Der Lessing-Preis für Kritik wird am 13. Mai 2012 an den Regisseur Claus Peymann vergeben. Die Preisverleihung beginnt um 11 Uhr 30 in der Augusteerhalle der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
Mit Peymann wird nach Auffassung der Jury ein ebenso unbequemer wie ideenreichen Künstler geehrt, dessen Theater sich in vielfacher Weise mit den Theaterprojekten Lessings berührt. Seit seinen Anfängen in den 60er Jahren habe der in Bremen geborene Regisseur gesellschaftliche Themen im Medium des Theaters reflektiert. Noch immer verstehe er das Theater als moralische Einrichtung und halte am Gedanken der Erziehbarkeit des Menschen durch die Kunst fest. Wie Lessing im Projekt eines Deutschen Nationaltheaters, habe Peymann durch Aufführungen von zeitgenössischen Stücken deutschsprachiger Autoren wie Thomas Bernhard, Peter Handke oder Elfriede Jelinek, Themen und Formen der aktuellen Literatur in den Mittelpunkt seines Schaffens gestellt, sein unabhängiges Regiewerk umfasse zugleich Inszenierungen der klassischen Dramenliteratur von Shakespeare über Lessing und Goethe bis hin zu Brecht. Peymanns Arbeit am Wiener Burgtheater habe an diesem prominenten Ort der deutschsprachigen Theatergeschichte zahlreiche gesellschaftspolitische Diskussionen aufgenommen und zugespitzt. Immer wieder habe der seit 1999 als Leiter des Berliner Ensembles tätige Regisseur öffentliche Kontroversen auch außerhalb des Theaters gesucht, sich über die Jahre hinweg in streitbarer Weise politisch exponiert, und dafür Anfeindungen und persönliche Risiken in Kauf genommen. Nicht zufällig habe sich Peymann auf Lessings Wort von seiner »alten Kanzel, dem Theater«, berufen und diese kritische Idee in seiner Bühnenarbeit zur Wirkung gebracht habe.
Der Lessing-Preis für Kritik wird seit dem Jahr 2000 gemeinsam von der Lessing-Akademie Wolfenbüttel und der Braunschweigischen STIFTUNG NORD/LB ∙ ÖFFENTLICHE verliehen. Mit ihm wird, nach dem Vorbild Lessings, Kritik in einem elementaren, fachübergreifenden, auch gesellschaftlich wirksamen Sinn ausgezeichnet, eine bedeutende, geistig und institutionell unabhängige, risikofreudige kritische Leistung. Es gehört zur Besonderheit des alle zwei Jahre vergebenen Preises, dass der Preis¬träger einen Förderpreisträger eigener Wahl bestimmt. Dotiert ist der Lessing-Preis für Kritik mit insgesamt 20.000 (15.000 + 5.000) Euro. Die bisherigen Preisträger und Förderpreisträger waren Karl Heinz Bohrer / Michael Maar (2000), Alexander Kluge / St. Petersburger Cello-Duo (2002), Elfriede Jelinek / Antonio Fian (2004), Moshe Zimmermann / Sayed Kashua (2006), Peter Sloterdijk / Dietmar Dath (2008) sowie Kurt Flasch / Fiorella Retucci (2010).
Für den Förderpreis hat Claus Peymann das Berliner Theater RambaZamba nominiert. Es ist ein integratives Theaterprojekt für Menschen mit sogenannter Behinderung, hat sich den Status eines kommunalen Theaters erspielt und unterstützt die Ausbildung von Schauspielern mit Handicaps. 2006 war RambaZamba Teil des Kulturprogramms zur Fußball WM, der Premiere des Stücks Ein Herz ist kein Fußball wohnten so prominente Persönlichkeiten wie Wolfgang Schäuble oder André Heller bei. Die Schauspielerin Nele Winkler wurde von Peymann zu gleichen Teilen mit der Einrichtung selbst als Trägerin des Förderpreises benannt.
Die Laudatio auf Claus Peymann wird der renommierte österreichische Autor Peter Turrini halten, wie Peymann auch Träger des für das Lebenswerk vergebenen Nestroy-Theaterpreises.
Die vollständige Jury-Begründung sowie weitere Informationen zu den Preisträgern und dem Laudator finden Sie im Dateianhang.
http://www.lessing-akademie.de
http://www.stiftung-nordlb-oeffentliche.de
Claus Peymann
Foto: Michael Kneffel
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Nele Winkler
Foto: Jonas Ludwig Walter
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Kulturwissenschaften, Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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