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02.03.2012 13:25

Bluthochdruck- und Nierenspezialist Prof. Friedrich Luft wird 70

Barbara Bachtler Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

    Prof. Friedrich Luft, Direktor des Experimental and Clinical Research Center (ECRC) der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, begeht am 4. März 2012 seinen 70. Geburtstag. Der Bluthochdruck und Nierenspezialist leitet darüber hinaus am MDC eine Forschungsgruppe. Der Forschungsschwerpunkt des Klinikers und Forschers sind vor allem die genetischen Ursachen des Bluthochdrucks und den damit verbundenen Organschäden.

    Prof. Walter Rosenthal, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC, betonte: „Wir schätzen die wissenschaftliche Expertise und das große Engagement, mit dem sich Prof. Luft für die Ausbildung und den Karriereweg junger klinischer Forscher einsetzt. Die jungen Leute können von seinem Erfahrungsschatz enorm profitieren.“ Prof. Luft sagt: „Mein Job ist mein Hobby und macht mir jeden Tag Freude.“

    In Zusammenarbeit mit Forschern des MDC Berlin-Buch hatte Prof. Luft unter anderem bei einer Familie in der Türkei entdeckt, dass eine bestimmte Genregion auf Chromosom 12 die Anfälligkeit für Bluthochdruck erhöht. Auf die Spur dieser Familie waren die Forscher aus Berlin durch Prof. Nihat Bilginturan von der Universität Ankara, Türkei, gestoßen. Dieser war auf die Familie aufmerksam geworden, weil die erkrankten Familienmitglieder zusätzlich zum Bluthochdruck verkürzte Finger und Zehen haben. Bei gesunden Verwandten jedoch sind Finger und Zehen vollständig ausgebildet. Die Betroffenen werden seit den genetischen Untersuchungen in Berlin medikamentös behandelt.

    Weiter gelang es Prof. Luft vor wenigen Jahren zusammen mit Forschern in Erlangen, Regensburg, Helsinki und Wien, neues Licht auf die Verbindung zwischen Salzkonsum, Wasserhaushalt und Blutdruckregulation zu werfen. In der Haut von Laborratten entdeckten sie einen neuen Salzspeicher. Ist der Speicherprozess gestört, bekommen die Tiere Bluthochdruck. Noch ist dieser Prozess und seine Bedeutung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Menschen nicht vollständig verstanden.

    Mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) Bildgebung ist es der Gruppe gelungen, Kochsalz (Natrium) im Körper „sichtbar“ zu machen. Damit kann der Natriumgehalt von unterschiedlichen Geweben (Muskel und Haut) bestimmt werden. Die ersten Ergebnisse dazu publizierten sie vor kurzem in der Fachzeitschrift Hypertension (2012). Zusammen mit Prof. Thoralf Niendorf von der Ultrahoch-Feld-Anlage des MDC sind größere Studien in Berlin mit Probanden und Patienten geplant. Dabei soll die Auswirkung unterschiedlich hoher Kochsalzzufuhr auf den Organismus überprüft werden. Von großem Interesse sind in diesem Zusammenhang für die Forscher vor allem Dialysepatienten, die durch ihre eigenen Nieren kein Kochsalz ausscheiden können, sowie Patienten mit Störungen der Salzkonzentration im Blut (Serumnatrium-Konzentration).

    Hoher Kochsalzkonsum gilt seit Menschengedenken als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber die Mechanismen sind immer noch nicht detailliert verstanden. Über 30 Jahre zuvor hatte Friedrich Luft die Auswirkungen des Konsums unterschiedlicher Mengen Salz auf die Niere untersucht, da dieses Organ unter anderem auch als Blutdruckregulator fungiert. Die Studie ergab, dass es keinen Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Bluthochdruck gibt. So arbeitete die Niere bei Probanden, die eine Messerspitze Salz zu sich genommen hatten, genauso gut, wie bei denjenigen, die 83 Gramm Salz bekommen hatten, was in etwa sechs Esslöffeln Salz entspricht.

