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17.11.1997 00:00

Giftige Abwässer: Bakterien arbeiten für den Umweltschutz

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSTAET BREMEN - Nr. 176/1997

    Giftige Abwaesser: Bakterien arbeiten fuer den Umweltschutz

    - Bremer Wissenschaftler entwickeln ein mikrobiologisches Verfahren fuer den industriellen Einsatz

    - Das Bakterium 'Thiobacillus ferrooxidans' entzieht kupferhaltigem Abwasser das Schwermetall

    - Der Bremer Bio-Reaktor hat Modellcharakter fuer die metallverarbeitende Industrie

    In der industriellen Produktion entstehen haeufig grosse Mengen hochgiftiger, schwermetallbelasteter Abwaesser, deren Entsorgung oder Reinigung teuer und umweltschaedigend ist. Im Zentrum fuer Umweltforschung und -technolgie (UFT) der Universitaet Bremen haben die Abteilung Marine Mikrobiologie und das Institut fuer Umweltverfahrenstechnik ein mikrobiologisches Verfahren entwickelt und technisch realisiert, durch das Abwasser von Schwermetall befreit wird. Der Einsatz der Bakterien im Bio-Reaktor ist effizient und kostenguenstig. Das Besondere: Das Metall wird dabei mit einem hohen Reinheitsgrad gewonnen, so dass es als Rohstoff im Produktionsprozess wiederverwendet werden kann.

    Die Bremer Wissenschaftler unter Leitung der Professoren Ulrich Fischer (Mikrobiologie) und Norbert Raebiger (Umweltverfahrenstechnik) haben ihr Verfahren fuer die industrielle Praxis entwickelt. In dem Oldenburger Unternehmen "straschu Leiterplatten GmbH", das komplexe Leiterplatten fuer die Medizintechnik, Mess- und Regeltechnik fuer die Luft- und Raumfahrt sowie die Forschung herstellt, fallen jaehrlich 1,3 Millionen Liter kontaminierter Abwaesser an. In ihnen befinden sich rund zwei Tonnen Kupfer. Bisher wurden Chemikalien eingesetzt, um das Metall auszufaellen. Uebrig blieben schliesslich jaehrlich 50 Tonnen Galvanikschlamm, der teuer und umweltbelastend entsorgt werden musste.

    Umweltschutzauflagen und wachsendes Umweltbewusstsein brachten das Oldenburger Unternehmen und die Bremer Wissenschaftler dazu, das Problem biologisch durch den Einsatz von Bakterien loesen. Fuer die Bremer Mikrobiologen bestand das groesste Problem in den aeusserst niedrigen pH-Werten des Abwassers bei der Leiterplattenherstellung, vergleichbar dem Saeuregrad von Salz- oder Schwefelsaeure. Bisher waren keine Bakterien bekannt, die in diesem extremen Milieu ueberleben und aktiv werden koennen. Mit "Thiobacillus ferrooxidans" fanden die Bremer Forscher schliesslich das Bakterium, das dem Abwasser das Kupfer entziehen kann - eine wissenschaftliche Sensation. Im Institut fuer Umweltverfahrenstechnik wurde fuer das mikrobiologische Verfahren ein Bio-Reaktor als Prototyp konstruiert, der den Anforderungen der Oldenburger Firma entspricht und in den Produktionsprozess integrierbar ist.

    Dieser Prototyp klaert in sechs Stunden bis zu 500 Liter Wasser. Haben die Bakterien ihre Arbeit getan, wird das gereinigte Abwasser neutralisiert, und die Bakterien sterben gefahrlos fuer Mensch und Umwelt ab. Das Niedersaechsiche Umweltministerium foerderte die Entwicklung des Verfahrens mit einem Zuschuss von 286.000 Mark.

    Der Projektleiter Dr. Joerg Rethmeier sieht in dem Verfahren ein Modell, das in der gesamten metallverarbeitenden Industrie zur Anwendung kommen kann. Das Verfahren und die technische Umsetzung sind naemlich grundsaetzlich geeignet, nicht nur Kupfer, sondern eine Vielzahl von Schwermetallen aus Abwaessern herauszuholen. Die Bremer Forscher sind jetzt damit beschaeftigt, fuer "straschu Leiterplatten GmbH" den Reaktor im industriellen Massstab zu bauen.

    Weitere Auskuenfte erteilt: Dr. Joerg Rethmeier Universitaet Bremen Fachbereich Biologie/ Chemie (Mikrobiologie) Postfach 330 440, 28334 Bremen Tel. (0421) 218 - 7234 Fax: (0421) 218 - 7222 Email: joe@btsun1.biotec.uni-bremen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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