Altdorf – Die Diagnostik und Schulungen für Patienten mit Hormonerkrankungen erfordern Fachpersonal. Vor zehn Jahren hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) ein neues Berufsbild für die fachgerechte Versorgung von Patienten mit hormonellen Erkrankungen geschaffen – Endokrinologie-Assistentin/-Assistent DGE. Die hohen Anforderungen der Weiter- und Fortbildung meisterten seit 2002 169 weibliche und 9 männliche Fachkräfte.
Endokrinologie-Assistentinnen unterstützen unter anderem die behandelnden Ärzte in endokrinologischen Einrichtungen in der Organisation und Durchführung der oft hochkomplizierten endokrinologischen Diagnostik. Zudem spielen sie bei der Schulung von Patienten eine immer wichtigere Rolle. „Aus endokrinologischen Praxen und Kliniken sind die Endokrinologie-Assistenten DGE heute kaum noch wegzudenken“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum: „Es ist kaum vorstellbar, dass es den Beruf der Endokrinologie-Assistentin vor zehn Jahren noch gar nicht gab“, beschreibt der Hormonexperte diese wichtige Position. Denn die Aussagekraft endokrinologischer Funktionsdiagnostik – das sind insbesondere die diffizilen Suppressions- und Stimulationstest wie zum Beispiel bei Erkrankungen der Hirnanhangdrüse oder bei Störungen der Nebennierenrinden¬funktion – sei wesentlich davon abhängig, dass die einzelnen Schritte den Standards entsprechend durchgeführt würden, erläutert Professor Schatz. Dazu gehörten die Vorbereitung des Patienten und die korrekte Probenahme zu genau definierten Zeitpunkten nach Verabreichung der Testsubstanzen ebenso wie die vorschriftsmäßige Weiterverarbeitung der zum Teil tief zu frierenden Proben für die spätere Analyse. „Darüber hinaus ist die Endokrinologie-Assistentin DGE aber auch Ansprechpartner für die Patienten“, so Schatz. Denn ihre Aufgabe ist es auch, diesen detaillierte und umfassende Erläuterungen zur Untersuchung zu geben. Patienten beklagen bei Befragungen sehr häufig die mangelnde Aufklärung und Information, auch wenn vorher ärztlicherseits alles Wichtige mit ihnen besprochen wurde. Oft kommen die Nachfragen erst etwas später und nicht beim Arztgespräch.
Zu der 240 Stunden Theorie und ein Praktikum umfassenden Ausbildung gehören vier Aufgabenbereiche: Die Teilnehmer vertiefen ihr endokrinologisches Fachwissen interdisziplinär, vor allem in den Bereichen Innere Medizin, Gynäkologie und Pädiatrie. Sie lernen das Planen, Organisieren und Durchführen endokrinologischer Testverfahren sowie die Begleitung und Durchführung endokrinologischer Studien. Die Weiterbildung vermittelt außerdem kommunikative Kompetenz bei der Patientenberatung. „Die Endokrinologie-Assistentinnen DGE sollten anschließend in der Lage sein, die Funktionsdiagnostik weitestgehend selbständig durchzuführen“, sagt Professor Schatz. Während der Tests sind sie kompetente Ansprechpartner für alle Fragen der Patienten.
Das Thema Patientenberatung und -schulung ist ein Schwerpunkt der Tätigkeit einer ausgebildeten Endokrinologie-Assistentin. Bisher gibt es keine strukturierten Schulungsmodelle für Patienten mit endokrinologischen Erkrankungen. Stattdessen informieren Endokrinologen ihre Patienten in Einzelgesprächen während der Sprechstunde über therapiespezifische Besonderheiten. Eine strukturierte Schulung mehrerer Personen bewirkt aber einen wichtigen „Gruppeneffekt“. „Wir wollen in dem Bereich der Patientenschulungen noch stärker aktiv werden“, erläutert Gisela Jungmann, Sprecherin der Endokrinologie-Assistentinnen DGE. Als ein Beispiel führt sie an, dass Patienten, die Hydrocortison einnehmen sollen, weil ihre Nebennierenrinde nicht ausreichend oder keine Kortikoide mehr produziert, genau über die Einnahme von Hydrocortison geschult werden müssen. Die Patienten sollen ihre — der Tagesrhythmik bei Gesunden angeglichene — notwendige Kortisonbehandlung verstehen lernen. Ziel ist, dass sie die Selbst-Anpassung der Hydrocortisondosis bei Stress oder fieberhaften Erkrankungen beherrschen. „Diese Medikamente werden nicht geschluckt wie eine Kopfschmerztablette“, erläutert Jungmann, die zu den ersten Absolventinnen gehört, die 2002 ihre Zertifizierung erhielten und seitdem die Ausbildung maßgeblich mitbetreut. „Ein Schwerpunkt unserer Arbeit soll es sein, Patienten mit endokrinen Erkrankungen in Einzel- und Kleingruppen zu schulen, ähnlich wie das bei insulinpflichtigen Menschen mit Diabetes bereits geschieht“, ergänzt Jungmann.
„Endokrinologie-Assistentinnen mit einem Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie sind für die Patienten kompetente Informationsvermittler auf Augenhöhe“, sagt Professor Schatz. Die Ausbildung richtet sich an diplomierte Pflegepersonen, Medizinisch-technische Assistentinnen, Arzthelferinnen und vergleichbare Berufsgruppen, die über ausreichende Vorkenntnisse bei der Betreuung von Patienten in einer endokrinologischen Einrichtung verfügen.
Weitere Informationen:
Akademie für Fort- und Weiterbildung der DGE
Geschäftsstelle
Hopfengartenweg 19
90518 Altdorf
Tel.: 09187 97424-11
Fax: 09187 97424-71
E-Mail: then@endoscience.de
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
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Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Anna Voormann, Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-984
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