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30.04.2002 17:25

13,8-Millionen-Euro-Spende ermöglicht Neubau der Heidelberger Kinderklinik

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Mäzen und Ehrensenator Manfred Lautenschläger: "Heidelberg erhält eine zeitgemäße und schöne Kinderklinik" - Schenkungsurkunde wurde heute überreicht - Fertigstellung bis 2007

    Eine ungewöhnlich großzügige Spende in Höhe von 13,8 Millionen Euro ermöglicht es dem Universitätsklinikum Heidelberg, einen Neubau für die Kinderklinik zu errichten. Der Mäzen ist Manfred Lautenschläger, Aufsichtsratsvorsitzender der MLP AG und Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität. Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff dankte dem Mäzen "von ganzem Herzen über das außergewöhnlich hohe finanzielle und emotionale Engagement, das es in der Geschichte der 615 Jahre alten Universität Heidelberg in einer solchen Größenordnung noch nie gegeben hat". Der Neubau könne die Wettbewerbsfähigkeit des Universitätsklinikums nachdrücklich stärken, sagte Hommelhoff. Prof. Dr. Eike Martin, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg, schloss sich dem Dank an: "Mit einer modernen Kinderklinik können wir den kleinen Patienten nicht nur eine hochwertige Behandlung anbieten, sondern auch eine kindgerechte Umgebung, in der sie sich erholen können."

    Ohne die uneigennützige Zuwendung durch ihre Mäzene könne die Universität nicht jene Spitzenleistungen erzielen, die ihr - wie zuletzt gerade in der Medizin - von internationalen Gutachtern bescheinigt worden sind. "Unser Ehrensenator Manfred Lautenschläger hat sich durch sein erneutes Engagement hier in vorbildlicher Weise an die Spitze gestellt", so Hommelhoff.

    Mit seiner Spende verbinde er die Erwartung, dass Heidelberg eine zeitgemäße und schöne Kinderklinik erhalte, sagte Lautenschläger. "Ich stelle keine Bedingungen im harten Sinne, aber ich werde die Planungen begleiten und bei der Architektonik durchaus mitreden." Nach der Finanzlage des Landes wäre ein Neubau erst in zehn bis zwölf Jahren möglich gewesen. "Bis dahin hätte man sich deshalb mit Flickschusterei begnügen müssen, die den Anforderungen eines modernen Kinderkrankenhauses in keiner Weise gerecht geworden wäre. Mit der Spende wird nun eine Finanzierungslücke geschlossen, die den Neubau erst möglich macht." Die Schenkungsurkunde überreichte Lautenschläger heute der Universität im Beisein von Ministerpräsident Erwin Teufel.

    Insgesamt beläuft sich das Investitionsvolumen für die neue Kinderklinik nach Feststellung des Universitätsklinikums auf rund 41 Millionen Euro, davon können 20,5 Millionen der Bund und 6,7 Millionen das Land übernehmen - die verbleibende Lücke von 13,8 Millionen Euro schließt die Spende der Lautenschläger-Stiftung.

    "Rooming-in" war in den 60er Jahren völlig unbekannt

    Ohne die Spende hätte das bestehende Gebäude aus den 60er Jahren notdürftig saniert werden müssen, ohne dass dadurch der Standard einer modernen Kinderklinik hätte erreicht werden können. "Bei Bauten aus den 50er und 60er Jahren stand das medizinische Konzept, vor allem die Infektionsprophylaxe im Vordergrund, das Kind spielte nur die zweite Rolle", heißt es in einer Projektbeschreibung der Planungsgruppe Medizin des Universitätsklinikums. Das heute selbstverständliche rooming-in, also der Gedanke der Begleitung der Kinder durch ein Elternteil, war damals völlig unbekannt.

    Um die Anfang der 60er Jahre erbaute Kinderklinik an neue medizinische, betriebliche und sicherheitstechnische Erfordernisse anzupassen, hat die Universität Anfang der 90er Jahre wegen fehlender Neubaumittel schweren Herzens ein umfangreiches Sanierungskonzept beschlossen, das dann auch das Land befürwortet hat. Insgesamt waren Maßnahmen in Höhe von rund 28 Millionen Euro geplant, von denen ein Teil auch schon ausgegeben wurde. Die eigentliche Sanierung der Kinderklinik sollte jedoch erst jetzt erfolgen.

    Die Perspektiven für die Kinderklinik erschienen somit alles andere als erfreulich. Da während der gesamten Bauphase der Klinikbetrieb hätte weitergehen müssen, hätte die Klinik auf Jahre hinaus mit Provisorien leben müssen. Die Planungen sahen fünf Sanierungsabschnitte verteilt über zwölf Jahre vor. Erhebliche Störungen und Imageschäden wären für die Kinderklinik unvermeidlich gewesen. Kinder, Eltern und Personal hätten unter dem Baulärm gelitten, viele Patienten wären auf Wettbewerbskliniken in der Region ausgewichen.

