Universität Jena erhält neues mathematisches Graduiertenkolleg
Jena (08.05.02) "Eine saubere Beschreibung der Wirklichkeit ist nur durch Formeln möglich, die im allgemeinen nicht vollständig lösbar sind", gibt der Jenaer Mathematiker Prof. Dr. Werner Linde zu. Um diese Beschreibungen dennoch möglichst exakt zu ermitteln, verwenden die Mathematiker Annäherungsverfahren. Dieses "Pi mal Daumen" nennt man in der Fachsprache Approximation und ist das Thema eines neuen Graduiertenkollegs, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) jetzt der Friedrich-Schiller-Universität Jena bewilligt hat.
Mit über 650.000 Euro fördern DFG und das Land Thüringen ab Oktober das Kolleg "Approximation und algorithmische Verfahren" an der Fakultät für Mathematik und Informatik für drei Jahre - eine Verlängerung ist nach positiver Begutachtung möglich. Mit den Mitteln werden insgesamt zwölf Doktoranden- und zwei Postdoktoranden-Stellen finanziert. Die Ausschreibungen sollen in den nächsten Tagen weltweit versandt werden, da der geeignete wissenschaftliche Nachwuchs derzeit alleine in Deutschland kaum zu finden ist. "Mathematiker werden momentan überall gesucht, und mit den finanziellen Angeboten der Wirtschaft können wir nicht konkurrieren", weiß Kolleg-Sprecher Linde. Dennoch ist der Jenaer Mathematiker optimistisch, qualifizierte Bewerbungen zu erhalten, "denn die Bedingungen in einem Graduiertenkolleg sind fast optimal". Zudem wird das international angelegte Kolleg von Jenaer Mathematikern sowie Informatikern betreut, die durch externe Gastvorträge, Herbstschulen und ein reichhaltiges Angebot von Spezialvorlesungen ergänzt werden.
Schwerpunkt des neuen "Centers of Excellence" ist die "theoretische Fundierung der numerischen und angewandten Mathematik", sagt Prof. Linde, einem der aktuellsten und drängendsten Felder der Mathematik der nächsten Jahrzehnte. "Die numerische Mathematik besteht im wesentlichen darin, komplizierte Probleme, die man nicht exakt lösen kann, approximativ zu lösen", erläutert er. Komplizierte Gleichungen, wie sie z. B. in der Finanzmathematik oder der diskreten Optimierung auftreten, werden in überschaubare Gleichungen zerlegt. "Man sucht einfachere Aufgaben, die mit unseren Methoden lösbar sind", beschreibt Linde. "Was man daraus erhält, ist eine Nährung der wirklichen Lösung." Und um der realen Lösung möglichst nah zu kommen, wollen die Jenaer Mathematiker im neuen Graduiertenkolleg zahlreiche theoretisch sehr anspruchsvolle Aufgaben bewältigen. Dabei haben sie einen großen Vorteil: Ihre Arbeiten sind nicht besonders kostenintensiv. "Die Methode wird zunächst gedacht, und erst am Ende wird die Umsetzbarkeit am Rechner ausprobiert", weiß Linde aus langjähriger Erfahrung.
Kontakt:
Prof. Dr. Werner Linde
Institut für Stochastik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 1-4
07743 Jena
Tel.: 03641 / 946275
Fax: 03641 / 946252
E-Mail: Werner.Linde@mathematik.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch
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