Mit jeder Karrierestufe nimmt der Anteil von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Migrationshintergrund ab. Das neue Heft der Zeitschrift „die hochschule“ untersucht die multivariablen Gründe für diese Barrieren und diskutiert erste Ansätze für mehr Chancengerechtigkeit im deutschen Wissenschaftssystem.
Dem Ruf nach einer Internationalisierung der deutschen Wissenschaft folgend kommen inzwischen ein Drittel der Studierenden und ein Viertel aller Doktoranden aus dem Ausland oder aus zugewanderten Familien. Unter den angestellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an deutschen Hochschulen sind jedoch nur ein Fünftel Migrant/innen und unter Professorinnen und Professoren sowie in den Führungspositionen innerhalb der Hochschulen nimmt der Anteil der Migrant/innen weiter ab. Diese Kaskade deutet auf illegitime Barrieren im Wissenschaftssystem, die die Erfolgsaussichten nicht allein von wissenschaftlicher Leistung, sondern auch von regionaler, kultureller und sozialer Herkunft abhängig machen.
Seit einigen Jahren rückt der Einfluss der Herkunft auf Bildungs- und Berufschancen in das politische und wissenschaftliche Interesse. Mit dem Begriff „Migrationshintergrund“ wird versucht, das Phänomen zu beschreiben und z.B. auch in der Statistik messbar zu machen. Allerdings zeigt ein differenzierterer Blick, dass mit diesem Begriff sehr unterschiedliche Bedingungen beschrieben werden, die kaum als übergreifendes Merkmal angesehen werden können: Zahlreiche Operationalisierungen der theoretischen und empirischen Ansätze in der Bildungsforschung richten ihre Aufmerksamkeit auf einen je anderen Personenkreis, und zwar nicht nur hinsichtlich des Migrationsstatus, sondern auch bezüglich der Position in der akademischen Welt.
Das aktuelle Heft „die hochschule“ strukturiert diese Debatte, zeigt verschiedene Zugänge zu den vorliegenden Daten und stellt qualitative Studien vor, die nach den Gründen für die oben beschriebene Entwicklung suchen. Ergänzend wird beispielhaft aufgezeigt, wie die Hochschulen selbst zu mehr Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft beitragen können. Damit richtet sich das Heft an Praktikerinnen und Praktiker aus Hochschule und Verwaltung ebenso wie an Hochschul- und Ungleichheitsforschung.
Das Heft enthält die folgenden Beiträge:
• Karsten König; Rico Rokitte: Migration – eine Ungleichheitsperspektive in der Wissenschaft?
• Aylâ Neusel: Untersuchung der inter- und transnationalen Karrieren von WissenschaftlerInnen an deutschen Hochschulen
• Andrea Löther: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Migrationshintergrund
• Almut Zwengel: Studium interkulturell. Bildungsinländer und Bildungsausländer im Vergleich
• Christina Kliegl; Ursula M. Müller: Diversity und Studienabbruch im Zeitalter von Bologna. Bedingungsfaktoren für Studienabbruchsgedanken in den alten und neuen Studiengängen an der Universität Duisburg-Essen
• Edith Pichler; Grazia Prontera: Kulturelles Kapital auf dem Weg zur Professur. Unterschiedliche Ausgangslagen von Wissenschaftler/innen mit Migrationshintergrund
• Anja Franz: „Es wurde immer unschaffbarer.“ Promotionsabbruch als Konsequenz von Handlungsstrategien zur Reduktion von Unsicherheit. Eine Fallstudie zum Promotionsverlauf einer ausländischen Doktorandin
• Matthias Otten: Interkulturelle Lern- und Bildungspotenziale im Hochschulstudium
• Jennifer Dusdal; Daniel Houben; Regina Weber: Migration, Bildungsaufstieg und Begabtenförderung. Entwicklungen in der Stipendiat/innenschaft der Hans-Böckler-Stiftung
• René Krempkow: Kann mit leistungsorientierter Mittelvergabe die Chancengerechtigkeit für Nachwuchswissenschaftler/innen mit Migrationshintergrund gefördert werden?
Außerdem stellt Lena Ulbricht im Forum Annahmen über den Dritten Bildungsweg auf dem Prüfstand und Frank Meier untersucht Möglichkeiten und Folgen universitärer Profilbildung. Wie üblich dokumentieren Peer Pasternack und Daniel Hechler aktuelle Publikationen zu Wissenschaft & Hochschulen in Ostdeutschland seit 1945.
Die Zeitschrift erscheint zweimal im Jahr; das Einzelheft kostet 17,50 Euro, das Abonnement 34,- Euro (für PrivatabonnentInnen 19,- Euro).
Karsten König/Rico Rokitte: Weltoffen von innen? Wissenschaft mit Migrationshintergrund (= die hochschule 1/2012). Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2011, 204 S. ISBN 978-3-937573-27-4. € 17,50.
Bestellungen an:
Institut für Hochschulforschung (HoF)
Vertrieb „die hochschule“
Collegienstraße 62
06886 Wittenberg
E-Mail: institut@hof.uni-halle.de
Fax: 03491/466-255
Tel. 03491/466-254
http://www.die-hochschule.de
http://www.hof.uni-halle.de/aktuelles.htm
die hochschule 1/2012: Weltoffen von innen? Wissenschaft mit Migrationshintergrund
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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