Workshop am 23. April 2002 auf dem Versuchs- und Lehrbetrieb Marienborn der Universität Gießen bei Büdingen-Eckartshausen - Pressekonferenz um 13.40 Uhr
Am 23. April 2002 findet auf dem Versuchs- und Lehrbetrieb Marienborn der Universität Gießen bei Büdingen-Eckartshausen unter der Leitung von Prof. Dr. Tamas Harrach ein Workshop zum Thema "Behutsame Reform der Bodenschätzung - Möglichkeiten stärkerer Berücksichtigung des Bodenwasserhaushaltes" statt. Um 13.40 Uhr laden wir Sie herzlich ein zu einer Pressekonferenz auf dem Versuchs- und Lehrbetrieb Marienborn bei Büdingen-Eckartshausen. Beim praktischen Teil des Workshops ab 14.00 Uhr besteht insbesondere auch die Möglichkeit für Bildaufnahmen. Anlass für die Veranstaltung ist die Bereisung des Schätzungsbeirates beim Bundesfinanzministerium, der als oberstes Gremium der Bodenschätzung vom 22. bis zum 26. April 2002 sogenannte Musterstücke der Bodenschätzung im Bezirk der Oberfinanzdirektionen Frankfurt am Main und Nürnberg bewertet.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Tamas Harrach vom Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung der Justus-Liebig-Universität Gießen arbeitet seit Jahren an Fragen der Bodenbewertung. Die Zusammenhänge von Bodenwasserhaushalt, Lufthaushalt, Durchwurzelbarkeit und Ertragsfähigkeit stehen dabei im Mittelpunkt des Interesses. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse konnten zur Bewertung schwieriger Böden, die durch Rekultivierung entstanden, erfolgreich angewendet werden. Andererseits verfügt die Arbeitsgruppe über langjährige Erfahrung mit der Nutzung und der Analyse der Daten aus der amtlichen Bodenschätzung. Hervorzuheben ist die umfangreiche Datenbank eines Ingenieurbüros, die von ehemaligen Doktoranden der Arbeitsgruppe von Prof. Harrach aufgebaut wurde. Diese Datenbank enthält einerseits die Daten der Bodenschätzung und andererseits nach modernen bodenkundlichen Erhebungen gewonnene Kennwerte derselben Böden. Die Auswertung des sehr umfangreichen Datenmaterials bildete die Grundlage für die Entwicklung eines Konzeptes zur behutsamen Reform der Bodenschätzung.
Die Bodendecke - die Haut der Erde - zeichnet sich in den Landschaften Mitteleuropas durch eine außerordentliche Vielfalt aus. Auf kleinstem Raum, z.B. innerhalb eines kleineren Ackers oder einer Wiese, können verschiedene Bodenarten und Bodentypen vorkommen, deren Ertragsfähigkeit große Unterschiede aufweisen kann. Verschiedenartige Böden reagieren auch auf Umwelteinflüsse und Belastungen sehr differenziert. Erwähnt seien die Wasseraufnahmefähigkeit und die Wasserspeicherkapazität sowie die Filtereigenschaften der Böden, die erheblichen Einfluss auf die Grundwasserneubildung, die Grundwasserqualität sowie auf den Oberflächenabfluss und damit auf die Hochwasserentstehung haben.
Das einzige Kartenwerk in Deutschland, das die Heterogenität der landwirtschaftlich genutzten Böden detailliert, und zwar auf Katasterkarten im Maßstab 1:2000 parzellenscharf abbildet, ist die amtliche Bodenschätzung. Die in den 30er Jahren begründete "Reichsbodenschätzung" wurde durch die Finanzverwaltung unter Beteiligung der Katasterverwaltung nach einheitlichen Grundsätzen durchgeführt. Die Erstschätzung konnte in den Nachkriegsjahren für das gesamte Bundesgebiet und das Territorium der damaligen DDR abgeschlossen werden. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben wird die Bodenschätzung seit dem aktuell gehalten.
Die Finanzverwaltung nutzt die Bodenschätzungsergebnisse für steuerliche Zwecke. Sie dienen aber auch vielerlei anderen Zielen. Die nichtsteuerliche Nutzung der Bodenschätzungsdaten zeigt in jüngerer Zeit stark zunehmende Tendenz. Für Planungen im ländlichen Raum und für viele Umweltfragestellungen sind Bodenschätzungsunterlagen unverzichtbar. Beispielsweise können sie bei der Festlegung von Bewirtschaftungsauflagen in Wasserschutzgebieten zur Berücksichtigung der Bodenheterogenität genutzt werden. Der Vollzug des Bundes-Bodenschutzgesetzes von 1998 ist aus dem gleichen Grunde auf Bodenschätzungsdaten genau so angewiesen wie die neuerdings vieldiskutierte teilflächenspezifische Landbewirtschaftung ("precision farming").
Herausragende Vorzüge der Bodenschätzung sind die hohe räumliche Auflösung, die einheitliche Durchführung und die langfristige Kontinuität. Allerdings stammen die fachlichen Grundlagen der Bodenschätzung aus einer Zeit, die etwa 70 Jahre zurückliegt. In diesem Zeitraum ist das bodenkundliche Wissen enorm gewachsen. Außerdem sind die Ansprüche an die multifunktionale Bodennutzung und an die Umweltverträglichkeit der Bewirtschaftung ebenfalls sehr stark gestiegen. Dies alles zwingt zu einer Reform der Bodenschätzung.
Kontaktadressen:
Prof. Dr. Tamas Harrach
Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung
Heinrich-Buff-Ring 26-32
35392 Gießen
Tel.: 0641/99-37103/-37101
Fax: 0641/99-37109
E-Mail: Tamas.Harrach@agrar.uni-giessen.de
Dr. Bernhard Keil
OFD Frankfurt am Main
Referat für Land- und Forstwirtschaftliche Sachverständige
Adickesallee 32
60322 Frankfurt am Main
Tel.: 069/597980-33/-30
Fax: 069/597980-59
E-Mail: KeilB@oberfinanzdirektion-frankfurt.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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