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05.09.1997 00:00

Sonderausstellung Kolumbien

Sabine Heine Museum Koenig Bonn, Presse und Kommunikation
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig

    KOLUMBIEN - eine botanische Expedition 4. 9. - 30. 09. 1997

    Kolumbiens botanische Schaetze weisen einen ungeheuren Reichtum auf. Das Land ist einblendendes patchwork aller Schattierungen des Gruens und einer Vielzahl von Pflanzenstrukturen, von Tieren und Geraeuschen.

    Kolumbien gehoert zu den 12 Laendern, die 70 % der Biodiversitaet der Erde beherbergen.Diese Vielfalt hat nicht nur einen aesthetischen oder spirituellen Wert, sondern besitzt auch eine immense Bedeutung fuer medizinische und industrielle Zwecke. Die nahezu unvorstellbare Biodiversitaet und damit auch die genetische Vielfalt der Lebensformen und -assoziationen sind trotz der vergangenen Wissenschaftsjahrhunderte ueberwiegend unerforscht. Die Bedeutungen der Wasser- und Sauerstoffreserven in diesem Gebiet sind nicht zu kalkulieren, aber es ist anzunehmen, dasz ohne diese Ressourcen sich die Lebensbedingungen auf der Erde verschlechtern werden.

    Kolumbiens Flora ist ueberwiegend tropischer Natur, aber in den Anden kann man auch Arten patagonischen oder arktischen Ursprungs finden. Die typischen Vegetationsformen sind der neotropische Regenwald, die Parameos (wüstenartige Hochplateaus), die Mangrovensuempfe und Savannen.

    50 Kunstwerke zeigen uns Pflanzen aus den verschiedenen Gebieten und fuehren uns so in die Geographie und Oekologie, aber auch in die wissenschaftliche Geschichte Kolumbiens ein. Der optische Genusz wird durch die Praesentation lebender Pflanzen, die der botanische Garten zur Verfuegung stellt, ergaenzt.

    Oeffnungszeiten: Di-Fr 9.00 - 17.00 Uhr Sa 9.00 - 12.30 Uhr So 9.30 - 17.00 Uhr Montags und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen.

    Eintrittspreise: 4,00 DM Erwachsene, 2,00 DM ermaeszigter Eintritt.

    Die Biodiversitaet Kolumbiens und deren Gefaehrdung

    Biologische Vielfalt ist auf der Erde nicht gleichmaeszig verteilt, sondern konzentriert sich vor allem auf die tropischen Gebiete. Hier wiederum ragen einige wenige Laender durch einen besonderen Reichtum heraus. Diese Megadiversitaetslaender allein beherbergen 50 - 80 % des weltweiten Formenreichtums, doch schreitet gerade dort die Zerstoerung dieser Mannigfaltigkeit am schnellsten voran. Kolumbien gilt als Megadiversitaetsland und stellt trotz seiner vergleichsweise geringen Groesze nach Brasilien das Land mit der weltweit hoechsten Biodiversitaet dar. So ist Kolumbien das Land mit der hoechsten Zahl an Vogelarten, dies entspricht etwa 20% aller bekannten Spezies der Gruppe der Voegel.

    Kolumbien wird von drei parallel verlaufenden Andenzuegen mit je ueber 1000 km Laenge und Hoehen bis zu 5700m durchzogen. So ist das Land in sieben voneinander isolierte Groszraeume unterteilt, die einen hohen Anteil an Endemiten aufweisen (Arten oder Unterarten, die ausschlieszlich in diesen Gebieten vorkommen).

    Die Choco-Region, deren wissenschaftliche Erforschung gerade erst begonnen hat, gilt als eines der Zentren der weltweit hoechsten Biodiversitaet. Auch die abgelegenen isolierten Gebirgsgebiete wie die Serrania de Baudo, die Serrania de Macarena oder die Tepuis(Tafelberge) des Guayana-Schildes sind weitestgehend unbekannt. Dies gilt auch fuer die weit ins Amazonastiefland abfallenden Bergwaelder und die Westabdachung der Cordillera Occidental.

    Sind die Tieflandregenwaelder des Choco und des Amazonasgebietes noch weitestgehend natuerlich erhalten, so sind ca 70% der Savannen des Orinoco-Tieflandes, etwa 75% der andinen Zone und 96 % der karibischen Trockenwaelder und Mangrovengebiete bereits in anthropogen genutzte Flaechen umgewandelt oder durch indirekten menschlichen Einflusz zerstoert.

    Der Druck der Bevoelkerung auf die verbliebenen Flaechen ist gewaltig; dies gilt insbesondere auch fuer die meist nur noch kleinflaechig erhaltenen Bergwaelder und Hochgebirgszonen (Paramos). Infolge verbesserter Infrastruktur nimmt die Zerstoerung der Tieflandwaelder immer mehr zu. So hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre die biologisch so bedeutende Choco-Region zum wichtigsten Holz"produzenten" Kolumbiens entwickelt und deckt heute etwa 50 % des innerkolumbianischen Holzbedarfs. Siedlungsdruck, die damit verbundene Rodung von Primaerwaldflaechen und die nur kurze Nutzbarkeit (1-2 Jahre) der naehrstoffarmen tropischen Boeden fuehren zu einer schnellen groszflaechigen Zerstoerung der Habitate und damit der Biodiversitaet. Gleiches gilt fuer die Tieflaender des Amazonasgebietes.

    Das Ministerio del Medio Ambiente, die Corporaciones Autonomas der einzelnen Departmentos, Regierungsorganisationen wie das neugegruendete Instituto Alexander von Humboldt und die Fundacion para la Educacion Superior, grosze Naturschutzverbaende wie Ecofondo und die Fundacion natura sowie eine unueberschaubare Zahl kleiner und kleinster Fundaciones sind ueberall im Land bemueht, der drohenden Vernichtung natuerlicher Ressourcen Einhalt zu gebieten. Ein groszes Problem fuer die Ausarbeitung geeigneter Schutzkonzepte stellt jedoch der geringe Kenntnisstand der biologischen Vielfalt dar.

    Kolumbien gilt als eines der biologisch schlechtest bearbeiteten Laender Lateinamerikas. Eine Zusammenarbeit der verschiedensten Naturschutzorganisationen, kolumbianischen und westlichen Wissenschaftlern ist daher von unsch"tzbarem Wert. Gleiches gilt fuer einen geregelten internationalen Informationsaustausch, Technologie-, know-how- und Geldtransfer. Von besonderer Bedeutung ist nicht zuletzt das Wissen indigener Volksgruppen und der lokalen Bevoelkerung, deren unschaetzbare Kenntnisse ueber Wirkung und Nutzen biologischer Ressourcen im Zuge der sich ausbreitenden Zivilisation fuer immer verloren zu gehen drohen.

    Die Ausstellung bietet Einblick in die Biodivsersitaet Kolumbiens und macht uns eindringlich deutlich, welchen emotionalen und kuenstlerisch-kulturellen Stellenwert Biodiversitaet fuer den Menschen hat, wobei jeder einzelne Besucher das Masz an Betroffenheit, Informiertheit und Konfliktloesungsvorstellungen selbst bestimmt.

    Dipl. Biol. Sabine Heine Abteilungsleiterin


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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