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29.04.2002 13:18

Die aktuelle Debatte in der Arbeits- und Umweltmedizin

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Alarmierende Zahlen von Atemwegserkrankungen

    Gastgeber der diesjährigen Jahrestagung im April 2002 - 1000 Personen nahmen an dem Kongress teil - war das Institut und die Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin in München. Die wichtigsten Entwicklungen der Arbeits- und Umweltmedizin sind im Folgenden zusammengefasst.

    · Die epidemiologische Forschung zeigt mit großer Übereinstimmung für alle industrialisierten Länder eine Zunahme der Todesfälle an und nach Tagen, an denen die Staub- und Feinstaubkonzentration erhöht ist. In Frankreich, Österreich und der Schweiz rechnet man mit 40.000 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr, wovon über die Hälfte dem motorisierten Verkehr anzulasten sind. Die Situation in Deutschland ist ähnlich. Betroffen werden vor allem Menschen mit chronischen Lungen- und Herzerkrankungen. Umweltpolitische Maßnahmen machen nur unter der Voraussetzung Sinn, dass diesem Zusammenhang eine Ursache - Wirkungsbeziehung zugrunde liegt. Erst die Kenntnis des Wirkmechanismus macht dies wissenschaftlich plausibel, mehrere Untersuchungen dazu, präsentiert auf der Jahrestagung, konnten das Dunkel nicht erhellen: Jetzt werden daher in München und in internationaler Kooperation die Forschungsbemühungen verstärkt.

    · Für viele gesunde Arbeitnehmer ist der Betriebsarzt der einzige regelmäßige ärztliche Ansprechpartner. Dies ist eine ungeheure Chance für eine umfassende Krankheitsprävention, wie sie derzeit von der Bundesregierung gefordert wird. Die Vorsorgeuntersuchungen werden derzeit nur zum Teil von Krankenkassen oder Arbeitgebern getragen. Eine bessere Ausbildung der Mediziner, u.a. durch problemorientiertes Lernen (POL) und computergestützte Lernprogramme, wie sie die LMU seit längerem erfolgreich praktiziert, soll dafür sorgen, das alle Ärzte berufliche und umweltbedingte Erkrankungen früher erkennen. Nach Schätzungen werden beispielsweise zwei Drittel aller berufsbedingten Krebserkrankungen nicht als solche erkannt. Gut verträgliche und hoch effektive Impfungen gegen berufliche und außerberufliche Infektionen, z.B. gegen Influenza oder Hepatitis A und B, werden bei weitem zu selten angewandt. Für die Früherkennung und Prävention von Krebserkrankungen, Lungen- sowie Herz-Kreislauferkrankungen gibt es jetzt wirkungsvolle, wissenschaftlich gesicherte Strategien, die nur von einem Bruchteil der Bevölkerung genutzt werden. Während Brustkrebs- und Darmkrebs-Früherkennung schon Praxis sind, wird der Nutzen des Lungenkrebs-Screenings heiß diskutiert. Nach ersten Ergebnissen wird Lungenkrebs in Risikogruppen (z. B. Rauchern) durch kurzfristig wiederholte Spiral-CT-Untersuchungen erheblich häufiger bereits in Stadien erkannt, in denen eine Heilung möglich ist. Die Früherkennung von obstruktiven Lungenerkrankungen (Asthma, chronische Bronchitis) bietet die einzige Chance, gezielt nach Ursachen in Umwelt und Arbeitsplatz zu suchen, diese auszuschalten und einer Verschlimmerung vorzubeugen. Das Herzinfarktrisiko einer Person lässt sich durch Ermittlung der Risikofaktoren und - indikatoren mit hinreichender Genauigkeit individuell voraussagen und durch hochwirksame Behandlungen rechtzeitig senken.

    · Das Arbeitsschutzgesetz, das wiederum europäisches in deutsches Recht umsetzt, verlangt - nach Auslaufen der Übergangsregelungen in diesem Frühjahr - jetzt die Betreuung praktisch jedes Arbeitnehmers durch einen qualifizierten Betriebsarzt. Das kann ein Facharzt für Arbeitsmedizin oder Arzt mit der Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin sein. Darüber hinaus müssen allen Arbeitnehmern, die besonderen, genau definierten Gefährdungen (z.B. Infektionsgefahren, ionisierender Strahlung, allergiesierenden Stoffen, Lärm, Bildschirmarbeit) ausgesetzt sind, spezielle Vorsorgeuntersuchungen angeboten werden - zum Teil ist die Untersuchung Pflicht.

    Bei Rückfragen wenden Sie sich an Prof. Dr. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin am Klinikum der Universität München, Telefon 089-5160-2300.


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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