Seit die Finanzkrise die Arbeitslosenzahlen in anderen EU-Ländern emporschnellen ließ, gilt der deutsche Arbeitsmarkt als Erfolgsmodell: In Deutschland stieg die Beschäftigung nach kurzer Unterbrechung langsam weiter an und der demografisch bedingte Rückgang des Arbeitskräfteangebots beginnt sich entlastend auszuwirken. „Dieses angebliche deutsche 'Job-Wunder' lässt aber Probleme übersehen, die insbesondere Migranten haben“, kritisiert Prof. Dr. Matthias Knuth im Vorfeld der Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung (SAMF) am 23. und 24. Februar am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.
„Auch Personen mit Migrationshintergrund profitierten vom Beschäftigungswachstum und von sinkender Arbeitslosigkeit. Doch die Schere zwischen den Beschäftigungsquoten von Deutschen und Ausländern hat sich nur minimal verbessert, und die Arbeitslosenquoten von Migranten sind mehr als doppelt so hoch geblieben wie die der Deutschen“, stellt der IAQ-Arbeitsmarktforscher und 1. Vorsitzender der SAMF fest. Nur in wenigen europäischen Ländern sei dieses Missverhältnis noch krasser als hierzulande.
Einerseits sei Deutschland auf alle im Inland bereits vorhandenen Potenziale angewiesen, und es braucht mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Auch zeigten Forschungsergebnisse, dass kulturelle und ethnische Vielfalt Organisationen und Arbeitsmärkte fördert und belebt. „Andererseits aber ist Deutschland nicht darauf vorbereitet, diese Potenziale zu nutzen“, meint Knuth. Vieles von dem, was für Bildungsinländer die Stärken des deutschen Arbeitsmarkt- und Berufssystems ausmacht – die Verbindung von theoretischer und betrieblich-praktischer Ausbildung, die hohe Bedeutung von standardisierten Abschlusszertifikaten, ein vielfältiges Berufsbildungssystem und Hochschulwesen – erweist sich als Zugangshürde oder Irrgarten für diejenigen, die aus anderen Systemen kommen.
Doch selbst wer als Kind von Zugewanderten hier aufwächst, alle Hürden meistert und einen Hochschulabschluss erwirbt, hat möglicherweise nicht die gleichen beruflichen Chancen wie die Kinder von Einheimischen. Ob das eine Ursache für zu beobachtende Abwanderungen von türkischstämmigen Hochqualifizierten in das Land ihrer Eltern ist, wird ebenfalls auf der Jahrestagung diskutiert.
Die SAMF-Tagung führt Forscher und Praktiker unterschiedlicher Disziplinen und Altersstufen zusammen. Mit etwa 170 Teilnehmern trifft sie auf reges Interesse. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Hans-Böckler-Stiftung und von der Universität Duisburg-Essen, an der die Geschäftsstelle der Vereinigung angesiedelt ist. Die Hochschule hat unter den deutschen Universitäten den höchsten Anteil von Studierenden mit Migrationshintergrund und die größte gesellschaftswissenschaftliche Fakultät – zwei gute Gründe für den Kongress in Campusnähe, in Mülheim an der Ruhr.
Weitere Informationen: http://www.samf.de/
Prof. Dr. Matthias Knuth, Tel. 0203/379-1821, matthias.knuth@uni-due.de
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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