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11.03.1996 00:00

Interdisziplinäres Projekt zum Schutz des Araukarienwaldes

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Interdisziplinaeres Waldschutzprojekt der Universitaet Tuebingen "Pró-Araucária"

    Einweihung der neuen Forschungsstation am 12. April

    Die PUC-Universitaet von Porto Alegre, Brasilien, und die Universitaet Tuebingen werden im Sueden Brasiliens ein gemeinsames Waldschutzprojekt "Pró Araucária" durchfuehren. Ziel ist die Rettung des bedrohten Araukarienwaldes und eine naturnahe Wiederaufforstung auf der Basis einer Analyse des Ökosystems dieses noch weitgehend unerforschten Waldtyps, der suedlichsten Formation des brasilianischen Kuestenregenwaldes "Mata Atlántica". Araukarienwaelder bedeckten in dieser Region frueher eine Flaeche von der Groesse Sueddeutschlands (200.000 m2). Durch Ausbeutung der Waelder als Nutzholz - Araukarien wurden als Brasilkiefer auch in hiesigen Baumaerkten angeboten ist der Bestand inzwischen stark gefaehrdet: riesige Flaechen liegen brach.

    Fuer das neue Projekt wurde mit Hilfe privater Sponsoren, vor allem der Firma Stihl, ein Areal von 5.000 Hektar erworben. Das Gebiet liegt an der Suedostecke der Serra Geral von Rio Grande do Sul auf 600 bis 1.000 Meter Höhe. Es besteht zu etwa 40 Prozent auf Urwald (Araukarien- und Laubmischwald), 30 Prozent Sekundaerwald und 30 Prozent Freiflaechen, teilweise mit Buschbewuchs. Diese Flaechen waren frueher wahrscheinlich saemtlich mit Araukarienwald bestanden. Darueber hinaus wurde von der PUC-Universitaet ein Forschungsgebaeude mit 700 m2 Nutzflaeche errichtet, dessen Finanzierung unter anderem mit einer Spende der GEO-Stiftung erfolgte. Das Forschungsgebaeude, das etwa 120 km von Porto Alegre entfernt liegt, wird am 12. April 1996 feierlich eingeweiht.

    An dem interdisziplinaeren Forschungsvorhaben sind 20 Arbeitsgruppen Tuebinger Wissenschaftler aus fuenf Fakultaeten sowie die Forstfachhochschule Rottenburg beteiligt. Dazu gehoeren 13 der 19 biologischen Lehrstuehle, Organische Chemiker, Biochemiker und Pharmazeuten aus der Fakultaet fuer Chemie und Pharmazie, Geologen, Hydrogeologen, Palaeontologen und Geographen aus der Geowissenschaftlichen Fakultaet sowie Tropenmediziner und Wirtschaftswissenschaftler. Die Arbeiten konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte:

    1. Bisher fehlt noch gaenzlich ein genaueres Verstaendnis der Araukarie, die es seit 180 Mio. Jahren gibt und die damit eine der aeltesten Baeume auf der Erde ist. Ungeklaert ist beispielsweise, wie sich die Araukarie in so starkem Masse durchsetzen konnte: waehrend die Baumartenvielfalt in tropischen Regenwaeldern sehr gross ist (auf einen Hektar kommen bis zu 500 Baumarten), dominiert die Araukarie in Araukarienwaeldern mit ueber 50 Prozent des Bestandes.

    2. Die Analyse der zum Araukarienwald gehoerenden Flora und Fauna soll Konzepte fuer eine naturnahe Wiederaufforstung dieses Waldtyps erbringen.

    3. Der dritte Projektbereich widmet sich dem menschlichen Umfeld: Fuer das in starkem Masse von Landflucht gepraegte Gebiet muessen neue nachhaltige Nutzungsformen bei einem Wiederaufbau des Araukarienwaldes gefunden werden. Dazu bietet sich beispielsweise an die Nutzung der Araukariensamen: die Zapfen, die etwa ein Volumen von 30 Litern haben, gelten als Delikatesse. Eine andere Nutzungsmoeglichkeit ist die Aufzucht von Matestraeuchern, die wild nur im Araukarienwald vorkommen und aus denen Tee gewonnen werden kann.

    Die Anschubfinanzierung der Forschungsprojekte erfolgt ueber Mittel des Landes Baden-Wuerttemberg und des Universitaetsbundes. Eine Foerderung ueber Bundesmittel ist im Antragsstadium.

    Die Universitaet Tuebingen unterhaelt seit 1988 an der PUC-Universitaet in Porto Alegre eine biologische Forschungsstation, an der bereits zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten entstanden sind.

    Naehere Auskuenfte: Prof. Dr. Wolf Engels, Zoologisches Institut, Entwicklungsphysiologie, Tel.: (07071) 29-4650, Fax: (07071) 29-6950.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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