Die Wiederherstellung des Gesichtsschädels nach Krebsoperationen stellt sehr hohe Anforderungen an den Chirurgen. Er muss den Tumor restlos entfernen, dabei aber ein ästhetisch befriedigendes Ergebnis anstreben. Die Einbeziehung von Computern und Bildsoftware bei der Planung und Durchführung der Operation hat die Ergebnisse deutlich verbessert, so ein Experte im Vorfeld des 129. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Auf einer Pressekonferenz berichtet der Chirurg darüber, wie neuartige dreidimensionale Bildinformationen dabei unterstützen, fehlende Gesichtsanteile möglichst originalgetreu wiederherzustellen und beim Operieren zielgenau zu navigieren.
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen müssen bei Krebsoperationen manchmal den Unterkiefer oder weite Teile des Oberkiefers und bisweilen des Gesichtes entfernen. Die Knochendefekte können heute zwar durch Transplantate aus Wadenbein, Schlüsselbein oder Darmkamm vollständig ersetzt werden. Die Patienten können später sogar mit Zahnimplantaten versorgt werden. „Um ein kosmetisch gutes Ergebnis zu erzielen, ist jedoch eine millimetergenaue Planung erforderlich“, erläutert Professor Dr. med. Dr. dent. Nils-Claudius Gellrich, Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Um die Lage und Größe des Tumors zu bestimmen, stehen uns dreidimensionale Bildinformationen aus unterschiedlichen Geräten wie Gesichtsscanner, Computertomografie, Volumentomografie und Kernspintomografie zur Verfügung“, sagt der Chirurg: „Die Informationen zusammenzuführen und einen exakten Operationsplan zu entwerfen, war jedoch bisher sehr aufwendig.“
Eine neue Software erleichtert den Chirurgen jetzt die Planungsarbeit erheblich. Sie können nicht nur auf dem Monitor sehen, welche Bereiche des Gesichtsschädels sie entfernen müssen. Markierungspunkte, etwa auf einer zahngetragenen Schiene, erleichtern auch während der Operation die Orientierung. „Die Software hilft uns, den Tumor mit dem nötigen Sicherheitsabstand, einer Schicht gesunden Gewebes, zu entfernen, ohne zu viel gesundes Gewebe opfern zu müssen“, sagt Professor Gellrich, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG). Auch das Transplantat, das den Defekt später füllen soll, könne exakt vor oder während der Operation angepasst werden. Beides wirke sich unmittelbar auf die spätere Gesichtsform des Patienten aus, die deutlich originalgetreuer gelinge. „Für unsere Krebspatienten bedeutet dies einen wesentlichen Gewinn an Lebensqualität“, betont der Experte. Zudem ist erstmals die digitale Weitergabe von Bildinformationen vom Chirurgen an weiterbehandelnde Ärzte, zum Beispiel Strahlentherapeuten oder Onkologen, möglich.
Die Chirurgen nutzen die Software auch bei der Behandlung des Morbus Basedow. Bei dieser Autoimmunerkrankung der Schilddrüse kommt es häufig zu einer massiven Gewebevermehrung in der Augenhöhle, die die Augen deutlich nach vorne verdrängt. Wenn Medikamente diesen Exophthalmus nicht verkleinern, kann eine Operation erforderlich werden. „Um den Raum hinter dem Augapfel sicher zu erreichen und eine gezielte Volumenentlastung des Augenhöhleninhaltes zu gewährleisten, müssen wir Augenhöhlenwände entfernen“, erklärt Professor Gellrich: „Die Software hilft uns hier, den besten Weg zu finden und Verletzungen und Fehlpositionen des Auges zu vermeiden.“ Über heutige und zukünftige Möglichkeiten in der computerassistierten Chirurgie informiert Professor Gellrich auf einer Pressekonferenz am 25.4.2012 im Rahmen des 129. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) in Berlin.
Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.
Literatur:
Rana M, Essig H, Eckardt AM, Tavassol F, Ruecker M, Schramm A, Gellrich NC.
Advances and innovations in computer-assisted head and neck oncologic surgery.
J Craniofac Surg. 2012 Jan;23(1):272-8.
Terminhinweise:
129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), 24. bis 27. April 2012, ICC Berlin
www.chirurgie2012.de
Kongress-Pressekonferenz: Chirurgie in Partnerschaft
Mittwoch, 25. April 2012, 11.30 bis 12.30 Uhr
Raum 42, ICC – Internationales Congress Centrum Berlin, Messegelände – Eingang: Kleiner Stern
Eines der Themen:
Digitalisierung der Chirurgie
Neue Möglichkeiten in der Implantat- und Gewebsversorgung im Gesicht durch 3-D
Professor Dr. med. Dr. dent. Nils-Claudius Gellrich
Kongresssitzungen zum Thema:
Plastische Rekonstruktion von Schädeldefekten
Mittwoch, 25. April 2012, 10.30 bis 12.00 Uhr
Salon 11/12, ICC Berlin
Profilplastik
Mittwoch, 25. April 2012, 14.30 bis 16.00 Uhr
Salon 11/12, ICC Berlin
Thementage
Forschung und Studien
Dienstag, 24. April 2012, 16.30 bis 17.30 Uhr, ICC-Lounge, ICC Berlin
• Chirurgie in Partnerschaft
Mittwoch, 25. April 2012, 8.30 bis 10.00 Uhr, ICC-Lounge, ICC Berlin
• Perioperative und Intensivmedizin
Donnerstag, 26. April 2012, 8.30 bis 10.00 Uhr, Saal 7, ICC Berlin
• Organisation und Management
Freitag, 27. April 2012, 8.30 bis 10.00 Uhr, Saal 7, ICC Berlin
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Christine Schoner/Christina Seddig
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pf 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel: 0711 8931-573
Fax: 0711 8931-167
schoner@medizinkommunikation.org
seddig@medizinkommunikation.org
www.chirurgie2012.de
www.dgch.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).