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20.06.1997 00:00

Internationales Jahr des Korallenriffs 1997

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Auch in Tuebingen: Internationales Jahr des Korallenriffs 1997

    Vortragsreihe des Instituts fuer Geologie und Palaeontologie

    Zum Internationalen Jahr des Korallenriffs 1997 hat das Geologisch-Palaeontologische Institut der Universitaet Tuebingen eine Vorlesungsreihe zusammengestellt. Die Vortraege international bekannter Riff-Biologen und -Geologen werden durch eine Ausstellung im Geologisch-Palaeontologischen Museum ergaenzt. Auch fuer einige Arbeitsgruppen in Tuebingen sind die tropischen OEkosysteme unter der Meeresoberflaeche reizvolle Forschungsobjekte.

    Korallenriffe finden sich an den Kuesten von ueber einhundert tropischen Laendern. Sie werden bis zu zwei Kilometer hoch und bis zu dreitausend Kilometer lang. Um so erstaunlicher ist es, daß die gigantischen Bauwerke der Natur von winzigen Lebewesen aufgebaut werden. Die nur wenige Millimeter messenden Polypen sitzen an der Oberflaeche des Riffs und scheiden mit Hilfe von Photosynthese treibenden Algen in ihren Geweben jedes Jahr bis zu einigen Zentimetern Kalk ab. Die Polypen sind in einer riesigen Kolonie untereinander verbunden und bilden sogenannte Steinkorallen. UEber lange Zeitraeume entsteht durch die staendigen Kalkablagerungen ein Riff. Die Korallenriffe beherbergen eine fast unueberschaubare Vielfalt an Meerestieren, die den Artenreichtum im freien Ozean weit uebertrifft. Bis zu dreitausend Arten koennen in einem einzigen Riff vorkommen. Die Korallenriffe gehoeren damit zu den komplexesten OEkosystemen der Erde, auch wenn sie unter der Meeresoberflaeche verborgen liegen.

    Die Korallen-Polypen koennen nur unter bestimmten Lebensbedingungen existieren: Sie brauchen flaches, warmes , klares und naehrstoffarmes Meerwasser. Sie werden nicht so sehr von natuerlichen Umwelteinfluessen wie etwa Stuermen bedroht, sondern vor allem von den Menschen, die das oekologische Gleichgewicht empfindlich stoeren. Durch Rodungen und Landwirtschaft an den Kuesten wird Duenger ins Meer getragen und das Wasser getruebt. Besonders in Drittweltlaendern sind die Riffregionen haeufig ueberfischt und viele Riffe leiden unter dem starken Tourismus. Nach den Schaetzungen von Wissenschaftlern einer internationalen Tagung in Miami/Florida 1993 sind bereits zehn Prozent der Korallenriffe ernsthaft geschaedigt oder zerstoert.

    Das "Internationale Jahr des Korallenriffs 1997 (IJR)" soll daher mit gezielten Informationen und Foerderung der Riff-Forschung die Zerstoerung eindaemmen helfen. In das Projekt sind ueber fuenfzig Nationen eingebunden. IJR orientiert sich dabei an den Zielen der International Coral Reef Initiative (ICRI), einem Zusammenschluß von Laendern und Organisationen, die internationale Konventionen und Abmachungen zum Schutz von Korallenriffen und aehnlichen OEkosystemen umsetzen wollen. Außerdem soll die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen koordiniert und die Programme aufeinander abgestimmt werden.

    Fern von tropischen Kuesten gibt es auch in Tuebingen einige Arbeitsgruppen am Geologisch-Palaeontologischen Institut, die sich mit Korallenriffen beschaeftigen. Gleich mehrere Projekte dienen der Erforschung fossiler Riffe aus dem Devon und Tertiaer, deren Entstehung rund 400 Millionen Jahre beziehungsweise 65 bis zwei Millionen Jahre zurueckliegt. Einige davon finden sich im Rheinischen Schiefergebirge oder dem Harz oder zumindest in Europa, in OEsterreich, Italien oder Polen. Andere Forschungsobjekte liegen dagegen weit entfernt vor den afrikanischen Kuesten in Marokko, Algerien und AEgypten. Die Untersuchungen an den Kalksteinkoerpern von Korallenriffen sind nicht nur fuer die Grundlagenforschung interessant, sondern auch fuer die Erdoel-Industrie. Denn etwa vierzig Prozent der weltweiten Erdoelvorkommen sind in Riff-Kalksteinen gespeichert.

    Mit der Methode der Sklerochronologie wollen Tuebinger Geologen die Klimaentwicklung waehrend der Riffbildung an Korallenriffen im mittelamerikanischen Belize ablesen. Dazu werden bei Bohrungen Proben aus den Kalkablagerungen der Riffe geholt und die Dicke und Zusammensetzung des Kalkes bestimmt. AEhnlich wie bei den Jahresringen des Baumholzes lassen sich dadurch Rueckschluesse auf die frueheren Lebensbedingungen ziehen. An einem Riff in Belize laeßt sich jedoch auch die Entstehung moderner Riffe studieren, die heute noch wachsen. In Zusammenarbeit mit der University of Miami wird außerdem der Zustand von Riffen in Suedflorida untersucht.

    Naehere Informationen: Dr. Eberhard Gischler Institut fuer Geologie und Palaeontologie Tel. 0 70 71/2 97 54 52


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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