    Neue Therapie gegen Gefäßentzündungen
    Weiter entdeckte Prof. Luft zusammen mit Kollegen von der Charité und des Austin Hospitals in Melbourne, Australien, dass Varianten eines bestimmten Gens (COMT-Gen) möglicherweise der Grund dafür ist, dass Patienten nach einer Herzoperation Kreislaufschock und Nierenversagen erleiden. Zudem entdeckte er zusammen mit Prof. Ralph Kettritz einen neuen Entzündungsprozess bei Gefäßen. Zugleich konnten sie zeigen, dass die Entzündungen mit Medikamenten, mit denen normalerweise Thrombosen von Herzkranzgefäßen (Koronargefäße) behandelt werden, geblockt werden können. Sie hatten damit eine neue Therapie für die Behandlung von Gefäßentzündungen gefunden.

    Ein amerikanischer Berliner in Berlin-Buch
    Friedrich Luft wurde 1942 in Berlin geboren und wuchs in den USA auf, wo er zunächst Zoologie und später Medizin studierte. Von 1975 bis 1989 war er Professor an der Abteilung für Nierenheilkunde (Nephrologie) und Intensivmedizin an der Indiana University School of Medicine in Indianapolis.

    Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität Heidelberg (1984-1986) kehrte Prof. Luft, der amerikanischer Staatsbürger ist, zunächst in die USA zurück. 1989 nahm er einen Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg an. 1992 ging er nach Berlin-Buch und war dort an der damaligen Franz-Volhard-Klinik für Herz-Kreislauf-Krankheiten Leiter der Abteilung Nephrologie, Genetik, und Bluthochdruck.

    An dem damals neugegründeten MDC, das zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört, leitet er außerdem bis heute eine Forschungsgruppe. Weiter war Prof. Luft Chef der Abteilung Innere Medizin/Nephrologie am Helios Klinikum Berlin-Buch. Von Beginn an leitet Prof. Luft das nach dem Modell eines amerikanischen „Clinical Research Center“ 2007 gegründete Experimental and Clinical Research Center (ECRC) der Charité und des MDC auf dem Campus Berlin-Buch. Prof. Luft ist außerdem seit 2007 Helen C. Levitt Visiting Professor am Roy J. and Lucille A. Carver College of Medicine an der Universität von Iowa, in Iowa City, USA. Eine ähnliche Kooperation ist mit der Vanderbilt Universität von Nashville, USA vorgesehen.

    Prof. Luft erhielt zahlreiche Ehrungen im In- und Ausland, darunter im Jahre 2001 den Preis der Helmut und Ruth Lingen Stiftung (Köln) und den Richard Bright Award der Amerikanischen Gesellschaft für Bluthochdruck (ASH, 2004), den American Heart Association Hypertonie Forschungspreis (2007) sowie die Ehrendoktorwürde der Universität von Pecs in Ungarn. 2002 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. 2007 erhielt er die Franz-Volhard-Medaille der Deutschen Nephrologischen Gesellschaft. 2008 bekam er von den Studenten der Charité den „Lehrbär“ für herausragende Lehrtätigkeit.

    Ein Photo von Prof. Friedrich Luft können Sie sich im Internet herunterladen unter:
    http://www.mdc-berlin.de/de/index.html

    Kontakt:
    Barbara Bachtler
    Pressestelle
    Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
    in der Helmholtz-Gemeinschaft
    Robert-Rössle-Straße 10
    13125 Berlin
    Tel.: +49 (0) 30 94 06 - 38 96
    Fax: +49 (0) 30 94 06 - 38 33
    e-mail: presse@mdc-berlin.de
    http://www.mdc-berlin.de/


    Bilder

    Prof. Friedrich Luft
    Prof. Friedrich Luft
    (Photo: David Ausserhofer/Copyright: MDC)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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