    Wirtschaftlichkeitsreserven werden mobilisiert

    Hinzu kommen hohe Kosten durch ineffiziente Abläufe: Das Hochhaus der heutigen Kinderklinik ist für einen modernen Krankenhausbetrieb ungeeignet. So ist die Kinderklinik zwar an eine Warentransportanlage angebunden, doch ist eine automatische Versorgung der einzelnen Stockwerke nicht möglich und lässt sich in den alten Gebäuden mit vertretbarem Aufwand auch nicht herstellen. Die derzeitigen baulichen Verhältnisse, so schätzt das Universitätsklinikum, verhindern Einsparungen in Höhe von insgesamt rund drei Millionen Euro pro Jahr. Der jetzt möglich gewordene Klinikneubau kann somit auch enorme Wirtschaftlichkeitsreserven mobilisieren.

    Der Neubau der Kinderklinik mit 90 stationären Betten, dessen Projektleitung in den Händen des Universitätsbauamtes liegt, soll im Heidelberger Ring neben der neuen Medizinischen Klinik und der geplanten Frauenklinik entstehen. Das Haus soll bis Anfang 2007 bezugsfähig sein. Derzeit ist die Kinderklinik in zehn Gebäuden untergebracht. Im Zuge des Neubaus werden einige dieser Gebäude abgerissen. Im heutigen Hauptgebäude sollen in den unteren beiden Ebenen ein Schulzentrum eingerichtet werden, sechs Geschosse des Hochhauses werden in dringend notwendigen Wohnraum für Angestellte, Schüler und Angehörige von Patienten des Klinikums umgewandelt.

    Manfred Lautenschläger: Unternehmer und Mäzen

    Manfred Lautenschläger, 1938 in Karlsruhe geboren, studierte Jura in Heidelberg, Freiburg und Hamburg. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsanwalt gründete er 1971 - zusammen mit Eicke Marschollek - die Marschollek, Lautenschläger und Partner KG. Das Unternehmen wurde später in eine GmbH und 1984 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Vorstandsvorsitzender Lautenschläger wurde, bis er sich am 19. Mai 1999 aus dem operativen Geschäft zurückzog und den Vorsitz des Aufsichtsrats übernahm. MLP ist heute der führende europäische Finanzdienstleister für anspruchsvolle Privatkunden und Akademiker. Mit insgesamt 3700 Mitarbeitern betreute das Unternehmen zum Jahresende 2001 rund 453 000 Kunden, 82 500 mehr als im Vorjahr.

    Seit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft von MLP engagiert sich Lautenschläger verstärkt als Mäzen. Ende 1999 gründete er die Lautenschläger-Stiftung, um über sie - neben kulturellen und sozialen Zielen - auch Forschung und Wissenschaft zu fördern. Die Stiftung ist mit 350 Millionen Euro ausgestattet und zählt damit zu den zehn größten Privatstiftungen Deutschlands.

    Für die Universität Heidelberg stiftete Lautenschläger im vergangenen Jahr den "Lautenschläger-Forschungspreis", der alle zwei Jahre vergeben wird und mit 255 000 Euro zu den höchst dotierten in Deutschland zählt. Aufsehen erregte der Mäzen, als er vor zwei Jahren für zwei Heidelberger Forscherteams eine Villa in Heidelberg-Handschuhsheim zur Verfügung stellte - verbunden mit dem Auftrag, von dort aus die Reform des deutschen Steuersystems voranzutreiben. Die "Heidelberger Steuervilla" beherbergt zum einen das Team um Prof. Dr. Paul Kirchhof, der als Bundesverfassungsrichter maßgeblich an einigen Aufsehen erregenden Urteilen in steuerrechtlichen Angelegenheiten beteiligt war, sowie die Forschergruppe um den Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Manfred Rose. "In der Steuervilla wird einiges bewegt", freut sich Lautenschläger, der das Haus im Juni 2000 der Universität kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.

    Der Wahl-Heidelberger Manfred Lautenschläger fühlt sich der Stadt und ihrer Universität seit seiner Studienzeit verbunden. Am 10. November 1998 verlieh ihm die Universität die Ehrensenatorenwürde. Darüber hinaus wirkt er als Mitglied des Universitätsrates und als Aufsichtsrat des Universitätsklinikums an den Entscheidungen der Universität mit.

    Christian Deutsch

    Rückfragen bitte an:

    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse

    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    des Universitätsklinikums Heidelberg
    Tel. 06221 564536, Fax 564544
    Handy 0170 5724725
    Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de


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