"Geschafft!" Eine Woche vor Abreise scheint alles klar zu sein. Daniela Brennecke, Manuela Hantscher, Christin Horlach, Dominique Mittelstädt und Diana Thiel gehen noch einmal alles durch. Die Zugtickets sind gebucht, Hotelzimmer ebenso. Nur die Frage der Kleidung und Koffer bleibt ungeklärt. Was auf den ersten Blick wie ein typisches Frauenproblem aussieht, ist für die fünf Jurastudentinnen der Universität Rostock professionelle Vorbereitung.
Die jungen Frauen verreisen in ihrer vorlesungsfreien Zeit statt in den Urlaub zu einem Wettkampf. Nicht irgendeinem. Sie vertreten erstmals die Juristische Fakultät der Rostocker Uni auf dem jährlichen "Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot". Eine fiktive Gerichtsverhandlung zum internationalen Kaufrecht. Immerhin die weltweit bedeutendste und größte Veranstaltung dieser Art, die vom 22. bis 28. März in Wien stattfindet. "108 Universitäten und Rechtshochschulen aus 36 Ländern nehmen daran teil", berichtet Manuela stolz. Die Rostockerinnen haben dabei einen der kürzesten Wege zurückzulegen. Andere Teilnehmer kommen aus Argentinien, Australien, Japan, Rußland oder Südafrika.
In diesem Jahr geht es um einen Fall, wie er tagtäglich in der Welt der Wirtschaft passiert. "Es wurde ein Kaufvertrag über Maschinen zur Herstellung von Textilien abgeschlossen", erklärt Manuela. "Die Kaufsumme in Höhe von 9,3 Mio. Dollar wurde darin in fünf Einzelzahlungen aufgeteilt", führt die 21-Jährige fort. "Die letzten beiden Zahlungen sind an eine Bank abgetreten worden. Der Käufer zahlte die vorletzte Rate jedoch stattdessen an den ursprünglichen Verkäufer und verweigerte die letzte Rate aufgrund von Mängeln. Die Bank verlangt nun die letzten beiden Raten." Eine schwierige Aufgabe, die alle 108 Teilnehmer gleichermaßen zu lösen haben. Da müssen Argumente und Beweismittel genau vorbereitet werden. "Während der Vorrunden sind alle Hochschulen jeweils zweimal Kläger und Beklagte", weiß Diana. Sie hat sich zusammen mit Christin auf die Rolle der Beklagten vorbereitet, während Manuela und Daniela die Funktion der Kläger übernehmen. "Und Dominique ist als Coach unsere moralische Stütze", lachen die Fünf. Kontrolliert und bewertet werden die Verhandlungen von Schiedsrichtern. Einen echten Sieg gibt es nicht, der Gewinn besteht für die Teilnehmer in Erfahrung.
Teilnehmen kann am "Willem C. Vis Moot" jeder. Allerdings sind die Voraussetzungen recht hoch. Neben Jura-Kenntnissen muß die Verhandlungssprache Englisch fließend beherrscht werden. Dann sind 25 Memoranden in bestem Juristenenglisch an Veranstalter, Schiedsrichter und Gegenseite abzuschicken. "Darin listen die Teilnehmer ihre Argumente und die Verwendung der Beweise auf", erläutert Manuela. Hinzu kommen die Teilnahmegebühr in Höhe von 550 Euro sowie Kosten für Anreise, Unterbringung und Verpflegung. Für eine lange und teure Woche in Wien, die die Teilnehmer selbst finanzieren müssen. Die "Mooties", wie sich die Rostocker Jurastudentinnen augenzwinkernd nennen, haben sich Sponsoring und Unterstützung beim Deutschen Akademischen Auslandsdienst, dem Institut für Anwaltsrecht sowie dem Studentenrat der Universität geholt. Und dann existiert da ja noch die Kleiderordnung. "Es darf nur Schwarz, Dunkelgrau oder Dunkelblau getragen werden", runzelt Diana die Stirn. "Röcke nur bis zum Knie und alles andere hochgeschlossen", ergänzt Christin. "Und fürs Bankett ist ein Kleid Pflicht." Klar, dass die Fünf die Zahl der Koffer da genau planen.
Vorbereitet haben sich die "Mooties" seit Oktober vergangenen Jahres. Zwei Wochen vor Abreise wurde vor Dozenten der Juristischen Fakultät geübt, wenige Tage vor der Eröffnung nochmals gegen die Vorjahresdritten der Berliner Humboldt-Uni. Am morgigen Samstag wird es ernst. "Dann geht es gegen die Kerala Law Academy aus Indien, tags darauf treten wir gegen die Université d?Aix-Marseille aus Frankreich an", sagt Diana. "Unsere anderen Vorrundengegner stammen mit der Pace University New York und der Loyola University Chicago aus den USA", fügt Christin hinzu.
16 Teams kommen in die Finalrunde. "Sollten wir das schaffen..." Weiter zu sprechen traut sich keine. Zu denken schon. Klappt es nicht, haben die Fünf auch noch andere Pläne für Wien. "Ich will Sachertorte essen", lacht Christin. "Und ich habe versprochen, die Spanische Hofreitschule zu besuchen?, erwidert Diana. "Auf jeden Fall werden wir in einem Park mit Blick über Wien frühstücken", sagt Manuela. "Außerdem muß ich Mozartkugeln und Earl Grey-Tee kaufen."
Michael Lüdtke
Presse- und Informationsstelle
der Universität Rostock
0172/ 80 36 127
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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