Wie erkennt man kreditwuerdige Kunden?
Berliner Mathematiker aus dem Weierstrass-Institut schlagen eine Methode vor, die auf niedrigste Fehlerquoten verweisen kann
Ob Kunden kreditwuerdig sind, ist fuer grosse Unternehmen bei der Geschaeftsanbahnung eine Grundsatzfrage. Man will groesste Sicherheit bei geringstem Risiko. Mathematiker des Berliner Weierstrass-Instituts fuer Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS), die auf Anwendungen spezialisiert sind, bearbeiten die Fragestellung in Kooperation mit der Daimler-Benz AG. Jetzt haben sie ein Distanzbasiertes Kredit-Scoring vorgestellt, das fuer neue Objekte (sprich: Kunden) die bestmoegliche Entscheidung zu treffen verspricht. Der Mathematiker Hans-Joachim Mucha hat aus Trainingsdaten, fuer die eine Klassenzuordnung a priori bekannt ist, besonders stabile Klassifikatoren (Entscheidungsregeln) abgeleitet. Sein neues distanzbasiertes Klassifikationsmodell, das auf die niedrigste Fehlerquote verweisen kann, beruht auf bedingten Wahrscheinlichkeiten und der sogenannten adaptiven Minkowski-Metrik. Adaptive Metriken werden bei Daimler-Benz nicht nur im Kredit-Scoring eingesetzt, sondern sie bilden den Kern von Modellen zur Clusteranalyse (Klassifikation ohne Training) und multivariaten Grafik, die in hochdimensionalen Daten nach verborgenen Strukturen suchen. Damit koennen z.B. Unternehmen aufgrund von vielen Kennziffern bewertet und verglichen werden (Daimler-Benz Aerospace, Airbus Bremen). Etwa 40 weitere Anwender aus Industrie und Forschung nutzen die Statistik-Software ClusCorr und wenden die adaptiven multivariaten Modelle aus dem WIAS an.
(Ansprechpartner: Hans-Joachim Mucha, Tel. 030/20377 573)
In einem anderen Projekt des Weierstrass-Instituts geht es darum, den Elektronentransport und die Waermeausbreitung in Halbleitern zu simulieren, dadurch aufwendige Experimente zu vermeiden und so Entwicklungszeiten drastisch zu verkuerzen. Die in der Arbeitsgruppe von Herbert Gajewski entwickelten Simulationsprogramme ToSCA (Two-dimensional Semiconductor Analysis Package) und DIOS (Diffusion, Implantation, Oxidation in Semiconductors) werden inzwischen von ueber 30 Forschungs-und Entwicklungseinrichtungen, darunter in den USA und der Schweiz, genutzt. Industriekooperationen bestehen u.a. mit Bosch Telecom, KETEK und alpha microelectronics.
(Ansprechpartner: Herbert Gajewski, Tel. 030/20377 563)
,Wer sich von Mathematikern helfen läßt, kann Millionensummen sparen", sagte Prof. Juergen Sprekels, Direktor des WIAS, bei einer Praesentation seines Institus. Andererseits zeigt sich der Mathematiker, der das 1992 gegruendete Institut im Forschungsverbund Berlin seit 1994 leitet, verwundert, wie vielen Ingenieuren heute immer noch nicht bewusst ist, daß ihr Problem schlicht ein mathematisches Problem ist. Drehscheibe für Praxiskontakte sind die Montagskolloquien des Weierstrass-Instituts. Dort stellen Experten aus der Praxis den WIAS-Mathematikern ungeloeste, schwierige Probleme vor, um mit Hilfe der Mathematik effiziente Loesungen zu erreichen. ,Solche Real-life-Probleme verlangen in sehr vielen Faellen die Weiterentwicklung der Mathematik", sagt Sprekels.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Elektrotechnik, Energie, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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