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07.11.2011 10:18

Religiosität hilft und hemmt

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Religionspädagoge der Universität Jena untersucht Studienerfolg im Theologiestudium

    Theologiestudenten, die regelmäßig einmal in der Woche zum Gottesdienst gehen, sind erfolgreicher in ihrem Studium. Zu diesem Ergebnis kam Dr. Thomas Heller von der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Jenaer Religionspädagoge untersuchte in seinem Dissertationsprojekt, welche persönlichen Faktoren zum Studienerfolg im Theologiestudium beitragen. „Religiosität, die ganz elementar zum Beispiel anhand der Gottesdienstbesuche erfasst wurde, ist dabei allerdings nur einer von vielen Punkten, die eine Auswirkung auf den Studienverlauf haben können“, sagt Heller.

    U.a. persönliche Erfahrungen haben Heller zu dieser Arbeit motiviert: „Auch ich habe während meines Studiums erlebt, wie aus meinem Jahrgang nach und nach immer mehr Kommilitoninnen und Kommilitonen das Studium abbrachen“, erzählt er. „Irgendwann wurde es mir dann zu einem persönlichen Anliegen, methodisch reflektiert zu ergründen, warum das so ist.“ Schließlich seien die persönlichen Folgen eines Studienabbruchs für den einzelnen Abbrecher ausgesprochen weitreichend. Und auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht wären die Problemlagen kaum zu unterschätzen – ein komplettes Studium kostet den Staat etwa 50.000 Euro.

    Um den Gründen für einen Abbruch auf die Spur zu kommen, befragte Heller – mit der Unterstützung von studentischen Hilfskräften – 408 Studentinnen und Studenten zweimal im Abstand von zwei Jahren an insgesamt 23 verschiedenen Studienorten in ganz Deutschland. Der Jenaer Theologe unterschied dabei in seiner gesamten Studie zwischen Studierenden der evangelischen Theologie in Vorbereitung auf das Pfarr- und Lehramt. Knapp ein Fünftel, nämlich 74 der Befragten, hatten nach zwei Jahren ihr Fach gewechselt oder das Studieren komplett aufgegeben. „Mehr als 40 Prozent von ihnen fassten diesen Entschluss, weil sie ein anderes Fach inzwischen spannender fanden“, erklärt Thomas Heller. „Weitere Gründe sind Schwierigkeiten beim Erlernen der alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, eine andere Vorstellung vom Pfarr- oder Lehrberuf und eine generelle Überarbeitung der Lebensziele.“ Ein sehr geringes Problem seien finanzielle Gründe, die gerade einmal zwei Probanden angaben.

    Weitaus komplexer wird es bei der Untersuchung der Faktoren, die den Studienerfolg beeinflussen. Heller wählte verschiedene sogenannte Prädiktoren. Diese Prognosefaktoren nahm er einzeln unter die Lupe. Das Geschlecht, das Alter, der familiäre Bildungshintergrund oder die Herkunft eines Studierenden zum Beispiel nach Neuen/Alten Bundesländern beeinflussen den Verlauf eines Theologiestudiums demnach nicht. Anders sieht es bei den Abiturnoten aus. „Je besser beispielsweise die Abiturgesamtnote, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Studierender auch sein Studium erfolgreich beendet“, sagt der 32-Jährige. „Um vieles differenzierter verhält es sich dann mit der Religiosität.“

    Zum einen lasse sich durchaus ein leicht verbesserter Studienerfolg feststellen, wenn Studierende häufiger Gottesdienste besuchen, öfter beten und ein umfassenderes Wissen über ihre Religion haben. Zum anderen gaben allerdings zum Beispiel immerhin knapp 20 Prozent der Befragten an, ihr Studium abgebrochen zu haben, weil dort ihre theologische Auffassung nur bedingt akzeptiert wurde.

    „Mit Sicherheit lässt sich durch die Ergebnisse nicht vorhersagen, ob ein Studium erfolgreich verläuft, wenn diese oder jene Grundvoraussetzung vorliegt“, resümiert Thomas Heller. „Aber die Studie kann Schüler und Studierende für einflussreiche Aspekte sensibilisieren, sodass sie bereits im Vorfeld oder im Anfangsstadium des Studiums besser einschätzen können, was auf sie zukommt und was sie dafür mitbringen.“ Deshalb hoffe er, dass die gewonnenen Informationen in der Hochschulseelsorge und vor allem in der Studienberatung zum Einsatz kommen, die seiner Meinung nach leider immer noch viel zu selten und oftmals zu spät in Anspruch genommen wird.

    Die Studie liegt auch in Buchform vor:
    Thomas Heller: Studienerfolg im Theologiestudium. Verlag IKS Garamond, Jena 2011, 287 Seiten, 31,90 Euro, ISBN 978-3-941854-52-9

    Kontakt:
    Dr. Thomas Heller
    Theologische Fakultät der Universität Jena
    Fürstengraben 6, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 941159
    E-Mail: th.heller[at]uni-jena.de


    Bilder

    Dr. Thomas Heller von der Universität Jena untersuchte Faktoren, die Einfluss auf den Erfolg im Theologiestudium haben können.
    Dr. Thomas Heller von der Universität Jena untersuchte Faktoren, die Einfluss auf den Erfolg im Theo ...
    Foto: Anne Günther/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Dr. Thomas Heller von der Universität Jena untersuchte Faktoren, die Einfluss auf den Erfolg im Theologiestudium haben können.


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