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13.05.1998 00:00

Deutsch-israelisch-palästinensisches Forschungsprojekt

Gerhard Harms Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG PRESSEMITTEILUNG 135/98

    Von ueberaus nuetzlichen Bakterien: Deutsch-israelisch-palaestinensisches Forschungsprojekt unter Oldenburger Leitung

    Oldenburg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Universitaet Oldenburg mit der Leitung und finanziellen Abwicklung eines deutsch-israelisch-palaestinensischen Forschungsvorhabens zur "Reinigung oelverschmutzten Meerwassers durch Cyanobakterienmatten" beauftragt. Unter der Fuehrung von Prof. Dr. Juergen Rullkoetter, Institut fuer Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universitaet Oldenburg, werden sich das Max-Planck-Institut fuer Marine Mikrobiologie in Bremen, die Technische Universitaet Muenchen, die Hebraeische Universitaet Jerusalem und das Institut fuer Umweltforschung und Umweltschutz in Gaza an dem Projekt beteiligen. Das Forschungsvorhaben mit einem Volumen von 1.6 Millionen DM dient auch der Unterstuetzung des Friedensprozesses im Nahen Osten, indem es gezielt die Zusammenarbeit zwischen Israel und Palaestina foerdert und den Palaestinensern gleichzeitig die Moeglichkeit zur Verbesserung der wissenschaftlichen Infrastruktur in ihrem Land bietet.

    Ausgangspunkt fuer das Projekt war die ueberraschende Beobachtung, dass Cyanobakterienmatten auf einzigartige Weise mit der OElverschmutzung im Persisch-Arabischen Golf nach der Zerstoerung der kuwaitischen OElfoerderanlagen waehrend der Invasion durch die irakischen Truppen fertig wurden. Cyanobakterienmatten entwickelten sich auch auf den oelverschmutzten Abwaessern, die von den Erdoelfeldern Nordaegyptens in die kuestennahen Salzsuempfe gepumpt werden und ueber den Nil zum Teil auch die Mittelmeerkueste vor dem Gaza-Streifen erreichen. Cyanobakterienmatten sind komplexe Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen, die - sehr vereinfacht - im oberen Bereich Sauerstoff atmen und das Licht zur Photosynthese nutzen und im unteren Teil in Abwesenheit von Licht und Sauerstoff von den Stoffwechselprodukten der ueber ihnen lebenden Organismen profitieren. Beguenstigt wird dieser Austausch durch einen ausgepraegten Tag/Nacht-Zyklus, in dessen Verlauf die Sauerstoffgrenze bei Dunkelheit nach oben wandert und sich bei Sonnenschein wieder in die Tiefe verlagert. Hohe Salzgehalte und eine starke Sonneneinstrahlung sind wichtige Voraussetzungen fuer das Wachstum der Cyanobakterienmatten. Deshalb beschraenkt sich ihr Vorkommen auf der Nordhalbkugel der Erde vorwiegend auf die suedlichen Breiten. Obwohl Cyanobakterienmatten schon seit vielen Jahren (in Oldenburg vor allem durch Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein in der Arbeitsgruppe Geomikrobiologie) intensiv untersucht worden sind, sind die Einzelheiten ihrer besonderen Befaehigung zum Schadstoffabbau nach wie vor eine wissenschaftliche Herausforderung fuer MikrobiologInnen, Bio- und GeochemikerInnen.

    Fuer die Durchfuehrung der Untersuchungen werden in der Aussenstelle der Universitaet Jerusalem in Eilat und in Gaza zwei neue Experimentierbecken zur Aufzucht der Cyanobakterienmatten angelegt. Das Probenmaterial wird von dort an die beteiligten Arbeitsgruppen verteilt, die sowohl die biologischen Analysen an lebenden Matten als auch die chemischen Untersuchungen der Mikroorganismen-Inhaltsstoffe und der Abbauprodukte der kontrolliert zugefuehrten Schadstoffe vornehmen. Waehrend das DFG-Vorhaben vor allem die biologischen und chemischen Grundlagen des Schadstoffabbaus untersuchen soll, gehen die Gedanken fuer ein Nachfolgeprojekt bereits in Richtung des Aufbaus einer technischen Pilotanlage.

    Erste Voruntersuchungen haben naemlich gezeigt, dass die Cyanobakterienmatten ausser Erdoelkomponenten auch andere Schadstoffe abbauen koennen. Besonders die an dem Forschungsvorhaben beteiligten Palaestinenser sind daran interessiert, Cyanobakterienmatten-Kulturen in der Zukunft gezielt auch zur Reinigung kommunaler, landwirtschaftlicher und industriellen Abwaesser einzusetzen. Von den eine Million Menschen im Gaza-Streifen ist nur die Haelfte der Haushalte an eine Abwasserleitung angeschlossen, die andere Haelfte leitet die Abwaesser direkt in die umliegende Umwelt mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen besonders fuer Kinder.

    Das Institut fuer Umweltforschung und Umweltschutz in Gaza ist bereits mit zwei landwirtschaftlichen Vorhaben an dem trilateralen Programm der DFG beteiligt. Dies ist eine guenstige Voraussetzung fuer den Erfolg des neuen Projekts zur Untersuchung des Schadstoffabbaus durch Cyanobakterienmatten.

    Kontakt: Prof. Dr. Juergen Rullkoetter, Institut fuer Chemie und Biologie des Meeres, Tel.: 0441/9706-359, Fax: 0441/798-3404, e-mail: j.rullkoetter@ogc.icbm.uni-oldenburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik, Maschinenbau, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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