus mehr als 20 Physikern, die an den Universitäten von Jena, Cardiff, Wien, den Balearischen Inseln und dem California Institute of Technology arbeiten. Die Simulationen verwenden Software, die von Prof. Brügmann und seiner Arbeitsgruppe in Jena im Rahmen des SFB und eines Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft entwickelt wird.

    Die Begeisterung am Theoretisch-Physikalischen Institut der Uni Jena darüber, eine solche Chance erhalten zu haben, ist groß. „Wir freuen uns sehr darauf, ab dem 1. November 2011 in der obersten Liga der internationalen Supercomputer mitzurechnen“, sagt Brügmann.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Bernd Brügmann
    Theoretisch-Physikalisches Institut der Universität Jena
    Max-Wien-Platz 1, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 947111
    E-Mail: bernd.bruegmann[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Kollision zweier Schwarzer Löcher: Die numerischen Daten einer Supercomputersimulation wurden in einer Computergrafik visualisiert. Der zeitliche Ablauf der Kollision ist von unten nach oben durch die spiralförmigen Bewegungsspuren von zwei Schwarzen Löchern dargestellt, die zu einem Schwarzen Loch verschmelzen (in Rot statt Schwarz zur besseren Sichtbarkeit).
    Kollision zweier Schwarzer Löcher: Die numerischen Daten einer Supercomputersimulation wurden in ein ...
    Abb.: Thierfelder/Brügmann (SFB/TR7)
    None

    Prof. Dr. Bernd Brügmann, Lehrstuhlinhaber für Gravitationstheorie der Universität Jena und Sprecher des Sonderforschungsbereichs/Transregio 7 „Gravitationswellenastronomie“.
    Prof. Dr. Bernd Brügmann, Lehrstuhlinhaber für Gravitationstheorie der Universität Jena und Sprecher ...
    Foto: FSU
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Kollision zweier Schwarzer Löcher: Die numerischen Daten einer Supercomputersimulation wurden in einer Computergrafik visualisiert. Der zeitliche Ablauf der Kollision ist von unten nach oben durch die spiralförmigen Bewegungsspuren von zwei Schwarzen Löchern dargestellt, die zu einem Schwarzen Loch verschmelzen (in Rot statt Schwarz zur besseren Sichtbarkeit).


    Zum Download

    x

    Prof. Dr. Bernd Brügmann, Lehrstuhlinhaber für Gravitationstheorie der Universität Jena und Sprecher des Sonderforschungsbereichs/Transregio 7 „Gravitationswellenastronomie“.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).