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08.04.2002 11:27

Das Who is Who der Sozialwissenschaften

Dr. Antonia Rötger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

    Der Soziologe Karl Ulrich Mayer wählte für die große Enzyklopädie der Sozial- und Verhaltenswissenschaften 150 Wissenschaftler aus, die diese Wissenschaften bis heute prägen. Doch wie entsteht Einigkeit über die Bedeutung wissenschaftlicher Beiträge? Ein Bericht.

    Ende des letzten Jahres erschien die International Encyclopedia of the Social and Behavioral Sciences im Elsevier-Verlag in 26 Bänden. Das epochale Werk ist das größte Buchprojekt in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften seit 30 Jahren und umfasst den Wissensstand unserer Zeit. In vierjähriger Arbeit haben die Herausgeber, der Soziologe Neil J. Smelser und der Psychologe Paul B. Baltes, zusammen mit 35 Teilherausgebern die renommiertesten Wissenschaftler ihrer Zunft ausgewählt und betreut, die über die verschiedenen Aspekte ihrer Disziplin geschrieben haben. So entstanden über 4500 Artikel, die mehrfach revidiert wurden, bevor sie Aufnahme in die Enzyklopädie fanden. Die International Encyclopedia of the Social and Behavioral Sciences enthält auch 147 Biografien jener Gelehrten, die die Sozial- und Verhaltenswissenschaften bis heute am nachhaltigsten prägen. Die Auswahl wurde von vorneherein beschränkt auf nicht mehr lebende Forscher.
    Wer in den illustren Kreis der einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen werden sollte, wurde in einem aufwendigen Verfahren von einer Gruppe von Wissenschaftlern auf Vorschlag von Karl Ulrich Mayer entschieden, der als Herausgeber für den Bereich der Biografien verantwortlich zeichnet. Der Soziologe, der zur Zeit Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin ist, empfand diese Aufgabe als intellektuelle Herausforderung und nahm die langwierigen Auseinandersetzungen um die Würdigung und Gewichtung von Leistungen in Angriff.
    Der Entscheidungsprozess dauerte mehrere Jahre. Mayer berichtet, dass er während dieser Zeit auf Kongressen alle Wissenschaftler nach bedeutenden Persönlichkeiten fragte und jeden einzelnen der 35 Teilgebietsherausgeber der Enzyklopädie formell um Vorschläge aus ihrem Fachbereich bat. So erhielt er eine Liste mit 450 Kandidaten. Zusätzlich wurde die Zitierungshäufigkeit als ergänzendes Maß für die anhaltende Bedeutung der einzelnen Forscher erhoben. Mit diesen Verfahren ermittelte er die 150 Wissenschaftler, die auch noch Jahre nach ihrem Tod immer wieder zitiert werden und mehr als einen wichtigen Beitrag in ihrem Feld geleistet haben. Die Liste reicht von Theodor Adorno und Aristoteles bis Max Weber, Ludwig von Wittgenstein und Wilhelm Wundt. Unter den eingeworbenen Autoren der Biografien finden sich manche Wissenschaftler, die selbst gute Chancen haben, in Zukunft in diesen Kreis aufgenommen zu werden, so zum Beispiel die Nobelpreisträger Paul A. Samuelson mit seinem Beitrag über David Ricardo und Milton Friedman, der die Biografie von George Stigler schrieb.

    Trotz mancher Bemühungen gelang es Mayer nicht, ausreichend viele Frauen zu finden, die dem Kriterium des großen "Impacts" in der wissenschaftlichen Literatur gerecht wurden: "Wir konnten die Wissenschaftsgeschichte nicht umschreiben," bedauert er. Bekannte Wissenschaftlerinnen wie die Psychologin Charlotte Bühler oder die Pädagogin Maria Montessori waren zwar unter den 450 Nominierten, kamen aber nicht in die Endrunde. Hannah Arendt, Simone de Beauvoir und Margaret Mead und fünf weitere Wissenschaftlerinnen sind dabei. Die berühmte Sozialwissenschaftlerin Marie Jahoda ("Die Arbeitslosen von Marienthal" , 1932) wäre sicher ebenfalls aufgenommen worden, betont Mayer. Sie starb, als das große Projekt schon abgeschlossen war (April 2001). Niklas Luhmann, gestorben im November 1998, konnte noch während des Publikationsprozesses in den "Olymp der Wissenschaftler" eingehen.
    Die Biografien der ausgewählten Forscher schildern nicht nur ihre bedeutenden wissenschaftlichen Beiträge, sondern auch ihre Persönlichkeit und die Zeit, in der sie lebten. Sie sind damit eine große Bereicherung der Enzyklopädie und können auch Studierenden den Einstieg in die jeweilige Gedankenwelt erleichtern.

    Hinweis an die Redaktionen: Sie können einen ausführlichen Bericht von Karl Ulrich Mayer über den Entscheidungsprozess anfordern (auf Englisch). Bitte wenden Sie sich dafür an Frau Gaby Bendmann, Tel.: 030 / 824 06-261, sekmayer@mpib-berlin.mpg.de

    Eine vollständige Liste der Biografien finden Sie in Band 26, Seite 14 der International Encyclopedia of the Social and Behavioral Sciences. Sie können sich diese Liste aber auch als pdf-Datei herunterladen:
    http://www.mpib-berlin.mpg.de/en/forschung/bag/projekte/IESBSlist.pdf

    Mehr Informationen zu der neuerschienenen Enzyklopädie: http://www.iesbs.com/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion
    überregional
    Personalia, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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