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14.12.1997 00:00

Vorstellungskraft Visuelle Wahrnehmung verbessert

Tal Eizman Publications and Media Relations Department
Weizmann Institut

    EIN BLICK AUF DIE INNEREN VORGAENGE DES VERSTANDS: FORSCHER AM WEIZMANN-INSTITUT ENTDECKEN, DASS DIE VORSTELLUNGSKRAFT VISUELLE WAHRNEHMUNG VERBESSERT

    REHOVOT, Israel._ 9. Dezember 1997. Wer Bilder vor seinem geistigen Auge entstehen laesst, sieht die Realitaet mit besseren Augen. Das haben Wissenschaftler vom Weizmann Institut herausgefunden. Die Phantasie befluegelt jedoch die Wahrnehmung nur dann, wenn die Bilder aus dem Kurzzeitgedaechtnis stammen, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Journal of Cognitive Neuroscience. Im Gegensatz dazu kann ein Zurueckgreifen auf das Langzeitgedaechtnis unsere Faehigkeit zur visuellen Wahrnehmung sogar beeintraechtigen. "Es scheint, dass unter bestimmten Umstaenden die Aktivierung des Kurzzeitgedaechtnisses die "Verdrahtung" des visuellen Cortex veraendern kann, und Menschen sehen ploetzlich, was sie zuvor nicht sehen konnten", sagt Dr. Alumit Ishai, die die Untersuchung im Rahmen ihrer Promotion unter Anleitung von Prof. Dov Sagi von der Abteilung Neurobiologie des Weizmann Instituts durchfuehrte. Die Studie unterstuetzt auch die These, dass visuelles Kurz- und Langzeitgedaechtnis von zwei verschiedenen Mechanismen im Gehirn gesteuert werden.

    Vorstellung und Wirklichkeit Jeder, der einmal in einer Menschenmenge nach einem Freund Ausschau gehalten hat, weiss intuitiv, wie visuelle Vorstellung funktioniert. Wenn man vor seinem geistigen Auge ein Bild entstehen laesst, kann man den Freund, wenn er dann wirklich auftaucht, leichter erkennen. Wie Prof. Sagi erklaert, arbeiten Gedaechtnis und Wahrnehmung staendig zusammen, denn immer, wenn wir etwas sehen, identifizieren wir es auf der Grundlage von Bildern aus unserem Gedaechtnis. Ohne Gedaechtnis waere unsere wahrgenommene Welt unverstaendlich", sagt er. Wird die Erinnerung jedoch zu stark bewertet, ist das Resultat eine Sinnestaeuschung." Arbeitet das Gehirn auf dieselbe Weise, wenn wir uns ein Objekt vorstellen und wenn wir es wirklich sehen? Erleichtert oder erschwert ein Rueckgriff auf unser Gedaechtnis visuelle Vorgaenge? Philosophen und Wissenschaftler suchen schon lange nach einer Antwort auf diese Fragen, doch fruehere Studien erbrachten widerspruechliche Ergebnisse. Die neue Studie von Ishai und Sagi erklaert warum: Bisherige Untersuchungen machten keinen Unterschied zwischen Bildern aus dem Kurzzeit- oder Langzeitgedaechtnis.

    Kurzzeit- gegen Langzeitgedaechtnis Die Forscher am Weizmann Institut haben erstmals die Auswirkung visueller Vorstellung auf die Wahrnehmung quantifiziert. Sie schufen eine Versuchsreihe, in der Teilnehmer sogenannte Gabor-Signale, feine Lichtpunkte auf einem Computerbildschirm, sehen. Durch Veraenderung der Lichtintensitaet der Punkte, stellten sie die genaue Helligkeitsschwelle fest, oberhalb derer das Licht fuer den Teilnehmer sichtbar wurde. Zunaechst betrachteten die Testpersonen ein Computerdisplay mit drei Gabor-Signalen in einer geraden Linie, wobei der Abstand der aeusseren Signale vom mittleren Signal variabel war. Je groesser der Abstand der aeusseren Signale wurde, desto schwerer wurde fuer die Testpersonen die Erkennung des mittleren Signals, bis sie es schliesslich gar nicht mehr sahen. Dann veraenderten die Forscher die Helligkeit des zentralen Signals, um eine neue Schwelle zu messen, bis zu welcher der Teilnehmer den Zielpunkt erkennt. Nun wurde das Gedaechtnis auf den Plan gerufen. Sagi und Ishai zeigten einen Bildschirm mit nur einem Gabor-Signal und baten die Teilnehmer, sich die flankierenden Signale, die sie zuvor gesehen hatten, vorzustellen. Die Ergebnisse waren ueberraschend: Wenn sich die Teilnehmer die seitlichen Signale vorstellten, konnten sie das Ziel leichter sehen als im vorherigen Versuch. Durch die Aktivierung des Kurzzeitgedaechtnisses sank die Schwelle der visuellen Wahrnehmung. Die Testpersonen hatten tatsaechlich ein verbessertes Sehvermoegen. Weitere Versuche foerderten eine eindeutige Verbindung dieses Phaenomens mit dem Kurzzeitgedaechtnis zutage. Die Wahrnehmungsschwelle sank nur, wenn die Teilnehmer kurz nach dem Seherlebnis der Seitensignale dazu aufgefordert wurden, sich diese Signale vorzustellen. Nach einem laengeren Zeitraum, wenn die Seitensignale vermutlich bereits im Langzeitgedaechtnis gespeichert waren, erhoehte sich die Wahrnehmungsschwelle bei der Vorstellung des Bildes, das heisst das Zielsignal war schwerer zu erkennen. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Wiedergabe aus Kurz- und Langzeitgedaechtnis im Gehirn unterschiedlich vonstatten geht und von verschiedenen neuralen Mechanismen gesteuert wird, obwohl noch nicht klar ist, um welche Mechanismen es sich handelt. Sagi und Ishai hoffen, dass man durch weitere Erforschung dieses Phaenomens eines Tages Menschen mit gestoertem Sehvermoegen die "Augen oeffnen" kann.

    Presseanfragen richten Sie bitte an Luba Vikhanski, Tel. 972 8 934 3855 E-mail: rrluba@wis.weizmann.ac.il


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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