CARL VON OSSIETZKY-UNIVERSITAET OLDENBURG
Das friesische Steinhaus - herrschaftlicher Sitz und architektonisches Vorbild
Oldenburg. Das fuer die Region Weser-Ems so typische friesische Steinhaus war nicht nur der mittelalterliche Herrschaftssitz baeuerlicher Grundherren, es beeinflusste auch die Architektur der Staedte zwischen Ijsselmeer und Unterweser. Dies schreibt Prof. Dr. Kurt Asche, der Architekturgeschichte an der Universitaet Oldenburg lehrt, in der Ausgabe Nr. 25 von EINBLICKE, dem Forschungsmagazin der Universitaet Oldenburg.
Nach seinen Erkenntnissen entstand das friesische Steinhaus um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Es diente den Grundherren der Region als Stammsitz und sollte den Betrachter schon rein aeusserlich beeindrucken. Das meist eingeschossige Backsteingebaeude wird daher oft als "Langhaus" bezeichnet. Praegend fuer seinen architektonischen Aufbau ist die sogenannte "Upkamer", der saalaehnliche grosse Wohnraum. Ihm angeschlossen sind Kueche und Raeucherkammer. Unter der Upkamer befindet sich ein gewoelbter Halbkeller. Alle diese Raeume wurden durch einen Kamin am Ende des Wohnraumes beheizt. Eine architektonische Besonderheit, die das friesische Steinhaus den fuer Niedersachsen typischen Niederdeutschen Hallenhaeusern voraus hatte, denn die Bewohner der Hallenhaeuser mussten noch jeden Raum durch offene Feuer beheizen.
Eine weitere Neuheit, die das friesische Bauernhaus vom niedersaechsischen unterscheidet, besteht in der klaren Trennung von Wohn- und Wirtschaftsbereich. Lediglich ein Querflur verbindet das Wohnhaus mit der anliegenden Scheune. Zumeist umgab die Gebaeude ein Wall und ein Graben, was den herrschaftlichen Anspruch unterstrich. Der Ursprung des friesischen Steinhauses ist noch nicht geklaert, wenngleich die Anordnung des Kamins darauf hinweist, dass der mittelalterliche Burgenbau Pate stand.
Im 16. Jahrhundert diente das Steinhaus als Vorbild fuer buergerliche Bauten friesischer Staedtesiedlungen. Beamte, Pastoren und Richter liessen sich aehnliche Haeuser errichten, die wegen der kleineren staedtischen Grundstuecke jedoch nicht so lang waren. An die Stelle des Kellers rueckte hier die Kueche. Ein Merkmal hatten jedoch auch diese Haeuser mit den baeuerlichen Herrschaftssitzen gemein: Sie blieben ein bauliches Symbol fuer die Zugehoerigkeit zur gesellschaftlichen Oberschicht.
Kontakt: Prof. Dr. Kurt Asche, Fachbereich 2 Kommunikation/AEsthetik, Universitaet Oldenburg, Tel. 0441/26830.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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