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05.12.1997 00:00

Was löst Alzheimer aus?

Dorothea Carr Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Bonner Zellbiologen entraetseln verantwortliches Protein

    Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass die Alzheimersche Krankheit durch ein bestimmtes koerpereigenes Protein hervorgerufen wird, das sogenannte Alzheimer Precursor Protein (APP). Nun ist es aber aeusserst unwahrscheinlich, dass ein koerpereigenes Protein lediglich die Funktion erfuellt, eine bestimmte Krankheit hervorzurufen. Normalerweise sind Erkrankungen der Ausdruck einer Fehlfunktion. Den Zellbiologen des Bonner Forums Biomedizin ist es nun erstmals gelungen, die normale Wirkungsweise dieses Proteins nachzuweisen. Dadurch koennten sich kuenftig auch neue pharmazeutische und therapeutische Ansaetze ergeben.

    Ausgangspunkt der Arbeit waren Untersuchungen zum Wachstum an sogenannten Epithelzellen, das sind Zellverbaende wie die Haut, die Schilddruese oder der Darm. Allgemein gilt: Je hoeher eine Zelle entwickelt ist, desto geringer ist ihre Faehigkeit, sich zu teilen und damit zu wachsen. Epithelzellen werden normalerweise durch ihre Struktur an einer permanenten Teilung gehindert. Trotzdem kennen sie ein Wachstum, wie beispielsweise bei der normalen Entwicklung zum erwachsenen Menschen oder bei krankhaftem Tumorwachstum deutlich wird. Bekannt war bisher nur, dass Thyreotropin, ein in der Hypophyse produziertes Hormon, auf irgendeine Weise die Teilung der Epithelzellen stimuliert. Den Bonner Zellbiologen ist es nun gelungen, diesen bislang unbekannten Wachstumsfaktor auszumachen und als Teil des Alzheimer Precursor Proteins zu identifizieren.

    Proteine bestehen immer aus mehreren Teilstuecken, verschiedenen Peptiden. Seit laengerem ist bekannt, dass nur ein kleines Teilstueck die Alzheimersche Erkrankung ausloest. Die Bonner Wissenschaftler fanden heraus, dass der Rest dieses Proteins noetig ist, um das normale Wachstum von Epithelzellen anzuregen. Zu einer Alzheimerschen Erkrankung kann es demzufolge nur dann kommen, wenn dieses Wachstumsprotein fehlerhaft abgespalten wird und so ein bestimmtes Peptid freigesetzt wird. Wenn sich dieser Stoff dann massiv ansammelt, wirkt er insbesondere auf eine bestimmte Gruppe von Nervenzellen im Gehirn toxisch.

    Diese Erkenntnis traegt nicht nur zum besseren Verstaendnis der Alzheimerschen Krankheit bei, sondern sie ist vor allem wichtig fuer die Entwicklung von Therapieansaetzen bei sogenannten epithelialen Stoerungen, z.B. bei Schildruesenerkrankungen. Die Schilddruese steuert im Koerper eine Reihe von Funktionen. Faellt sie beispielsweise im Kindesalter aus oder ist von Geburt an nicht oder nur rudimentaer vorhanden, kann sich das Gehirn nicht ausreichend entwickeln - geistige Fehlentwicklung waere die Folge. Wird ein solches Krankheitsbild rechtzeitig diagnostiziert, werden zur Zeit durch Gabe von Schilddruesenhormonen schwerwiegende Erkrankungen verhindert. Da dank der Arbeit der Bonner Zellbiologen nun aber der Faktor bekannt ist, der das Wachstum der Epithelzellen stimuliert, rueckt die Moeglichkeit in greifbare Naehe, durch gezielte Gabe dieses Proteins, das ausreichende Wachstum oder gar die Bildung einer Schilddruese zu erzielen. Der Koerper waere dann in der Lage, selbst die benoetigten Hormone zu erzeugen. Im anderen Fall liegt ein gesteigertes Wachstum der Schilddruesenzellen vor, und es kommt zur Kropfbildung. Auch fuer diesen Fall liessen sich kuenftig moeglicherweise veraenderte Therapieansaetze finden.

    Das Bonner Forum Biomedizin ist als Zusammenschluss von neun Universitaetsinstituten der Bonner Universitaet vor knapp einem Jahr gegruendet worden. Als neuartig fuer die deutsche Forschungslandschaft muss vor allem die Struktur und Anwendungsnaehe gelten. "Da unsere jungen Leute hier unbuerokratisch und ueber Institutsgrenzen hinweg arbeiten und in Gruppen ihre Ideen entwickeln koennen," so der Sprecher des Bonner Zentrums Biomedizin, Prof. Herzog, "arbeitet das Forum durch diese 'enorme Schubkraft von unten' sehr effizient. Nur so ist es moeglich, bereits nach kurzer Zeit einige interessante Ergebnisse vorweisen zu koennen."

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Volker Herzog, Tel.: 0228 - 735301 Priv. Doz. Dr. Klaudia Brix Tel.: 0228 -735306


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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