Ob das die schönste Geschichte im Leben des Wissenschaftlers ist? Er fragt noch seine Frau, ob sie nicht nach Marburg mitkommen möchte, und als er wieder daheim angekommen ist, hat er zur allgemeinen, auch seiner Gemahlin Überraschung einen Zweitdoktorhut (in Kunstgeschichte) dabei.
Die Story stammt von Hans Georg Thümmel, der schaffte, die längste Assistenzzeit der Greifswalder Universität durchzuhalten, von 1956 bis 1990. Neununddreißig Jahre zuvor hatte der schlesische Preuße aus Görlitz in Greifswald sein Theologiestudium begonnen, schon während der Promotionszeit bei Klaus Wessel (Abschluß 1959) einige seine Karriere behindernde politische "Fehler" begangen wie die Entsagung der Einheitswahl oder den Nichtbeitritt zur Ost-CDU und war rastlos Wege und Abwege der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit geschrittenen.
Daraus sind viele Publikationen entstanden ("ich konnte die Tinte nicht halten"), die nicht selten ein wenig irritieren, weil sie auch wider den Stachel zu löcken wagen, mit Phantasie aus einem anderen Winkel auf das bearbeitete Thema blicken. "Zur Tradition der Abnahme des Christusbildes an der Chalke in Konstantinopel" heißt eine Arbeit, "Die Wende Konstantins und die Denkmäler" eine andere. "Bilderleben und Bilderstreit" füllen ein eigenes Buch, "Die Kirche des Ostens im 3. und 4. Jahrhundert" ein anderes, "Die Frühgeschichte der ostkirchlichen Bilderlehre" ein weiteres. "Die Ikone in der Rus" ist ein Titel, der den einen Schwerpunkt von Hans Georg Thümmel füllt. Ein anderer befaßt sich mit der christlichen Kunstgeschichte Pommerns, "Zur romantischen Restaurierung der Nikolaikirche in Greifswald" fügt sich zum "Croÿ-Teppich" und "Zur Erforschung des Prämonstratenserklosters Grobe/Usedom".
Kein Kreuzgewölbe, kein Kirchenstein in Pommern, das und den Prof. Thümmel nicht kennt, dazu Histörchen und alte kirchliche Wahrheiten verkündend. Erst nach dem Mauerfall durfte er seine venia legendi nach der Habilitation 1966/67 ganz nutzen; da wurde er Extraordinarius und Direktor des Victor Schultze-Instituts für Christliche Archäologie und Geschichte der kirchlichen Kunst. Seit 1967 ist der polyglotte Professor emeritiert; die "freie" Zeit nutzte er weiter für Seminare und Forschung. Erst kürzlich übersetzte und edierte er das nach dem zweiten Weltkrieg arg gebeutelte Dekanatsbuch der Greifswalder Medizinischen Fakultät.
An seinem 70. Geburtstag, am 5. März 2002, feiert die Theologische Fakultät diesen vielseitigen Gelehrten, Dichter, Maler, Theologen, Kunsthistoriker, Ikonographen, der dann selber zum Pulte greift: "Entwicklung. Aus der Geschichte des Denkens". Prof. Wolfgang Wischmeyer aus Wien hält die Laudatio "Von Logos und Mythos und Eikon", Immanuel Musäus bläst dazu den Zinken, Prof. Matthias Schneider begleitet auf dem Cembalo. Beginn der Akademie in der Aula um 15 Uhr, reicher Geist inklusive.
Der Theologe und Kunsthistoriker Prof. Dr. Dr. Hans Georg Thümmel
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Emeritierung natuerlich erst 1997
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Personalia
Deutsch
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