Absolventenpreis für Studie über Unsicherheiten männlicher Pädagogen
Der Förderverein der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) hat seinen Absolventenpreis an Simon Wind vergeben. Seine Bachelor-Arbeit im Studiengang Soziale Arbeit mit dem Titel "Wissen und Unwissenheit über männliche Täter von sexuellem Missbrauch am Beispiel von Einrichtungen der Kinderbetreuung" wurde mit der Bestnote 1,0 ausgezeichnet. Wind erhält den Preis für seine hervorragenden Studienleistungen und für sein besonderes wissenschaftliches Engagement am Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit der FH Frankfurt.
In seiner Laudatio erklärte der Vorsitzende des Fördervereins der FH FFM, Wolfgang Janke: „Simon Wind hat sein Studium mit besten Noten, einer herausragenden Bachelor-Arbeit und lobenswertem wissenschaftlichem Engagement erfolgreich absolviert. Neben seinem Studium arbeitete er weiterhin in seinem Ausbildungsberuf als Erzieher. Dies würdigen wir mit 500 Euro und einer einjährigen beitragsfreien Mitgliedschaft im Förderverein.“ Der Preisträger war von Prof. Dr. Dagmar Oberlies, Professorin für das Recht der Sozialen Arbeit, und Prof. Dr. Gero Lipsmeier, Dekan des Fachbereichs 4, vorgeschlagen worden.
Die Anfang 2010 bekanntgewordenen sexuellen Missbrauchsfälle an Internaten und anderen Einrichtungen lösten eine breite Debatte aus. Einrichtungen der Kinderbetreuung blieben im fachlichen Diskurs weitgehend unbeleuchtet. „Meine Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen dieser Diskussion und des damit verbundenen Wissens über sexuellen Missbrauch in Institutionen. Männliche Pädagogen in Einrichtungen der Kinderbetreuung könnten in den Fokus möglicher Täterschaft geraten und ihnen gegenüber ein Generalverdacht entwickelt werden“, erklärt Wind den Hintergrund seiner Bachelor-Arbeit. Neben seiner umfangreichen Auseinandersetzung mit der entsprechenden Fachliteratur interviewte er einen Erzieher, die Mutter eines Kindergartenkindes sowie eine Leitungskraft aus dem Bereich der Kinderbetreuung.
Die Resultate: es gibt ein umfangreiches theoretisches Wissen, stellenweise auch „Unwissen“, über sexuellen Missbrauch und Täter(innen). Dies sorgt bei den Mitarbeiter(inne)n einerseits für Unsicherheiten, andererseits macht es ihnen die Möglichkeit des Missbrauchs durch Pädagog(inn)en bewusst. Einigkeit scheint darüber zu herrschen, dass die fehlende Thematisierung von Abhängigkeits-, Macht- und Nähe-Distanz-Verhältnissen in pädagogischen Beziehungen sowie die Tabuisierung von Missbrauch diesen in pädagogischen Kontexten begünstigen können. Die Sorge um eine ungerechtfertigte Verdächtigung führt vor allem bei männlichen Pädagogen zu Unsicherheiten im Umgang mit den Kindern. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund des Wissens um Täterstrategien, beispielsweise sich über eine gezielte Berufswahl Zugang zu Opfern zu verschaffen. Neben dieser belastenden Auswirkung führt das Wissen bei den Interviewpartner(inne)n aber auch zu einem reflektierten Umgang mit Nähe und Distanz am Arbeitsplatz. Keiner der Interviewten glaubt, Täter anhand von Lebensweisen oder äußeren Merkmalen erkennen zu können. Auch dieser Umstand führt zu Verunsicherungen.
Wind appelliert, offen an das Thema heranzugehen und die professionelle Umsetzung in Leitlinien und (Schutz-)Konzepte zu intensivieren: „Hierfür muss das Thema sexueller Missbrauch in pädagogischen Institutionen verstärkt in das Bewusstsein der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und in den Fachdiskurs gelangen. Auch im Studium der Sozialen Arbeit und in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern könnten Unsicherheiten frühzeitig abgebaut werden.“ Eine Tagung unter dem Motto „Grenzverletzungen: Institutionelle Mittäterschaft in Einrichtungen der Sozialen Arbeit“ fand im Jahr 2010 an der Fachhochschule Frankfurt statt. Sie griff das Thema sexueller Missbrauch aus Sicht der Sozialen Arbeit auf. Die Tagungsbeiträge sind im Jahr 2011 im Fachhochschulverlag erschienen.
Der Absolventenpreis des Fördervereins der Fachhochschule Frankfurt am Main e. V. würdigt zum einen gute bis sehr gute Abschlussnoten in der Regelstudienzeit. Zum anderen honoriert er die aktive Beteiligung der Preisträger in Gremien der FH Frankfurt, wie ein besonderes soziales oder kulturelles Engagement innerhalb der Hochschule, einen besonderen Einsatz für die Internationalisierung der Fachhochschule oder das Engagement für benachteiligte Gruppen oder Minderheiten am eigenen Fachbereich oder an der FH insgesamt. Der Preis wird einmal pro Fachbereich und Semester vergeben.
Weitere Informationen zum Tagungsband „Grenzverletzungen“: http://www.fhverlag.de → Sozialarbeit/Beratung
Weitere Informationen zum Förderverein: http://www.fh-frankfurt.de/foerderverein.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
regional
Personalia, Studium und Lehre
Deutsch
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