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07.05.2002 14:34

Verein für Thüringische Geschichte feiert 150. Jubiläum an der Uni Jena mit Ministerpräsident Vogel

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Landesgeschichte erforscht und geprägt

    Jena (07.05.02) Der Verein für Thüringische Geschichte e. V. begeht in diesen Tagen sein 150-jähriges Bestehen. Am Sonnabend (11. Mai) findet ab 10.30 Uhr in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Fürstengraben 1) eine öffentliche Festveranstaltung statt, an der auch Thüringens Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel teilnehmen wird.

    1852 gegründet nahm der Verein sogleich nach der politischen Wende seine Tätigkeit am 1. März 1990 wieder auf. Er versteht sich als ein Kommunikations- und Konsultationszentrum für landeskundliche Bestrebungen in Thüringen. Der Verein fördert die territoriale, regionale und lokale Geschichtsforschung in Thüringen in all seinen früheren und jetzigen Bestandteilen ohne zeitliche Begrenzung und in einem weit gefassten kulturgeschichtlichen Rahmen. Eigene Forschungen seiner derzeit rund 300 Mitglieder tragen hierzu bei, aber auch die Zusammenarbeit mit interessierten Laien.

    "Der Verein hat nach seiner Wiederbegründung vielseitige Unterstützung erfahren", sagt der gegenwärtige Vorsitzende Doz. Dr. Konrad Marwinski. "Das Vereinsjubiläum ist Anlass, Begonnenes fortzuführen und Neues in Angriff zu nehmen", unterstreicht der ehemalige Direktor der Thüringer Universitätsbibliothek. Neben zahlreichen weiteren Aktivitäten liegt es dem Verein besonders am Herzen, seinem in der Satzung verankerten Auftrag nachzukommen und über die Vermittlung von landesgeschichtlichen Kenntnissen zur Entwicklung eines identitätsstiftenden Landesbewusstseins beizutragen.

    Es waren sieben Jenaer Professoren - Historiker, Philologen, Juristen und Theologen -, die 1852 den Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde gründeten. Die Vereinsgründung erfolgte im Nachklang zu den revolutionären Ereignissen von 1848/49 und angesichts des Scheiterns der mit der Frankfurter Nationalversammlung verbundenen Hoffnungen auf einen einheitlichen deutschen Nationalstaat. Eine weitere Motivation waren die steckengebliebenen innerthüringischen Einigungsbestrebungen. Persönlich in diese gesellschaftspolitischen Vorgänge integriert, unternahmen die Vereinsgründer den Versuch, wenigstens die kleinstaatliche Struktur Thüringens - wenn auch nur für die Historiographie - zu überwinden. Damit entsprachen sie offensichtlich einem allgemeinen Bedürfnis, denn die sich rasch um die Gründer versammelnden Mitglieder kamen aus allen Teilen Thüringens. Weit über die Hälfte der Vereinsgründer verließen Jena, bedingt durch den Wechsel an andere Universitäten, innerhalb weniger Jahre. An ihre Stelle traten neu berufene, meist nicht aus Thüringen stammende Hochschullehrer, die das begonnene Werk fortsetzten. Kontinuierlich dagegen fungierten Vertreter der Jenaer Verlagshäuser Frommann und Gustav Fischer als Schatzmeister, die auch die Vereinspublikationen verlegerisch betreuten.

    Viele Vorhaben, die der Verein in der Vergangenheit angeregt hat, sind inzwischen verwirklicht worden. Zu Anfang, als diese Aufgabe noch nicht von einer amtlichen Denkmalpflege wahrgenommen wurde, bezog der Verein auch die Sammlung und Erhaltung "vaterländischer Altertümer" in sein Aufgabenspektrum mit ein. Im Interesse der historischen Forschungen setzte sich der Verein erfolgreich für die Öffnung der staatlichen thüringischen Archive ein. Als Vereinsorgan erreichte die "Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde" zwischen 1852 und 1943 insgesamt 45 Bände, in denen für die Jahre von 1878 bis 1943 auch eine "Bibliographie des thüringischen Schrifttums" veröffentlicht wurde. Die Vereinspublikation zählt bis heute zu den führenden landesgeschichtlichen Zeitschriften Deutschlands. Der Verein regte die Erarbeitung des Inventars der "Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens" an, ließ das umfangreiche "Regestenwerk der Urkunden zur thüringischen Geschichte" durch Otto Dobenecker bearbeiten und rief das "Thüringische Wörterbuch" ins Leben, an dem bis heute gearbeitet wird.

    Unter den Vereinsvorsitzenden ragt die Persönlichkeit des Jenaer Rechtsprofessors und Autors der ersten Verfassung des Freistaates Thüringen von 1920, Eduard Rosenthal (1853-1926), hervor. Mit der Ausrichtung der 50-Jahrfeier des Vereins 1902 übernahm er den Vorsitz, der mit seinem Tod 1926 endete. Eine 100-Jahrfeier hat es nicht gegeben, denn zwischen 1949 und 1989 war dem Verein unter den kulturpolitischen Rahmenbedingungen der DDR ein Wirken untersagt. Eine Integration in den Kulturbund kam für den letzten Vorsitzenden, den Jenaer Landeshistoriker Friedrich Schneider (1887-1962), nicht in Frage.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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