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04.05.2012 10:23

Zwischen Universalismus und partikularem Anspruch

Dr. Constanze Alt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung der Doktorandenschule Laboratorium Aufklärung vom 6. bis 8.5. an der Uni Jena

    „Zwischen Universalismus und partikularem Anspruch – Das Prinzip Aufklärung im gesellschaftlichen Spannungsfeld“, so lautet der Titel einer interdisziplinären und multinational besetzten Tagung, die vom 6. bis zum 8. Mai an der Doktorandenschule des Laboratoriums Aufklärung der Universität Jena stattfindet. Die dreitägige Veranstaltung hat Kristina-Monika Hinneburg, Stipendiatin an der Doktorandenschule Laboratorium Aufklärung, gemeinsam mit ihrer Kollegin Gra?yna Jurewicz, Mitarbeiterin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt am Main, konzipiert.

    „Wir verstehen unter dem Begriff ‚Aufklärung? einen unabschließbaren Prozess“, erklärt Kristina-Monika Hinneburg, die in Jena bei Prof. Dr. Stefan Matuschek promoviert. Die Aufklärung als Aufgabe fordere sowohl das Individuum als auch die Gesellschaft als Ganzes heraus; in einem speziellen Sinne gelte das für Minoritäten und minorisierte Gruppen. Angesichts festgefahrener gesellschaftlicher Strukturen müssten diese besondere Hindernisse bewältigen, um Machtgefüge zu durchbrechen und neu zu ordnen. „Das 18. Jahrhundert – das Zeitalter der historischen Aufklärung – hat zwar für sich das Prinzip der universellen Vernunft reklamiert, die Praxis war jedoch von dieser theoretischen Bestimmung weit entfernt: Beispielsweise galten Frauen als nicht vernunftbegabte Wesen, weshalb ihnen die Teilhabe an der Aufklärung lange Zeit verwehrt blieb“, betont die Literaturwissenschaftlerin Hinneburg.

    Einen Schwerpunkt haben Hinneburg und Jurewicz auf die „Haskala“, die jüdische Aufklärung, gelegt. Das problematische Verhältnis zwischen Universalismus und partikularem Denken wird nach Hinneburgs Meinung deutlich, wenn man die Definition der Aufklärung aus der Feder Moses Mendelssohns mit derjenigen von Immanuel Kant vergleicht. „Kant hat die Aufklärung als Ausgang aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit bestimmt“, erklärt die Literaturwissenschaftlerin. „Für Kant trägt der Mensch die Verantwortung für seine Unaufgeklärtheit; seine Perspektive ist die eines weißen, männlichen Europäers. Mendelssohn hingegen bestimmt die Unaufgeklärtheit des Menschen vielmehr als fremd verschuldet, indem beispielsweise der Staat bestimmten Subjekten bürgerliche Freiheiten verwehre und sie damit der Werkzeuge der Aufklärung beraube.“ Im Falle der Haskala habe sich die Minderheit gegenüber der Mehrheit behaupten können; die Machtlosen und Unsichtbaren konnten wirksam und die gesellschaftliche Ordnung revidiert werden. „Die jüdische Aufklärung kann als Paradebeispiel bzw. Paradigma einer Minoritätenaufklärung gedeutet werden. Sie war nicht nur nach innen gerichtet, sondern stellte neben dem eigenen auch den gesamtgesellschaftlichen Status Quo in Frage. Das Kolloquium zielt darauf ab, dieses Interpretationsangebot durch die Gegenüberstellung diverser Aufklärungsbewegungen zu überprüfen und sichtbar zu machen“, erklärt Hinneburg. Als weitere thematische Schwerpunkte der Tagung benennt sie den Islam in Europa und die amerikanische Aufklärung, wobei sie vor allem auf die Emanzipation der Frauen und der Sklaven verweist.

    „Wir freuen uns über die Resonanz auf das Thema und den fachlichen Austausch über institutionelle und geographische Grenzen hinweg“, betont Hinneburg. Die Vortragenden sind mehrheitlich Nachwuchswissenschaftler/innen aus Europa, aber auch aus den USA und China; unter ihnen sind Doktoranden und Doktorandinnen wichtiger Forschungsstellen: des internationalen Promotionsprogramms ENGLOBE Enlightenment and Global History (u. a. Potsdam), des Exzellenznetzwerks Aufklärung – Religion – Wissen (Halle) oder auch des Sorbischen Instituts (Bautzen).

    „Wie ein Prisma, in das Licht hineinfällt“, sollen die Eröffnungsvorträge wirken und das ganze thematische Spektrum des Kolloquiums aufzeigen. Entsprechend werden Prof. Dr. Gudrun Hentges (Fulda), Prof. Dr. Volker Depkat (Regensburg) und apl. Prof. Dr. Christoph Schulte (Potsdam) nicht nur die Tagung eröffnen, sondern während ihres Verlaufs auch als Mentoren zur Verfügung stehen. Das genaue Programm der ohne Voranmeldung auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglichen Veranstaltung ist zu finden unter www.dsla.uni-jena.de/aktuelles. Unterstützt wird das Kolloquium u. a. vom Zentrum für Religionspädagogische Bildungsforschung (ZRB).

    Kontakt:
    Kristina-Monika Hinneburg, M.A.
    Doktorandenschule Laboratorium Aufklärung, Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Bachstraße 18k, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944977
    E-Mail: kristina.hinneburg[at]gmx.net


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik
    regional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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