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06.05.2002 00:00

Hörgeräte ins Ohr, nicht in die Schublade

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    SPERRFRIST 6.5., 11.00 Uhr

    Noch immer landen zu viele Hörgeräte in der Schublade statt im Ohr, bedauern Fachärzte anlässlich der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, die vom 8. bis 12. Mai in Baden-Baden stattfindet. Deshalb raten die Mediziner ihren Patienten, während der Eingewöhnung beharrlich zu sein. Ein gemeinsames Qualitätsmanagement von HNO-Ärzten und Hörgeräteakustikern soll darüber hinaus dabei helfen, die Hörgeräteversorgung in Deutschland zu verbessern.

    Deutschland, eine schwerhörige Nation: Etwa 14 Millionen Bundesbürger - also etwa jeder sechste - leiden unter Hörschäden. "Etwa 36 Prozent der über 55-Jährigen haben Hörschwierigkeiten", weiß Dr. Hans-Udo Homoth, 1. Vorsitzender des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V., "und mehr als die Hälfte der über 70-Jährigen sind wegen Schwerhörigkeit in ihrer Kommunikationsfähigkeit behindert."

    Den meisten Patienten, zehn bis zwölf Millionen, könnte mit einem Hörgerät geholfen werden. Doch nur etwa 2,5 Millionen besitzen ein Hörsystem - und viele von ihnen tragen es nicht. "Studien belegen", so Homoth, "dass 20 bis 40 Prozent der Hörgeräteträger aus den unterschiedlichsten Gründen mit ihren Geräten nicht zurecht kommen und sie nicht tragen." Viele Patienten wollen sich nicht zu ihrer Schwerhörigkeit bekennen und lehnen Hörgeräte daher ab, weil sie sich damit alt fühlen oder schämen.

    "Alle Betroffenen brauchen jedoch Hörhilfen, und zwar frühzeitig", erklärt Homoth, "noch ehe sie das richtige Hören nach und nach verlernt haben." Sind beide Ohren betroffen, müssen möglichst auch beide mit einer Hörhilfe versorgt werden. "Das entscheidend wichtige unbewusste Herausfiltern von Sprache und Nutzschall aus dem allgegenwärtigen Störschall", erklärt Homoth, "ist nur möglich, wenn die akustischen Signale von beiden Ohren im Hörzentrum des Gehirns verrechnet werden können."

    Da Hörverlust meist jedoch nicht plötzlich einsetzt, sondern sich im Laufe der Jahre allmählich einschleicht, nehmen vor allem ältere Menschen ihre wachsende Schwerhörigkeit oftmals nicht bewusst wahr: Sie gewöhnen sich mit der Zeit an das langsame Schwinden ihrer akustischen Wahrnehmung.

    Gerade dies wollen HNO-Ärzte vermeiden. Denn die Probleme beim Gewöhnen an eine Hörhilfe wachsen, je später Schwerhörige zum HNO-Arzt gehen: Ihr Gehirn muss sich erst wieder an die neue Geräuschvielfalt gewöhnen. "Da dies vor allem in der Anfangsphase irritierend sein kann", weiß Homoth, "stecken viele Betroffene ihre Geräte frustriert in die Schublade, bevor sie den Nutzen der Apparate erfahren können", - eine vor allem bei fortgeschrittener Schwerhörigkeit folgenschwere Ungeduld.

    Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, empfehlen die HNO-Fachärzte dringend, Hörschäden so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. Im Zweifelsfall kann ein Hörtest beim HNO-Arzt Klarheit verschaffen, wie leistungsfähig das Gehör noch ist. Verordnet der Arzt nach Abschluss der Diagnostik ein Hörgerät, sollten Betroffene die Geduld aufbringen, ein auf ihre Hörprobleme optimal eingestelltes Gerät zu finden. Dabei hilft der Hörgeräteakustiker, der den Patienten eine Vorauswahl von drei Geräten anbietet und die individuelle Anpassung vornimmt. Danach sollte man die Tragedauer schrittweise steigern - in der Anfangsphase zunächst nur über kürzere Zeiträume, dann allmählich länger, bis das Gerät schließlich den ganzen Tag problemlos seinen Dienst im Ohr verrichten kann. Nach Abschluss der Testphase stellt sich der Patient erneut dem HNO-Arzt zur Überprüfung und Schlussabnahme vor. "Wichtig ist auch die Nachsorge", betont Homoth. Dazu gehört eine gleitende Nachanpassung und die regelmäßige Kontrolle der Hörhilfe durch HNO-Arzt und Hörgeräte-Akustiker. Auch ein Kommunikationstraining kann erforderlich sein.

    Um die Hörgeräteversorgung betroffener Patienten in Deutschland zu verbessern wollen die HNO-Ärzte und die Bundesinnung der Hörgeräteakustiker nun gemeinsam neue Konzepte entwickeln. "Durch Einsatz von Qualitätsleitlinien und Hörerfolgsprogrammen im Sinne eines integrierten Qualitätsmanagements zwischen dem HNO-Arzt, dem Hörgeräteakustiker und dem Patienten", so Homoth, "soll auch den Forderungen der Kostenträger nach einer effektiven und dabei Kosten sparenden Versorgung Rechnung getragen werden." Hierzu zählen kontinuierliche Fortbildungen, Datenerhebungen und -dokumentation zur Überprüfung des einzelnen Versorgungsfalles sowie eine kontinuierliche Qualitätskontrolle durch eine unabhängige Zentralstelle für Qualitätsmanagement.

    Hörgeräte können die Lebensqualität der Betroffenen dramatisch bessern. Dies belegen zahlreiche Untersuchungen. Befragte mit Hörhilfen sind im Schnitt weit weniger ängstlich, angespannt und unsicher, leiden deutlich seltener an Depression und Verfolgungswahn (Paranoia), berichteten über wesentlich entspanntere Familienbeziehungen und aktiveres Sozialleben. Kurz: Der "Knopf im Ohr" bringt seinen Träger zurück ins volle Menschenleben.

    Pressestelle: Barbara Ritzert; ProScientia GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
    Tel.: 08157/93 97-0; Fax: 08157/93 97-97;
    e-mail: ritzert@proscientia.de

    ACHTUNG REDAKTIONEN:
    Pressekonferenz:
    HNO-Heilkunde für das 3. Millenium
    Montag, 6. Mai 2002, 11.00 Uhr
    "Paracelsus-Zimmer", Kassenärztliche
    Vereinigung Nord-Württemberg
    Albstadtweg 11, 70567 Stuttgart


    Weitere Informationen:

    http://www.hno.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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