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08.05.2002 08:08

Lupus-Forschungspreis für SLE-Projekt im Kompetenznetz Rheuma

Dr. Julia Rautenstrauch Geschäftsstelle der DGRh
Kompetenznetz Rheuma in der Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

    Presseinformation Kompetenznetz Rheuma 5/02
    Der mit 10.000 DM dotierte Forschungspreis der Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e. V. geht in diesem Jahr an den Arbeitsbereich Immunvaskulitiden des Kompetenznetzes Rheuma. Hier arbeiten Rheumazentren, die Patienten mit systemischem Lupus erythematodes betreuen, seit dem Jahr 2000 eng zusammen. Mit dem Preisgeld wird ein Forschungsprojekt zum Erhalt der Fruchtbarkeit von jungen SLE-Patientinnen unter der Therapie mit zellschädigenden Substanzen unterstützt.

    Der systemische Lupus erythematodes (SLE) zählt zu den entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen und kann Haut, Gelenke und innere Organe befallen. Dem schmetterlingsförmigen roten Gesichtsausschlag verdankt die Krankheit ihren Namen. "Lupus" heißt soviel wie "Flechte im Gesicht" und "Erythem" bedeutet Hautrötung. Tatsächlich zeigt nur jede(r) zweite Kranke den typischen Schmetterlingsausschlag auf den Wangen, und zwar bevorzugt nach Sonnenbestrahlung. Jährlich gibt es in Deutschland 6-8 neue Fälle auf 100.000 Einwohner. 9 von 10 Kranken sind weiblich, betroffen sind vor allem Frauen im gebärfähigen Alter.

    Die Prognose bei SLE hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert. Nach Daten der Universitätsklinik Erlangen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate heute bei 96,7 %. "Selbst schwere Erkrankungsformen mit Beteiligung der Nieren, die früher zumeist tödlich verliefen, können heute in der Regel erfolgreich behandelt werden", betont Prof. Dr. Bernhard Manger von der Medizinischen Klinik III mit Poliklinik der Universität Erlangen. Der Durchbruch ist der Einführung von Kortison und Cyclophosphamid, einem Medikament aus der Krebstherapie, in die Behandlung von Patienten mit schwerstem SLE zu verdanken.

    Leider werden die verbesserten Überlebenschancen nicht ohne Schattenseiten erkauft. "Ein Hauptproblem der Anwendung von Cyclophosphamid bei den meist jungen SLE-Patientinnen ist eine irreversible Schädigung der Eierstöcke, die zu Unfruchtbarkeit und vorzeitigem Eintritt in die Wechseljahre führt. Damit verbunden ist nicht nur ein erheblicher Verlust an Lebensqualität, sondern auch weitere Langzeitfolgen wie eine beschleunigte Arteriosklerose oder die Entwicklung einer Osteoporose", so Prof. Manger.

    Die Häufigkeit dieser Nebenwirkung ist vom Alter der Patientin und von der Intensität der notwendigen Therapie abhängig. Eine irreversible Funktionsstörung der Eierstöcke unter intravenöser Cyclophosphamidtherapie entwickeln laut Literatur 13 % der SLE-Patientinnen unter 20 Jahren, 50 % der Patientinnen zwischen 20 und 30 Jahren und über 100 % der Patientinnen jenseits des 30. Lebensjahres. Unter kontinuierlicher oraler Einnahme von Cyclophosphamid sind 71 % davon betroffen.

    Die Uhr der Eierstöcke zurückdrehen

    Mittlerweile gibt es jedoch Hoffnung, die Eierstöcke vor der Zerstörung durch Cyclophosphamid bewahren zu können. Man nutzt dabei die Erkenntnis, dass die Eierstöcke vor Erreichen der Pubertät deutlich widerstandfähiger gegen zellschädigende Medikamente wie Cyclophosphamid sind, weil sie sich noch in einer Art Ruhezustand befinden. Durch die Gabe eines so genannten Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonisten (GnRH-a) lässt sich auch bei geschlechtsreifen Frauen ein hormonelles Milieu erzeugen, das dem Zustand vor Eintritt der Pubertät entspricht. Erste Daten aus kleinen, offenen Studien deuten an, dass sich damit ein Schutz der Eierstöcke erreichen lässt:
    * Krebskranke Frauen, die Cyclophosphamid im Rahmen einer Chemotherapie erhielten, hatten später in 93 % wieder normale Monatszyklen, wenn sie zusätzlich mit einem GnRH-a behandelt worden waren. In der Kontrollgruppe ohne GnRH-a waren es nur 40 %.
    * SLE-Patientinnen profitierten einer israelischen Pilotstudie zufolge von der monatlichen Injektion eines GnRH-a parallel zur Cyclophosphamid-Therapie. Die Eierstocksfunktion aller 7 kombiniert behandelten Patientinnen blieb erhalten, während es bei 4 von 8 Patientinnen der Kontrollgruppe ohne GnRH-a-Zusatzbehandlung zu einem totalen Funktionsverlust der Eierstöcke kam, wobei 2 dieser Patientinnen unter 24 Jahre alt waren.

    Umfassende Untersuchungen sollen nun diese begrenzten Erfahrungen absichern und eine erste Nutzen-Risiko-Abwägung ermöglichen. Zu diesem Zweck arbeiten im Kompetenznetz Rheuma alle Zentren zusammen, die größere Zahlen von SLE-Patientinnen behandeln, insbesondere die Zentren in Berlin (Berlin-Buch und Charité), Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Hannover und Lübeck/Bad Bramstedt, aber auch viele kleinere rheumatologische Institutionen. "Von entscheidender Bedeutung für Rekrutierung und Betreuung der Patienten ist dabei die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Selbsthilfegruppen", unterstreicht Prof. Manger. Nur durch diese Kooperation wird es möglich sein, ausreichend große Patientinnenzahlen zusammenzustellen, um die wichtige Frage des Erhalts der Eierstocksfunktion unter einer Therapie mit Cyclophosphamid zu beantworten.

    In einer ersten Phase des Forschungsprojekts soll bei allen SLE-Patientinnen, die Cyclophosphamid erhalten, die Funktion der Eierstöcke in den Blick genommen werden. Dazu gehören umfassende Hormonuntersuchungen und die Erfassung vorzeitiger Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen etc. Gleichzeitig werden in Zentren, die bereits eine GnRH-a-Begleittherapie einsetzen, die Verläufe rückwirkend mit denen von Patientinnen ohne Begleittherapie verglichen. Dabei soll auch die Knochendichte gemessen werden, um eventuelle Beeinträchtigungen durch den fehlenden Östrogeneinfluss unter dem GnRH-a zu erfassen. Diese Daten werden dann zur Vorbereitung einer randomisierten kontrollierten Studie herangezogen, die im Rahmen des Kompetenznetzes Rheuma realisiert werden soll.

    Der Lupus-Forschungspreis 2002 unterstützt diese Forschungsarbeit zum Erhalt von Eierstocksfunktion und Fruchtbarkeit bei SLE-Patientinnen. Frau Karin Clement, Schirmherrin der Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft, wird den Preis im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie vom 18.-21. September 2002 in Berlin überreichen. Prof. Manger wird ihn stellvertretend für den Arbeitsbereich Immunvaskulitiden im Kompetenznetz Rheuma entgegennehmen.

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Bernhard Manger, Medizinische Klinik III mit Poliklinik, Postfach 2306,91012 Erlangen
    Tel.: 09131 853 2075, Fax: 09131 853 4770, bernhard.manger@med3.imed.uni-erlangen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.rheumanet.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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