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30.07.1997 00:00

Neue Konzepte für die Eiweissversorgung

Andreas Dahl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

    DIfE-Presseinformation

    Neue Konzepte fuer die Eiweissversorgung: Welche Menge an unentbehrlichen Aminosaeuren braucht der Mensch?

    In einer ausgewogenen Ernaehrung soll der Eiweissanteil zehn bis fuenfzehn Prozent der Energiezufuhr betragen. Dies entspricht etwa 1 bis 1,5g Eiweiss pro kg Koerpergewicht und Tag. Aber Eiweiss (Protein) ist nicht gleich Eiweiss. Jedes Eiweissmolekuel setzt sich aus Aminosaeuren als Bausteinen zusammen; zwanzig verschiedene solche Aminosaeuren kommen in unserer Nahrung vor. Nicht jede Art Eiweiss enthaelt die gleichen Aminosaeuren im gleichen Mengenverhaeltnis. Tierische und pflanzliche Eiweisse unterscheiden sich in ihrer Aminosaeurezusammensetzung und in der Reihenfolge, in der die Aminosaeuren angeordnet sind.

    Man unterscheidet entbehrliche (nicht essentielle) und unentbehrliche (essentielle) Aminosaeuren. Die entbehrlichen kann der menschliche Koerper aus den Grundbausteinen selber zusammensetzen, die unentbehrlichen dagegen muessen in der Nahrung enthalten sein. So enthaelt z.B. das Eiweiss aus Getreide weniger unentbehrliche Aminosaeuren als Eiweiss in Fleisch. Traditionell gelten acht Aminosaeuren als unentbehrliche Eiweissbestandteile fuer den Menschen. Neuerdings weiss man jedoch, dass das nur bedingt richtig ist. Bei Fruehgeborenen, in der fruehen Kindheit, bei alten Menschen und bei Schwangeren, aber auch bei Verletzungen und schweren Verbrennungen aendert sich der Bedarf, teilweise erhoeht sich die Zahl der unentbehrlichen Aminosaeuren.

    Die hergebrachte Auffassung ueber entbehrliche und unentbehrliche Aminosaeuren ist deshalb nicht mehr aufrechtzuerhalten. Das wissenschaftliche Interesse richtet sich jetzt verstaerkt auf den Zusammenhang zwischen der Menge der Aminosaeurezufuhr durch die Nahrung und der Verwertung und dem Stoffwechsel der Aminosaeuren im Koerper von Gesunden und Kranken. Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe des Clinical Research Center am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, beschaeftigen sich Wissenschaftler des Deutschen Instituts fuer Ernaehrungsforschung Potsdam-Rehbruecke mit diesen Fragen.

    Mit neuen Bestimmungsmethoden ermittelten Wissenschaftler am MIT, dass bei gesunden Erwachsenen der Bedarf an unentbehrlichen Aminosaeuren wahrscheinlich zwei- bis dreimal so hoch ist wie die bisher von der Welternaehrungsorganisation empfohlene Menge. Wenn sich diese Beobachtung bestaetigen laesst, ergeben sich weitreichende Konsequenzen fuer die Welternaehrungssituation. So sind Ernaehrungsweisen, die hauptsaechlich auf Getreide basieren, wie dies in vielen Entwicklungslaendern der Fall ist, nicht geeignet, den vermuteten hoeheren Bedarf an unentbehrlichen Aminosaeuren zu decken. Dennoch kann auch eine vegetarische Ernaehrung den Bedarf an unentbehrlichen Aminosaeuren decken, wenn die Nahrung ein genuegend ausgewogenes Angebot an verschiedenen Nahrungseiweisstraegern enthaelt. Deshalb ist es wichtig, das Naehrstoffpotential neuer und bisher wenig bekannter pflanzlicher Eiweissquellen zu untersuchen und dann die Moeglichkeiten fuer eine weltweite oder regionale landwirtschaftliche Produktion zu pruefen. Aber auch die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln muss unter dem Gesichtspunkt einer ausreichenden Versorgung der Weltbevoelkerung mit unentbehrlichen Aminosaeuren verbessert werden. Hierbei spielt die Nahrungskonkurrenz zwischen Mensch und Nutztier und ein schonender Umgang mit den natuerlichen Ressourcen eine beachtenswerte Rolle.

    Wie sich gezeigt hat, gibt es keinen universell fixierten, fuer alle Menschen geltenden Bedarf an unentbehrlichen Aminosaeuren. Deshalb muss der Bedarf an unentbehrlichen Aminosaeuren beim Gesunden wie bei kranken Menschen (z.B. bei Krebs-, Nieren- und Lebererkrankungen) bestimmt werden. Darueber hinaus muessen zukuenftige Studien auf die Erforschung der richtigen Eiweissnahrung fuer bestimmte chronische Krankheiten zielen, und es muss geklaert werden, ob das Risiko, an bestimmten Leiden zu erkranken, durch ungeeignete Eiweissnahrung erhoeht ist.

    Abdruck gestattet/Beleg erbeten Weitere Informationen: Dr. Cornelia C. Metges / Dr Klaus-J. Petzke (-429)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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