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06.05.2002 11:39

Proteste am 1. Mai sind organisierte Events

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Im Zusammenhang mit den jüngsten Protestereignissen zum 1. Mai in Berlin und Hamburg wird in den Medien von "Ritualen ohne Sinn" (SZ vom 2.5.2002, S.12), von "Randale ohne Inhalt" (spiegel.de, 2.5.2002) oder schlicht vom "Ritual der Gewalt" (berlinonline.de, 2.5.2002) gesprochen. In diesen Beiträgen wird der Eindruck erweckt, die Protestakteure handelten sozusagen "reflexartig" oder unter dem die Sinne "vernebelnden" Einfluss der Dynamik von Massen. Kurz: Sie handelten nicht im eigentlichen Sinne, sondern sie verhielten sich. Sie agierten ohne Bezugnahme auf einen Sinn. Dazu nimmt Dipl.-Soz. Thomas Bucher vom Projekt "Globalisierungsgegner: eine bewegte Szene?" im Fach Allgemeine Soziologie am Fachbereich 12 der Universität Dortmund Stellung.

    Der Sichtweise der Medien widerspricht allein schon die zu konstatierende Organisiertheit der Protestereignisse, die sich etwa in der Gleichzeitigkeit des Aufflammens mehrerer 'Krawallherde' (Kreuzberg und Prenzlauer Berg) zeigt. Mithin könnte es also sein, dass auch Protestereignisse wie jene in Berlin und Hamburg durchaus als geplante bzw. entworfene Handlungen zu verstehen sind, die sich im Bezug auf den Sinn konstituieren, dass hier die Lust an der 'Action' bzw. der Spaß am 'Krawall' verwirklicht werden soll.

    In diesem Verstande wären also diese Ereignisse zum 1.Mai als 'Events' zu bezeichnen, die derselben Logik folgen wie z.B. die 'Mayday' in den Dortmunder Westfalenhallen.

    Eine Vermischung unterschiedlicher Aktivitäten mit unterschiedlichen Erlebnisqualitäten - unter anderem freilich auch mehr oder weniger gewalttätige Ausschreitungen - verzeichnen wir ebenso im Zusammenhang mit den Protestereignissen der Globalisierungskritiker. Spätestens seit Genua wird bekanntlich anhaltend über das Verhältnis letzterer zur Gewalt debattiert.

    Im Kontext eines laufenden Forschungsprojektes gehen wir unter Leitung von Prof. Dr. Ronald Hitzler der Frage nach, inwieweit sich mit der 'Globalisierungskritik' ein neues soziales Phänomen konstatieren lässt, in dem szeneförmiges Spaß-Haben und bewegungstypische politische Partizipationsabsichten synthetisiert werden, und inwieweit sich dadurch ein neuer 'Zeitgeist' abzeichnen könnte, der den jugendkulturell dominanten Party-Hedonismus der Neunziger Jahre abzulösen beginnt.
    ____________________________________________________________
    Kontakt: Thomas Bucher (0173/ 350 4092)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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