Testosteron-Forscher Eberhard Nieschlag mit Berthold-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ausgezeichnet
Mannheim – Für seine Erkenntnisse und Publikationen über das männliche Geschlechtshormon Testosteron verleiht die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) dem renommierten Hormonforscher Professor Dr. med. Eberhard Nieschlag die Berthold-Medaille. Der ehemalige Leiter des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Universität Münster nimmt diese höchste Auszeichnung der DGE im Rahmen des 55. Symposiums der Fachgesellschaft entgegen. Der Kongress findet vom 7. bis 10. März 2012 im Congress Center Rosengarten in Mannheim statt.
In seiner Vorlesung anlässlich der Verleihung der Berthold-Medaille stellt sich Professor Nieschlag in die Tradition des Namensgebers Arnold Adolph Berthold, dem „Vater der Endokrinologie“. Dieser hatte im Jahr 1849 in einem Experiment an kastrierten Hähnen erstmals den Beweis für die Existenz von Hormonen geliefert. Bekannt war damals, dass sich ein kastrierter Hahn, ein sogenannter Kapaun, durch die Transplantation von Hoden wieder zum Hahn wandelt. Dies geschieht unabhängig davon, an welcher Stelle des Körpers die Hoden eingepflanzt werden. Berthold schlussfolgerte, dass die Wirkung nicht über die Nerven, sondern über das Blut erfolgen musste. „Diese damals geradezu revolutionäre Ansicht wurde von den Zeitgenossen nicht akzeptiert“, berichtet Professor Nieschlag.
Das Hormon Testosteron wurde schließlich erst mehr als 80 Jahre später entdeckt. Seine Bedeutung sei seitdem immer noch wachsend, meint Professor Nieschlag. Zu den neuen medizinischen Einsatzgebieten gehöre der „late-onset“-Hypogonadismus: der relative Mangel an Testosteron bei älteren Männern. „Verminderte Antriebskraft, Libidoverlust, erektile Dysfunktion, Schlafstörungen und Depressionen können heute in bestimmten Fällen mit Testosteron behandelt werden“, sagt Professor Nieschlag.
Studien haben dem Experten zufolge Zusammenhänge zwischen Testosteronwerten und Lebenserwartung aufgezeigt. Testosteron könne demnach heute als Biomarker für den allgemeinen Gesundheitszustand angesehen werden. Auch Volkskrankheiten wie Diabetes, Osteoporose und Depressionen stünden in Wechselwirkung mit einem Testosteronmangel. Sie lassen sich durch eine Testosteronbehandlung günstig beeinflussen. Auch die Sicherheit einer Testosterontherapie habe sich nach Einschätzung von Professor Nieschlag verbessert. Medikamentenpflaster und Depotinjektionen ermöglichen das: Die langsame Abgabe des Hormons sorge für natürliche Blutkonzentrationen. „Viele heutige Einsatzgebiete hätte Arnold Berthold sicherlich nachvollziehen können“, mutmaßt Nieschlag. Andere, wie die Anwendung von Testosteron in der männlichen Empfängnisverhütung oder bei Frauen mit vermindertem sexuellem Verlangen, hätten dagegen nicht in das Denkschema der damaligen Zeit gepasst.
Die Auszeichnung durch die Berthold-Medaille der DGE ist für den 72-Jährigen eine besondere Freude: „Die Bedeutung der Arbeiten Bertholds für die Endokrinologie ist außerordentlich. Ein Preis, der seinen Namen trägt, ist wohl für jeden Endokrinologen etwas ganz Besonderes“, bekennt Professor Nieschlag. Eberhard Nieschlag wurde 1941 in Bad Godesberg geboren. Er studierte Medizin und Biochemie, habilitierte sich 1975 für das Fach Innere Medizin und spezialisierte sich dann auf die Endokrinologie. Von 1976 bis 1986 war er Leiter der Abteilung Experimentelle Endokrinologie an der Universitätsfrauenklinik Münster und von 1986 bis 2007 Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin der Universität Münster. Professor Nieschlag ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Von 1990 bis 1993 amtierte er als Präsident der DGE, deren Ehrenmitglied er seit dem Jahr 2011 ist. Von 2007 bis 2011 saß er der European Society of Endocrinology vor. Seit 2008 ist Professor Nieschlag emeritiert. Die Berthold Lecture mit anschließender Verleihung der Medaille findet am 9. März 2012 im Rahmen des 55. Symposiums der DGE in Mannheim statt.
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
Terminhinweis:
Vortrag „Berthold lecture“ und Preisverleihungen der Berthold-Medaille: Professor Dr. med. Eberhard Nieschlag, Münster: „Testosteron heute – hat Berthold das vorhergesehen?“
Termin: Freitag, 9. März 2012, 10:00 – 10:45 Uhr
Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Saal Arnold Schönberg, Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim
Vorläufiges Programm:
Leitung: Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE, emer. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum
Was ist Endokrinologie – Was sind ihre Aufgaben? Einführung in die Kongressthematik
Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz
Mediensprecher der DGE, emer. Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum
Ohne Hormonstress zum Wunschkind: In-vitro-Maturation (IVM) – Eizellen für die künstliche Befruchtung in der Petrischale reifen lassen?
Professor Dr. med. Thomas Strowitzki
Tagungspräsident des 55. Symposiums der DGE, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Universitätsklinikum Heidelberg
Blutzucker senken um jeden Preis? Wie sollten Patienten mit Diabetes mellitus nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen eingestellt sein?
Professor Dr. med. Peter Nawroth
Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin I und Klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg
Schützt Vitamin D außer vor Osteoporose und Sturzneigung auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Infekten, Alzheimer & Co?
Professor Dr. Dr. med. Christian Kasperk
Beiratsmitglied der Sektion Knochenstoffwechsel der DGE, Abteilung Innere Medizin I und Klinische Chemie, Leiter der Sektion Osteologie, Universitätsklinikum Heidelberg
Schilddrüse und Fruchtbarkeit: Wie können Empfängnis und Schwangerschaft trotz Stoffwechselstörung normal verlaufen?
Professor Dr. Dr. med. Dagmar Führer-Sakel
Vize-Präsidentin der DGE, Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Essen
Sport und Hormone – Die Kehrseite der Medaille: Von Doping und Sportlermagersucht
Privatdozentin Dr. med. Birgit Friedmann-Bette
Oberärztin an der Abteilung Innere Medizin VII: Sportmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg
sowie:
Professor Dr. rer. nat. Jörg Gromoll
Präsident der DGE, Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Universitätsklinikum Münster
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Anna Julia Voormann/Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Telefax: 0711 8931-984
E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
http://www.dge2012.de
http://www.endokrinologie.net
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
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Pressetermine, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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