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26.04.2002 14:07

Große Erfolge mit adulten Stammzellen bei Leukämiekranken

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Hochkarätiges Symposium diskutierte über neue
    Heilungsmöglichkeiten bei Blutkrebs - Professor Dr. Anthony
    Ho, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik V der
    Universität Heidelberg, lud dazu ein

    Während in Berlin am Abend das Stammzellengesetz verabschiedet wurde, diskutierten Wissenschaftler unter Federführung des Heidelberger Forschers Professor Anthony Ho im Heidelberger Krebsforschungszentrum über Therapieerfolge mit adulten Stammzellen. Ho verwies auf die Erfolgsbilanz der Transplantationstherapie mit aus dem Patienten gewonnenen Blutstammzellen: 55 bis 56 Prozent Heilung bei der akuten Leukämie, 60 bis 70 Prozent bei Lymphomen und 30 bis 40 Prozent beim multiplen Lymphom. Auch er plädierte für den Import embryonaler Stammzellen. Der Bundestag stimmte mit 360 zu 190 Stimmen einem solchen Import unter Auflagen zu. Danach wird der Import embryonaler Stammzellen zwar "grundsätzlich" verboten. Ausnahmen werden aber für "hochrangige Forschungsziele" unter strengsten Auflagen zugelassen.

    "Fünfzig bis sechzig Prozent der Patienten mit akuter Leukämie können heute mit adulten Stammzellen aus dem Knochenmark geheilt werden", sagte Professor Anthony Ho auf einer Pressekonferenz mit dem Titel "Stammzelltherapie - Ergebnisse und Perspektiven" im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Ho hat vor zehn Jahren in San Diego ein internationales Symposium initiiert und organisiert, das abwechselnd dort und in Heidelberg stattfindet.

    Im DKFZ diskutierten international anerkannte Redner über die speziellen Probleme und die bisher erzielten Erfolge mit adulten Stammzellen und zum Teil auch mit embryonalen Stammzellen. Die Wissenschaftler und Ärzte trugen ihre Ergebnisse der letzten Jahre zusammen und zogen Bilanz: Was hat die Therapie mit adulten Stammzellen gebracht? Fest steht, dass in der Therapie der akuten und chronischen Blutkrebsformen (Leukämien) enorme Fortschritte erzielt wurden. Mussten die Patienten seit Beginn der Knochenmarksstammzelltransplantationen noch 21 bis 28 Tage Erholungszeit in Kauf nehmen, so hat sich mit der Entwicklung der Blutstammzelltransplantation diese Zeit auf neun bis zwölf Tage verkürzt. "Durch die Verkürzung der Zeit werden medizinische Komplikationen reduziert", sagte Ho, der auf eine zwanzigjährige Transplantations-Erfahrung zurückblicken kann.

    Adulte Blutstammzellen sind Knochenmarksstammzellen, die im Blut zirkulieren und daraus relativ einfach gewonnen werden können. Seit zwanzig Jahren werden sie erfolgreich bei der Behandlung von bösartigen Krebserkrankungen des Blutes (Leukämien, Lymphome) eingesetzt. Sie haben die ursprüngliche Transplantation von Knochenmark weitgehend ersetzt und sind sogar effektiver.

    Am ersten Tag des Symposiums sei zu diesem Thema die Frage aufgetaucht, ob die gewonnenen Stammzellen aus dem Knochenmark nur von einem Typ sind oder ob es gar verschiedene Arten von Knochenmarksstammzellen gebe, erläuterte Ho.

    Der Heilungserfolg der Blutstammzellen muss jedoch durch weitere Therapien unterstützt werden. Professor Edward Ball, Leiter der Klinik für Knochenmarkstransplantationen der University of California in San Diego, setzt auf eine kombinierte Therapie, mit der er die Rückfallquote reduzieren möchte. Nach der einmaligen Behandlung mit den Blutstammzellen werden dem Patienten Antikörper gegen bestimmte Eiweiße in Krebszellen gespritzt. "Bleibt nur eine einzige Krebszelle übrig, kann dies zu einem erneuten Ausbruch der Leukämie und letztlich zum Tode führen", erklärte er die Bösartigkeit dieser Erkrankung.

    Aber nicht nur bei Blutkrebs kommen adulte Stammzellen zum Einsatz. Es gibt Bestrebungen mit ihnen auch Erkrankungen der Nerven, zum Beispiel Morbus Parkinson, oder Leber- und Herzkrankheiten zu heilen.

    Neben den wissenschaftlichen Ergebnissen mit adulten Stammzellen werden auch die gesetzlichen Richtlinien nicht außer Acht gelassen. Privatdozentin Dr. Anna Wobus, Koordinatorin des Schwerpunktprogrammes "Stammzellen" der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, Gatersleben, versetzte der deutschen Grundlagenforschung mit menschlichen Stammzellen allerdings einen Dämpfer: "Deutschland wird nicht zu den Ländern gehören, die einen Sprung in der humanen Stammzellforschung machen werden - dazu sind zu viele bürokratische Hürden zu überwinden", sagte sie angesichts der deutschen Gesetze und deren aufwändigen Ausnahmeregelungen.

    Georg Sposny

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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